Abschied vom Wunderland: Ein Beispiel für das Geschäftesterben in Friedrichshain

Sandra Genthner und Driss El Yassini haben fünf Jahre ihr Kindercafé an der Sonntagstraße betrieben. Jetzt hoffen sie an anderer Stelle auf einen Neuanfang. | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • Sandra Genthner und Driss El Yassini haben fünf Jahre ihr Kindercafé an der Sonntagstraße betrieben. Jetzt hoffen sie an anderer Stelle auf einen Neuanfang.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Das Kindercafé "Driss im Wunderland" ist auch an diesem Sonntag gut besucht. Viele Familien sind zum traditionellen Brunch gekommen. Im großen Spielzimmer haben die Kleinen Spaß beim Klettern, Krabbeln oder Seil schwingen.

Das alles sieht nach Idylle aus, aber der Eindruck täuscht. Denn es war einer der letzten Tage für das Wunderland in der Sonntagstraße 26. Ende März war Schluss. Der Mietvertrag wurde nicht verlängert.

Das Kindercafé ist ein weiteres Beispiel für das aktuelle Verschwinden kleiner Gewerbetreibender im Bezirk. Bisher war dabei vor allem Kreuzberg im Fokus, etwa die Bäckerei Filou an der Reichenberger Straße und der Haushaltswarenladen Bantelmann. Bei diesen beiden sorgte vor allem lautstarker Protest dafür, dass die ursprünglichen Kündigungen erst einmal vom Tisch sind. Anders als beim Wunderland, wo das Aus nicht mehr abzuwenden war. Auch an anderen Adressen zeigt sich: Das Geschäftesterben hat längst Friedrichshain erreicht.

Bei den beiden Betreibern Driss El Yassini (51) und Sandra Genthner (44) lief die Kündigung ähnlich wie in anderen Fällen. Der fünfjährige Vertrag endete, fristgemäß wurde ihnen mitgeteilt, dass es keine Fortsetzung gibt. Gewerbemieter können nach aktueller Rechtslage viel einfacher auf die Straße gesetzt werden als Mieter einer Wohnung. Die Vorgeschichte scheint in diesem Fall allerdings etwas komplizierter gewesen zu sein. Das Inhaberpaar erzählt, dass es bereits in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert worden sei. Gleich nach der Eröffnung im Mai 2012 hätten sich bauliche Probleme gezeigt. Schon bei der Renovierung wäre eine hohe Feuchtigkeit im Keller festgestellt worden. Mehrfach sei der dortige Spielbereich bei Starkregen wegen einer fehlenden Rückstauklappe vollgelaufen. Teilweise über Monate konnte der Raum nicht genutzt werden. Geruchsbelästigungen wegen kaputter Dichtungen am Fettabscheider kamen später hinzu. Mehrmals hätten sie deshalb von vorne beginnen müssen, seien mit zusätzlichen Kosten und Einnahmeausfall konfrontiert worden, sagen Driss El Yassini und Sandra Genthner. Weil sie im vergangenen Sommer zwei Monate mit der Miete im Rückstand waren, habe das dem Eigentümer jetzt als eine Begründung für die Kündigung gedient.

Der Besitzer der Gewerbefläche verweist in einem Schreiben an die Betreiber darauf, dass die nicht um eine Verlängerung ihres Mitvertrags nachgesucht hätten. Ein direkter Kontakt mit ihm sei ihnen aber von der Hausverwaltung untersagt worden, verteidigt sich wiederum das Paar. Den hätten sie erst aufgenommen, als es schon zu spät gewesen sei.

Es half auch nichts mehr, dass die beiden zuletzt dachten, sie seien über dem Berg. Es gab endlich keine Baustellen mehr, das Geschäft habe sich gut entwickelt und sie wären jetzt auch in der Lage gewesen, Geld für die eher betriebsschwachen Wochen während der warmen Jahreszeit zurücklegen zu können.

Rund 2500 Euro im Monat haben Driss El Yassini und Sandra Genthner nach eigenen Angaben monatlich für ihr Wunderland bezahlt. Wie viel sich ihr Nachfolger die Räume kosten lässt, wissen sie natürlich nicht. Einziehen soll jetzt ein Sushi-Restaurant, das auch Cocktails anbieten will.

Seit das Ende feststand, hat es für das Wunderland große Solidarität gegeben. Rund 2000 Unterschriften kamen zusammen, die einen weiteren Verbleib forderten. Geändert hat das aber nichts.

Was jetzt noch bleibt, ist die Suche nach einem neuen Standort. Hilfe dabei hätten auch Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Grüne) und der SPD-Abgeordnete Sven Heinemann angeboten, erzählen Sandra Genthner und Driss El Yassini. Sie wissen, dass auch das nicht einfach wird und auf jeden Fall einige Zeit braucht. Aber sie hoffen darauf, auf eine Fortsetzung ihres Wunderlands in Friedrichshain. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 736× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 460× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.839× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.