"Völlig absurde Situation"
Kostenloses Sportangebot im Görli dicht

"Außer Betrieb": Hinter dem Gitterzaun hat die Turngemeinde alles abgeräumt.   | Foto: Ulrike Kiefert
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Kaum etabliert, ist es mit dem Sportangebot „SpOrt365“ im Görlitzer Park schon wieder vorbei. Grund ist ein Streit zwischen Bezirksamt und der Turngemeinde in Berlin 1848 (TiB) über ein Zelt. Für die Kinder sei das eine Katastrophe, sagt eine Anwohnerin. Das Bezirksamt will nach einem neuen Pächter suchen.

„Außer Betrieb“ mahnt rot umrandet ein Schild am Tor. Hinter den Gitterstäben ist alles weg: die Basketballtore, der Fußballplatz, das Volleyballfeld, die überdachten Tischtennisplatten und die Tischkicker. Das bei Jung und Alt beliebte Sportangebot „SpOrt365“ im Görlitzer Park ist geschlossen. Für die Anwohner sei das „eine völlig absurde Situation“ und für die Kinder und Jugendlichen eine „kleine Katastrophe“, sagt Stefanie Schork. „Es gibt keinen anderen frei zugänglichen Sportplatz im Kiez.“

„Der Platz wird dringend gebraucht“

Stefanie Schork wohnt und arbeitet seit 19 Jahren in der Görlitzer Straße. Als der Sportplatz eröffnet wurde, war die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes genauso begeistert wie viele andere Eltern. „Hier wurden Kindergeburtstage gefeiert, und die Kinder hatten endlich eine Möglichkeit, nach der Schule rauszugehen, spielten und saßen zusammen.“ Was von dem „einzigartigen Projekt“ bleibe, sei ein „betonierter Käfig“. In einem Brief hat Stefanie Schork das Bezirksamt im Namen vieler Anwohner, die resigniert und wütend seien, aufgefordert, eine „unbürokratische und schnelle Lösung“ zu finden. Denn: „Der Platz wird dringend gebraucht.“

Nach einer schnellen Alternative sieht es jedoch nicht aus. Der Sportplatz ist schon seit Ende Februar zu. Laut Bezirksamt habe die Turngemeinde in Berlin (TiB) als Betreiberin des Projektes „sehr kurzfristig und ohne Vorankündigung die Zusammenarbeit und die Verträge“ zum Sportangebot gekündigt. TiB-Vorsitzender Johannes Russ bestätigt die Kündigung des Pachtvertrags und nennt die Gründe: mangelnde Kommunikation und Auflagen, die es dem Verein nicht erlaubt hätten, das Gelände so zu nutzen, wie es vereinbart gewesen sei.

Streit um ein Zelt

Konkret gab es Streit über ein rund 1600 Quadratmeter großes Zelt, das der Verein temporär auf dem Gelände aufstellen wollte. Als Bezirk und TiB im November 2021 den Pachtvertrag zur Nutzung der Fläche schlossen, auf der zuletzt Hunde frei herumliefen, war ein „niedrigschwelliges Angebot“ vereinbart worden. Zur Hälfte öffentliche Nutzung und zur anderen Hälfte für Sportvereine. „Kostenloser Sport unter der Bedingung einer temporären gedeckten Sportanlage für den organisierten Sport, so war es vertraglich geregelt“, sagt Johannes Russ. „Das habe ich schriftlich.“ Doch als man die Genehmigung für das Zelt einholen wollte, habe es sich ständig ändernde Auflagen gegeben.

Im September 2022 schrieb Russ dann einen Brief ans Bezirksamt mit der Info, das Sportprojekt abbrechen zu müssen, wenn das Zelt nicht genehmigt werde. Eine Antwort darauf sei ausgeblieben. Erst Ende Januar habe ihn dann über Dritte eine E-Mail vom Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes erreicht. „Darin wurde mitgeteilt, dass auf der Fläche kein Zelt stehen kann und darf.“ Das Zelt sei für den Vereinssport wegen der knappen Hallen aber wichtig. Deshalb sei TiB nach der Weigerung des Bezirksamtes gezwungen gewesen, den Vertrag fristlos zu kündigen.

Bauantrag nicht eingereicht

Das Bezirksamt widerspricht. Dass TiB behaupte, der Bezirk habe zuerst den Bau eines Zeltes zugesagt und dann doch verweigert, stimme nicht. Ein solches Zelt sei nicht genehmigungsfähig, das „wurde zuvor stets durch den Bezirk kommuniziert“, heißt es in einer Stellungnahme. Das Zelt unterliege den strengen Regeln des Bauens im Außenbereich. „TiB hat für das Sportzelt einen Bauantrag eingereicht, der die naturschutzfachlichen Bedingungen aus dem baurechtlichen Vorbescheid nicht berücksichtigt hat.“ So hätte der Verein ein Gutachten vorlegen müssen, das nachweist, wie der „Eingriff in Natur und Landschaft“ vollständig ausgeglichen werden könne. Da der Verein solch ein Gutachten nicht vorgelegt habe, habe man den Antrag für das Zelt ablehnen müssen.

Von all den Hürden, die dem „Leuchtturmprojekt“ im Görli in die Quere kommen könnten, war in der offiziellen Ankündigung seinerzeit nichts zu lesen. Sport treiben 365 Tage im Jahr sollte möglich sein. Und zwar mit einem Leichtbauzelt, das den Bolzplatz überdacht. So hatte es das Bezirksamt angekündigt, damit die 6000 Quadratmeter auch bei schlechtem Wetter bespielbar sind. Nun ist es anders gekommen. Man bedauere die einseitige Kündigung von TiB, teilt das Bezirksamt mit, und wolle sich „schnellstmöglich um ein Ersatzangebot bemühen“. Der Weg bis zu einem neuen kostenlosen Angebot werde aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Johannes Russ bedauert das Aus des Sportprojektes ebenfalls. „Für den Bezirk ist das ein unglaublicher Verlust.“ An Problemlösungen sei der Verein weiterhin interessiert.

"Außer Betrieb": Hinter dem Gitterzaun hat die Turngemeinde alles abgeräumt.   | Foto: Ulrike Kiefert
365 Tage im Jahr sollte der Sportplatz eigentlich bespielbar sein.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Ulrike Kiefert aus Mitte

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