Günter König erinnert sich an die EZeit vor 25 Jahren
Wo haben Sie den 9. November 1989 erlebt?
Günter König: Ganz weit weg, nämlich in Nicaragua. Ich war dort mit einer Delegation in unserer Partnerstadt San Rafael del Sur. Am Abend sahen wir die Bilder aus Berlin dort im Fernsehen. Den spanischen Text haben uns DDR-Bürger übersetzt, die in dem Land arbeiteten.
Wann waren Sie wieder zurück?
Günter König: Am Sonnabend darauf, also am 11. November. Wir wollten eigentlich noch eine Pressekonferenz machen und über unsere Reise berichten. Aber komischerweise hat das niemanden interessiert. Und für die Verwaltung und für mich gab es natürlich ganz handfeste Fragen und Probleme zu lösen.
Was stand dabei im Vordergrund?
Günter König: Zunächst zum Beispiel, wie der Zustrom der Besucher aus Ost-Berlin und der DDR einigermaßen kanalisiert werden kann. Sehr viele kamen ja über die Oberbaumbrücke, was vor allem am Schlesischen Tor zu einem Massenauflauf führte. Die U-Bahnen waren voll und die Bankfilialen mit dem Auszahlen des Begrüßungsgeldes völlig überlastet. Dazu hatten wir nicht nur dort Probleme mit windigen Geschäftemachern, die zum Beispiel überteuerte Bananen anboten.
Hilfe bekamen wir in diesen Tagen von unserer Partnerstadt Wiesbaden. Sie stellte uns Busse zur Verfügung, mit denen die Menschen zum Rathaus Kreuzberg gebracht wurden, wo es ebenfalls Begrüßungsgeld gab.
Nach und nach wurden dann weitere Übergänge geöffnet.
Günter König: Das war ein Thema, das uns bis weit in das Jahr 1990 beschäftigte. Manchmal erfuhren wir auch erst kurz zuvor, wo das als nächstes passieren sollte, manchmal machten wir selbst Druck.
Existierten eigentlich Kontakte zu offiziellen Stellen in Ost-Berlin?
Günter König:Ja und zwar schon vor dem Mauerfall. Zunächst in Richtung Prenzlauer Berg. Im Sommer 1989 war zwischen dem damaligen Regierenden Bürgermeister Walter Momper und Erich Honecker vereinbart worden, dass es Patenschaften zwischen Ost- und West-Bezirken geben sollte. Wir bekamen Prenzlauer Berg. Mit dem damaligen Bürgermeister telefonierte ich kurz darauf und wir vereinbarten, uns im Herbst einmal zu treffen. Als es dann dazu kam, war die Mauer bereits gefallen und die Situation völlig anders.
Wie sehen sie die vergangenen 25 Jahre im Rückblick?
Günter König: Die ersten Jahre nach 1989 waren ziemlich hart. Es gab viele Verwerfungen und soziale Probleme, gerade auch in Kreuzberg. Auch das Zusammenwachsen und der Blick auf die andere Stadthälfte gestaltete sich zunächst eher schwierig. Und Friedrichshain lag lange überhaupt nicht in unserem Fokus. Wir sind davon ausgegangen, dass Kreuzberg bei der geplanten Bezirksfusion mit Mitte und Tiergarten zusammen gehen wird. Inzwischen ist aber längst deutlich geworden, dass sich Friedrichshain und Kreuzberg in vielem sehr ähnlich sind.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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