Keine Extrawurst für die IG Metall
Auch die Gewerkschaft soll bei Neubau für preisreduzierte Wohnungen sorgen

Noch Platz für eine "Arrondierung". Das Grundstück von der Neuenburger Straße aus gesehen. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Noch Platz für eine "Arrondierung". Das Grundstück von der Neuenburger Straße aus gesehen.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Bei privaten Investoren besteht die Bezirkspolitik darauf, dass sie, wenn irgendwie durchsetzbar, die Vorgabe eines preisreduzierten Anteils von 30 Prozent bei Wohnungsbau einhalten.

Das gelte auch für einen Bauherren, dem ansonsten großes Wohlwollen entgegen gebracht werde, befanden Mitglieder im Stadtplanungsausschuss. Gemeint ist die IG Metall. Sie plant einen Erweiterungsbau an ihrem Gebäude an der Alten Jakobstraße. Ungefähr ein Drittel der geplanten Wohnungen für lediglich rund 6,50 Euro pro Quadratmeter anzubieten, fällt den Metallern aber schwer.

In dem Dreieck an der Alten Jakob-, Linden- und Neuenburger Straße befindet sich die Berliner Repräsentanz der Arbeitnehmervertretung. Aber natürlich werde die Präsenz in der Hauptstadt immer wichtiger, erklärte Stephan Achenbach. Dafür gelte es, Vorsorge zu treffen. Achenbach ist Geschäftsführer der IGEMET GmbH, der Immobiliengesellschaft der IG Metall. Der Mutter seien solche Aktivitäten nämlich direkt untersagt, weil sie sich ausschließlich aus den Beiträgen der Mitglieder finanziere, verdeutlichte er.

Sein Unternehmen ist deshalb für die Baupläne in Kreuzberg verantwortlich. Sie sahen zunächst nur Büro- und Gewerbeflächen vor. Dafür gab es bei einer Bauvoranfrage einen grundsätzlich positiven Bescheid. Allerdings verbunden mit dem Hinweis, auch die Sanierungssatzung zu beachten. Das Grundstück liegt im Sanierungsgebiet südliche Friedrichstadt. Damit sind Vorgaben verbunden. Einige beziehen und den vergünstigten 30-Prozent-Anteil. Es wurde überlegt, wie mit den Vorgaben umzugehen ist. Ergebnis: Der Gewerbeanteil solle 68 Prozent des Bauvolumens betragen, dazu kämen 24 Wohnungen.

Die schwer zu schluckende Kröte: Es sollte durchgehend ein Mietpreis von zehn Euro gelten. Günstiger sei keine Wohnung zu errichten, versuchte Stephan Achenbach mit Zahlenbeispielen zu belegen. Zudem bedeute selbst dieser Betrag eher Verlust als Gewinn. Und so hoch sei diese Summe auch wieder nicht. Sie bewege sich sozusagen im mittleren Bereich, bezahlbar etwa für einen Polizisten mit zwei Kindern.

Außerdem befinden sich auf dem IG Metall-Areal bereits 43 Wohnungen, deren Quadratmeterpreis im Durchschnitt 6,62 Euro betrage. Bei zwei liege der sogar bei nur 2,50 Euro. Bliebe es bei der Forderung nach dem preisgünstigen Segment, müsse er der Gewerkschaft von der Investition abraten.

Argumente, mit denen sich einige Ausschussmitglieder aber trotzdem nicht vom Gleichheitsgrundsatz abbringen ließen. Der Anteil werde allen abverlangt, machte Werner Heck (Bündnis90/Grüne) deutlich. Auch für die IG Metall könne es daher keine Ausnahme geben.

Ähnlich klang das bei Lothar Jösting-Schüßler (Linke), der betonte, seit 1966 Mitglied der Metallgewerkschaft zu sein. Deshalb sei er auch Adressat ihrer Jahresberichte. Aus denen gehe hervor, dass es der Gewerkschaft finanziell gerade nicht allzu schlecht gehe. Jösting-Schüßler brachte allerdings noch eine Frage ins Spiel, die vor allem die SPD-Vertreter im Ausschuss aufgriffen. Nämlich, ob der Bauherr über die Sanierungssatzung überhaupt zu Wohnungsbau verpflichtet werden könne? Laut Bebauungsplan handle es sich hier um ein Kerngebiet, in dem sowohl Wohnen, als auch Gewerbe erlaubt seien. Ersteres wäre schon sehr stark vertreten. Er würde der IG Metall raten, das einmal baurechtlich prüfen zu lassen, fand Volker Härtig (SPD).

Zielführender entwickelte sich im Verlauf der Ausschusssitzung ein anderer Ansatz, nämlich eine Art Quersubventionierung. Etwa so: Ein Drittel der Wohnungen kostet nur 6,50, ein weiteres 13,50 Euro, beim Rest bleibt es bei zehn Euro. In der Summe wäre das Ergebnis gleich. Stephan Achenbach nahm diese Idee zumindest erst einmal mit.

Noch Platz für eine "Arrondierung". Das Grundstück von der Neuenburger Straße aus gesehen. | Foto: Thomas Frey
Baudenkmal und Hauptstadtrepräsenzanz. Das IG Metall-Haus. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 768× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 782× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 473× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 924× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.855× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.