Masken statt Messebau
Auch Hruby Werbetechnik produziert jetzt Gesichtsschutz
Es gibt Nähaktionen an der Modeschule, in privatem Rahmen, von Initiativen. Auch viele Unternehmen stellen mittlerweile auf Maskenherstellung um. Etwa Hruby Werbetechnik in der Köpenicker Straße. Die Produktion des Gesichtsschutzes gleiche zwar andere weggebrochene Aufträge nicht aus, sorge aber zumindest für etwas Nachfrage und Beschäftigung, sagt Chef Fritz Naumann im Gespräch mit Berliner-Woche-Reporter Thomas Frey.
Wie sind Sie auf die Masken-Idee gekommen?
Fritz Naumann: Durch meinen Schulfreund Khaled Agiba. Dessen Firma in der Großbeerenstraße repariert normalerweise EMS-Westen für Fitness-Studios. Weil dafür gerade ebenfalls kein Bedarf besteht, begann er vor einigen Wochen Masken in Handarbeit zu nähen und verkaufte sie in seiner Nachbarschaft. Als ich das mitbekam, bot ich ihm an, sie bei uns herzustellen. Als Messebauer können wir auch mit Stoff umgehen. Zwei Wochen dauerte die Vorbereitung. In der Woche nach Ostern begannen wir mit der Produktion.
Welche Stückzahl schaffen Sie seither?
Naumann: Ungefähr 200 am Tag.
Das wären dann also 1000 pro Woche...
Naumann: Langsam. Voraussetzung ist, dass wir genügend Material haben. Etwa Bänder. Weil inzwischen an vielen Stellen Masken gefertigt werden, ist nicht alles sofort verfügbar.
Und wie sieht es mit der Nachfrage aus?
Naumann: Die ist gut angelaufen. Aufträge gab es auch schon von Unternehmen wie Anwaltsbüros oder einem Fahrdienst. Der bestellte Masken mit dem Firmenlogo. Was schon wegen unseres eigentlichen Geschäftsfelds kein Problem ist. Auch bei uns gilt wie für die meisten derzeit hergestellten Masken: Sie bieten keinen umfassenden, aber ziemlichen Schutz. Außerdem lassen sie sich durch ein verstellbares Gummiband individuell anpassen, sind in verschiedenen Farben erhältlich und können bei 60 Grad gewaschen werden.
Wie viel Leute arbeiten in der Produktion?
Naumann: Derzeit zwischen vier und sechs, also knapp ein Viertel unserer insgesamt 25 Beschäftigten. Es gibt dadurch immerhin für einige etwas zu tun.
Das heißt, ansonsten liegt der Betrieb brach?
Naumann: Ja, wie fast überall. Das ergibt sich schon daraus, dass nahezu alle Veranstaltungen abgesagt wurden. Damit ist auch Aufbauen und Einrichten derzeit nicht gefragt. Beim Anbringen von Werbung, etwa an Autos, kommt ab und zu noch ein Auftrag herein. Aber das ist überhaupt nicht mit dem normalen Geschäft zu vergleichen.
Was bedeutet die Situation konkret für Ihre Firma?
Naumann: Das Unternehmen ist über 100 Jahre alt. Wir haben gut gewirtschaftet. Ein gewisse Durststrecke könnten wir durchhalten. Aber die darf natürlich nicht ewig anhalten. Das Problem ist, dass gerade niemand weiß, wie lange das alles dauert. Schon jetzt trifft es viele Betriebe, die nicht so stark aufgestellt waren. Erst recht, wenn das auch auf eigentlich gesunde Unternehmen übergreift, befürchte ich riesige, auch gesellschaftliche Konsequenzen.
Und wie leben und agieren Sie gerade persönlich?
Naumann: Es ist wahrscheinlich nicht nur für mich gerade eine paradoxe Zeit. Auf der einen Seite gibt es weniger Termindruck, es wäre zumindest theoretisch die Möglichkeit, sich manchen Dingen zu widmen. Ich versuche beispielsweise, mehr Schach zu spielen. Das wird aber überlagert von der bestehenden Unsicherheit. Im Kopf sind weitaus mehr Gedanken als sonst. Auch solche Ideen, was wir aktuell noch herstellen könnten.
Wie jetzt die Masken. Tragen Sie eigentlich selbst so einen Schutz?
Naumann: Wenn ich draußen bin, meistens ja. Etwa beim Einkaufen. In der Firma geht das nicht immer. Darüber hinaus gelten natürlich die Abstandsregeln.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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