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Der milde Westen: „Colt Express“

Wenn der "Colt Express" über den Familientisch dampft, dann ist Spaß und Spannung angesagt. | Foto: L.U. Dikus
  • Wenn der "Colt Express" über den Familientisch dampft, dann ist Spaß und Spannung angesagt.
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So eine Bahnfahrt im Wilden Westen war trotz herrlicher Landschaften alles andere als ein reines Vergnügen. Überfälle standen an der Tagesordnung. Um so vergnüglicher geht es am Spieltisch zu, wo stets ein Marshal mitfährt und die Teilnehmer als rivalisierende Zugräuber einander permanent in die Quere kommen.

Doch damit es bei „Colt Express“ überhaupt losgehen kann, ist erst einmal eine gute halbe Stunde Bastelzeit angesagt, um Lok und Waggons aus einer Fülle von Pappteilen zusammenzusetzen. Wie gut, dass sie sich für spätere Eins-ätze in getrennten Fächern der Schachtel sicher verstauen lassen. Denn zu solchen Einsätzen wird es mit Sicherheit immer wieder kommen.

Jeder Teilnehmer erhält eine Charakterkarte, die seinem Zugräuber eine spezielle Eigenschaft verleiht. Außerdem verfügt er über ein Deck aus zehn Aktionskarten. Davon nimmt er nach dem Mischen sechs auf die Hand, die ihm für diese Runde zur Auswahl stehen. Die reihum einzeln ausgespielten Karten bilden einen gemeinsamen Stapel, der sodann in Phase 2 wie ein Programm Karte für Karte abgehandelt wird. Da kann ein Bandit den Wagon wechseln, auf dessen Dach steigen, auf einen anderen schießen oder einen Fahrgast oder einen Kumpanen berauben. Auch kann der Marshal zum Einsatz kommen und alle Banditen eines Waggons aufs Dach verscheuchen.

Da einzelne Aktionskarten verdeckt gespielt werden müssen, wenn der Zug durch einen Tunnel fährt, kommt es später oft zu bösen, aber bis-weilen auch zu angenehmen Überraschungen. Außerdem können für das Ende einer Runde Ereignisse anstehen, die Vor- oder Nachteile bringen, je nachdem, wo sich ein Bandit dann gerade aufhält.

Wer nicht blindlings ins Verderben stolpern, sondern erfolgreich Geld und Juwelen rauben will, sollte versuchen, sich den geplanten Ablauf der Aktionen seiner Konkurrenten zumindest ungefähr zu merken. Auch gilt es, Schussverletzungen zu vermeiden, die in Form von Patronenkarten das Kartendeck verstopfen und dadurch den Zugriff auf die Aktionskarten schmerzlich einschränken.

Als rundum gelungene Western-Parodie mit programmiertem Spaß hat es „Colt Express“ bereits geschafft, als Spiel des Jahres nominiert zu werden. Vielleicht gelingt ja sogar der ganz große Raub, pardon: Wurf.

„Colt Express“ von Christoph Raimbault; Ludonaute; zwei bis sechs Teilnehmer ab zehn Jahren; 45 Minuten; circa 35 Euro.

Autor:

L.U. Dikus aus Kreuzberg

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