Das Kaufhaus der Kunst: Die Studio Galerie Berlin feiert ihren 40. Geburtstag

Die Begeisterung für das Kunsthandwerk teilt Gisela Frischmuth mit ihrem Nachfolger Jan Linkersdorff. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain. In den Regalen befinden sich Teller, Tassen oder Keramikanhänger. An den Wänden hängen Bilder. Schmuckunikate liegen in den Vitrinen. Im Schaufenster oder direkt im Raum stehen Vasen in allen Farben und Formen.

Willkommen in der Studio Galerie Berlin in der Frankfurter Allee 36. Seit 40 Jahren gibt es diese Einrichtung, seit knapp einem Vierteljahrhundert befindet sie sich an diesem Ort. Die längste Zeit wurde sie von Gisela Frischmuth geprägt. Die 71-Jährige hat die Leitung zwar inzwischen an ihre Tochter Susanne Bartel und Jan Linkersdorff vom Freundeskreis der Galerie übergeben hat, ist aber noch immer regelmäßig vor Ort.

Präsentiert und verkauft werden dort Keramik-, Schmuck oder Grafikarbeiten von rund 50 Künstlern und Werkstätten. Sie haben hier eine Ausstellungsfläche und einen Absatzmarkt. Zu haben sind manche Angebote bereits für einen Preis um die zehn Euro. Die Kundschaft beschränkt sich nicht, wie in vielen Galerien, auf einen kleinen Kreis. Auch wenn die meisten Käufer zum Stammpublikum gehören, das teilweise schon Jahre oder Jahrzehnte kommt, wie Gisela Frischmuth erzählt.

In den 40 Jahren ihres Bestehens war die Studio Galerie auch den veränderten Zeitläufen unterworfen. Eröffnet wurde sie 1975 am Strausberger Platz als eine von insgesamt 37 Verkaufsgalerien die im Rahmen des staatlichen Kunsthandels in der DDR zugelassen waren. Jede Galerie war auf bestimmte Segmente beschränkt. Die in Friedrichshain vor allem auf Keramik, Holz, Metall und Glas.

Gisela Frischmuth begann dort 1982 und wurde vier Jahre später die Leiterin. Schon zu DDR-Zeiten agierte sie häufig unkonventionell. In ihrer Galerie wurden auch Künstler präsentiert, die nicht dem offiziellen Verband angehörten.

In dieser Zeit seien auch Kontakte entstanden, die bis heute bestehen, sagt Gisela Frischmuth. Manchmal schon in der nächsten oder übernächsten Generation.

Freunde und Gönner halfen auch, als sich Gisela Frischmuth nach der Wende dazu entschloss, die Galerie zu übernehmen. Sie musste zunächst aus dem Gesamtbestand des staatlichen Kunsthandels losgeeist werden, der inzwischen zur „Art Union GmbH“ mutiert war. Gisela Frischmuth gelang das, weil sie die Treuhandanstalt von ihrem Konzept überzeugte. Der Kaufpreis betrug 25 000 Mark. Ein Freund streckte ihr das Geld vor.

Es folgten Seminare zum Thema Existenzgründung und Unternehmensführung in der Marktwirtschaft sowie ein Schnupperpraktikum in Hamburg, ehe Gisela Frischmuth am 3. Oktober 1991 ihre eigene Studio Galerie eröffnete. Gleichzeitig gab es den Umzug vom Strausberger Platz an die Frankfurter Allee. „Hier war einfach mehr los.“

Die Grundlage für ihr Geschäft waren gerade zu Beginn Künstler, die ihr schon zu DDR-Zeiten die Treue gehalten haben. Bis 1989 sei der Handel über die Verkaufsgalerien für manche gar nicht so lukrativ gewesen, erinnert sie sich. Sie veräußerten ihre Werke lieber privat. Nach der Wende wurde das aber schwerer und deshalb gab es zahlreiche weitere Anfragen.

Ob ein Objekt oder Bild in der Studio Galerie landet, hänge natürlich auch davon ab, ob es sich vielleicht ganz gut verkaufen lässt, sagt die langjährige Chefin. Aber manches Exponat kam auch ins Angebot, wenn nicht mit einem großen Kundennachfrage zu rechnen war, es aber als interessant oder vielleicht sogar extravagant erachtet wurde.

Schon deshalb findet sich eine ganze Menge Ungewöhnliches. Etwa eine Dose, von einem tschechischen Künstler nach Jugendstil-Art gefertigt. Oder eine Vase, die mit Negativen von Zeitungsausschnitten verziert ist. Und zu jedem Stück und dem Menschen, der es gefertigt hat, gibt es etwas zu erzählen.

Nicht nur deshalb ist bei Gisela Frischmuth die Begeisterung zu spüren, mit der sie lange ihr Geschäft betrieben hat und bis heute nicht ganz davon loskommt. Es werde sich auch immer ein Publikum finden, dass sich für Unikate jenseits der Massenware interessiere, ist sie überzeugt.

Daran wollen auch ihre Nachfolger nicht viel ändern. Höchstens vielleicht, dass der eine oder andere jüngere Künstler mit ins Repertoire genommen werde, sagt Jan Linkersdorff.

Ein weiteres Anliegen ist ihm ein besseres Erscheinunsbild der Frankfurter Allee. Die mache in weiten Abschnitten nicht unbedingt einen einladenden Eindruck. Vielleicht lasse sich das auch zusammen mit anderen Gewerbetreibenden in Zukunft etwas ändern. „Wie wäre es zum Beispiel mit einer Weihnachtsbeleuchtung vor den Geschäften?“

Die Studio Galerie Berlin ist Montag bis Freitag von 10 bis 19 und Sonnabend von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen: www.studio-galerie-berlin.de. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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