Whiskey trifft Berliner Weiße
Yvonne Rahm ist Deutschlands beste Bartenderin

Auch auf die manchmal kleinen Zutaten kommt es an. | Foto: Thomas Frey
  • Auch auf die manchmal kleinen Zutaten kommt es an.
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Der Cocktail besteht aus Bourbon, Zitronensaft, Zuckersirup und einem Barlöffel Ananasmarmelade. Eigentlich. Für ihre Präsentation zu diesem Bericht ersetzt Yvonne Rahm die Ananaszutat durch Quittenaufstrich. Das ursprüngliche Fruchtaroma sei von einer Jurorin in Form ihrer selbst gemachten Marmelade so gewünscht worden. Diese Kreation trug dazu bei, dass die 31-Jährige Rahm im Juni Deutschlands beste Bartenderin wurde.

Der Contest für die nationalen Spitzenkräfte im Bereich der Cocktailzubereitung fand in Berlin statt. Ein reines Heimspiel war er deshalb nicht. Im Finale musste sie sich mit zwei Mitbewerbern aus der Stadt auseinandersetzen. "Schon weil das einigermaßen bekannte Namen waren, rechnete ich nicht unbedingt mit dem ersten Platz." Das Ergebnis sei wohl am Ende auch knapp gewesen. Aber die Gewinnerin war – Yvonne Rahm.

Ihr Arbeitsplatz ist seit fünf Jahren hinter dem Tresen der "Schwarzen Traube" in der Wrangelstraße, Einer kleinen, aber inzwischen ziemlich bekannten Bar. Davor gab es mehrere andere Stationen in der Gastronomie. Und schon in der Vergangenheit hatte sich Yvonne Rahm beim Tender-Wettbewerb beteiligt.

Job für Fantasievolle

Das Zusammenstellen neuer Cocktails mache ihr schon deshalb Spaß, weil es einige Fantasie erfordere, sagt die Siegerin. Auch verschiedene Geschmäcker müssten berücksichtigt werden. Menschen, die aus dem Süden kommen, bevorzugten es eher süß, die aus nördlichen Regionen herber, ist eine Erfahrung. Und das jeweilige Tasting sei auch Ergebnis des einen oder anderen Experiments, auch wenn es manchmal auf der Hand liege, was sich gut kombinieren lasse. Zum Beispiel Bourbon mit Ananas oder Quitte oder wenn ein Drink mit lokalen Zutaten kreiert werden soll. Das war ebenfalls eine Aufgabe bei der nationalen Bartender-Ausscheidung.

Rahms Beitrag war dabei eine Kreation namens "Capital B.". Sie beinhaltete neben Johnnie Walker außerdem Berliner Weiße, Whiskey-Honig-Waldmeister-Likör sowie Rosensirup und -blätter. Das passte nach der Einschätzung der Teilnehmer, die dieses Getränk und seine Konkurrenten bei einer Publikumsverkostung im Rahmen der Meisterschaft bewerten mussten, anscheinend prima zusammen.

Es ist allerdings nicht so, dass bei Rahm und ihren Kollegen in der Schwarzen Traube nur ausgefallene Mixgetränke bestellt werden können. Der ganz normale Caipirinha oder Mojito sei genauso im Angebot, betont sie. Sie erforderten genauso wie andere bekannte Cocktails Liebe zum Detail.

Aussagen, die, so der Eindruck, zu Rahms Persönlichkeit passen. Sie vermittelt ein bodenständiges Selbstbewusstsein, das wohl seinen Teil zum Sieg beigetragen hat. Ihr Job sei klasse, aber auch anderes interessiere sie. Mal sehen, was sonst in ihrem Leben noch passiere. Ihr Traum sei, einige Zeit in Portugal zu verbringen. Zumindest kurzfristig wird daraus aber nichts.

Finale im Oktober

Denn als deutscher Champion ist Yvonne Rahm für das World Class Finale, die WM der Bartender, qualifiziert. Die wird im Oktober ebenfalls in Berlin ausgetragen. Hier Erste zu werden sei einigermaßen illusorisch, meint die nationale Titelträgerin. Aber auf sich aufmerksam machen wolle sie dort natürlich schon.

Bleibt noch die Frage nach den bekannten Bar-Klischees, also den häufig männliche Gästen, die an der Theke ihre ganze Lebensgeschichte ausbreiten. Klar gebe es die, sagt Rahm. In der Regel gehe sie auch darauf ein. Auch weil mache Erzählungen ganz interessant seien. "Über mich zu berichten, liegt mir dagegen weniger."

Das Zuhören stößt allerdings an Grenzen, wenn die Arbeit davon berührt wird. Die Cocktails haben Vorrang.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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