Ein Möbelstück für die Ewigkeit
Beim ersten Sargbau-Workshop im Lazarus Hospiz kann man sein letztes Bett gestalten
Wollen Sie einmal in Ihrem Bücherregal oder in Ihrer Sitzbank beerdigt werden? Oder soll der Bestatter später die Sitzfläche und das Dach Ihrer Hollywoodschaukel nutzen, um Sie zur letzten Ruhe zu betten? Das ist alles denkbar, wenn der Sarg schon vor dem Tod da ist und zu Lebzeiten eben anders genutzt wird: Als Regal, Schrank, Truhe, Sitzbank, Bett oder Kunstwerk.
Im Lazarus Hospiz in der Bernauer Straße 115 können sich Interessierte ihren ganz persönlichen Sarg bauen und ihn künstlerisch gestalten. „Mit Fantasie und Mut gibt es viele Ideen, wofür man seinen Sarg verwenden kann“, sagt die Berliner Künstlerin Anna Adam. Am 13. und 14. Oktober will die Bühnenbildnerin im Lazarus Hospiz mit maximal fünf Interessierten individuelle Särge bauen. Mehr Platz ist nicht in der Hausmeisterwerkstatt des Lazarus-Heims, in der der erste Sargbau-Workshop stattfinden soll.
Mit dabei ist Lydia Röder, die den ambulanten Lazarus Hospizdienst leitet und ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiter ausbildet. Beim Sargbauen kommen die Teilnehmer ins Gespräch und beschäftigen sich intensiv mit den Themen Sterben, Tod und Trauer.
„Der Tod ist Teil des Lebens, warum sollte man sich selbst als festlichen Abschluss nicht feiern“, so Anna Adam. Jedes Möbelstück suchen sich die Leute aus; nur um den eigenen Sarg machen sich die wenigsten Gedanken. Alles, was mit dem Tod zu tun hat, wird oft verdrängt. Adam will in zwei Tagen den Teilnehmern helfen, sich ihren ganz individuellen Sarg zu zimmern. Vielleicht mit dem Lieblingsgedicht drauf oder mit besonderer Bemalung. Die gesetzlichen Regeln lassen da vieles zu, der Sarg sollte lediglich aus unbehandeltem Holzmaterial wie Eiche, Kiefer oder Buche sein und mit wasserlöslichen Farben bemalt sein.
Sarg zum Schnäppchenpreis
Wer gemeinsam mit der Künstlerin seine eigene Kiste designen möchte, müsste ihr vor dem Workshop mitteilen, welches Holz sie besorgen soll. Anna Adam bietet auch einen Sargrohling aus Kiefer, der noch unbehandelt und nicht ausgestattet ist. Diese Kiste kann man dann persönlich gestalten und als Möbelstück oder Wohnzimmerschmuck nutzen. Lediglich 300 Euro kostet der zweitägige Workshop inklusive Material. „Das ist tatsächlich ein Schnäppchen“, sagt die Künstlerin. Schließlich kosten Särge vom Bestatter schnell ein Vielfaches.
Adam macht den Sargbau-Workshop zum ersten Mal. Die 55-Jährige baut sich auf jeden Fall auch ihre eigene Kiste. „Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit dem Thema“, so Adam. Sie hat schon für einen Kunstaktion einen „begehbaren Krimi“ in einem Berliner Sarglager gebaut. Die Installation war Teil eines Hörspiels.
Der Sargbau-Workshop findet am 13. und 14. Oktober jeweils von 10 bis 18 Uhr im Lazarus Hospiz in der Bernauer Straße 115 statt und kostet inklusive Material 300 Euro. Interessenten müssen sich bis spätestens 1. Oktober bei Lydia Röder unter ¿ 46 70 52 76 oder per E-Mail an lazarushospiz-ambulant @lobetal.de anmelden. Anzugeben ist dabei, ob ein Sarg komplett gebaut oder ein vorhandener Kiefernsarg umgebaut werden soll. Das passende Material wird zur Verfügung gestellt.
In Würde sterben
Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal bietet am Standort Lazarus Campus einen ambulanten und stationären Hospizdienst an. Der ambulante Hospizdienst bietet Begleitungen von schwer kranken und sterbenden Menschen sowie deren Angehörigen in häuslicher Umgebung an. Diese Begleitungen werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern übernommen und sind kostenfrei. Das stationäre Lazarus Hospiz mit 16 Plätzen in der Bernauer Straße ist für schwerkranke und sterbende Menschen ein Ort, an dem ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben bis zuletzt möglich ist.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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