Cengiz Demirci ist der neue Parkmanager im Görlitzer Park

Der neue Parkmanager Cengiz Demirci. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Den Posten gab es bisher so noch nicht. Und selbst wie er konkret ausgefüllt werden kann, muss sich erst zeigen. Aber zumindest die Personalie ist jetzt klar.

Am 26. Oktober stellte Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis90/Grüne) den neuen Koordinator für den Görlitzer Park vor. Sein Name: Cengiz Demirci. Der 43-Jährige ausgebildete Sozialpädagoge hat bereits bei zahlreichen Jugend- und Kiezprojekten gearbeitet, zuletzt als Stadtteilkoordinator am Mierendorffplatz in Charlottenburg. Für den Job im Görli setzte er sich gegen mehr als 70 Mitbewerber durch.

Der Parkmanager ist ein Ergebnis der Bestandsaufnahme und möglichen Konsequenzen, die im Sommer für den Görlitzer Park vorgestellt wurde. Dessen Probleme sind hinlänglich bekannt, vor allem der Drogenhandel. Der sorge für "Angsträume" und "Verdrängung", hat die Sozialwissenschaftlerin Franziska Becker in einer Studie festgestellt. Menschen würden häufig den Park meiden oder ihn möglichst schnell durchqueren.

Alles nicht unbedingt neue Erkenntnisse – und was kann ein Parkkoordinator daran ändern? Irgendwie die falsche Frage, lässt Cengiz Demirci durchblicken. Es gehe jetzt um die Zukunft, und manches sei ja noch gar nicht ausprobiert worden. Zum Beispiel seine Stelle und ihre zunächst nur vage Beschreibung. Mit welchem Werkzeug er sie vor allem auszufüllen gedenkt, macht er aber bereits bei seiner Vorstellung deutlich – mit Reden. Gerade die Offenheit und Kommunikationsfähigkeit habe das Auswahlgremium für Cengiz Demirci eingenommen, sagt Axel Koller, Leiter der Abteilung Tiefbau und Landschaftsplanung im Bezirksamt.

Beispiele seiner Eloquenz gibt der 43-Jährige dann auch gleich einige. Entspannt plaudert er über seinen bisherigen Werdegang: türkischer Staatsbürger, geboren in Germersheim in Rheinland-Pfalz, Studium und langjährige Arbeit in Hannover, vor drei Jahren in Berlin gelandet. Dort zunächst bei der Fitnesskette McFit Beauftragter für soziales Sponsoring. Persönliche Verhältnisse: "Patchwork". Seine Partnerin, "Deutsch-Ungarin", habe eine zwölfjährige Tochter, er einen 13 Jahre alten Sohn. Und der Görli sei ihm schon länger bekannt, auch durch persönliche Besuche, erzählt Cengiz Demirci.

Mit einer, wenn es sein muss auch multilingualen Ansprache ("deutsch, englisch, türkisch, Handzeichen"), will er dort ab 15. November seine Arbeit angehen. Als erstes im Kontakt mit Vereinen, Akteuren, Trägern, Gruppen und Anwohnern rund um den Park. Mehr als 80 solcher Anlaufstellen hat der 43-Jährige inzwischen ausgemacht. Unter ihnen sollen sich auch Mitglieder für den ebenfalls vorgesehenen Parkrat finden. Eine Art Netzwerkgremium, das den Koordinator bei seiner Arbeit unterstützen soll.

Bei seinen Gesprächspartnern kenne er keine Tabus, macht Cengiz Demirci ebenfalls klar. Natürlich rede er auch mit den Dealern und wenn es etwas bringe, sogar mit ihren Hintermännern. Dabei ist er natürlich nicht so naiv, zu denken, dass sich das Problem dadurch verflüchtigt. Aber zumindest eine Art friedliche Koexistenz ist das Ziel.

Mit diesem Vorgehen bewegt er sich ganz in der Spur des Handlungskonzepts, in dem weniger von repressiven, als mehr von vermittelnden Aktivitäten die Rede ist. Dazu sollen auch Angebote an die Drogenhändler gehören, um sie zu einem Ausstieg aus ihrem Geschäft zu bewegen. Schon im Sommer führte diese eher weiche Linie zu dem Vorwurf, der Bezirk habe den Kampf gegen die Dealer aufgegeben.

Dafür sei aber vor allem die Polizei zuständig, stellt Stadtrat Panhoff klar. Die werde deshalb ebenfalls als Partner gesehen. Wünschenswert wäre dort aber ein anderes Konzept. Statt punktuellen Razzien sollten einige Beamte ständig vor Ort sein.

Für regelmäßige Präsenz werden ab kommendem Jahr sogenannte Parkläufer sorgen. Sie sollen zumindest tagsüber in der Anlage unterwegs sein, bei möglichen Konflikten vermittelnd eingreifen und insgesamt für ein größeres Gefühl von Sicherheit sorgen. Das alles aber ohne irgendwelche Sanktionsmöglichkeiten. Auch dabei gehe es eher um die soziale Kontrolle. Zuständig für ihren Einsatz ist ebenfalls Cengiz Demirci.

Wie viele Parkläufer eingestellt werden, wollte Axel Koller noch nicht sagen. Denn das erlaube Rückschlüsse auf ihren möglichen Verdienst und schränke damit den Verhandlungsspielraum ein. Insgesamt finanziert der Bezirk die verschiedenen Maßnahmen im Görli zwei Jahre mit einer Gesamtsumme von rund 500 000 Euro.

Und wie lässt sich messen, ob dieses Vorgehen erfolgreich war? Eventuell mit einer weiteren Studie, die nach diesem Zeitraum ermitteln soll, wie die Nutzer nun den Park sehen, erklärt Axel Koller. Die Menschen sollen sich dort wieder wohlfühlen und gerne herkommen, beschreibt Cengiz Demirci den Weg dorthin. Um das zu erreichen, müssten jetzt viele Meinungen und Erfahrungen einfließen. Deshalb gebe es aktuell auch noch keinen vollständigen Masterplan. Aber ein Anfang sei gemacht. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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