Engel im Himmel: Flüchtlinge wollen Kreuzberger Lokal wieder flottmachen
Fast ein Jahr lang war der Kreuzberger Himmel verwaist. Um das zu ändern, brauchte es Engel. Die öffnen jetzt wieder die Pforten.
Der Kreuzberger Himmel ist ein Lokal in der Yorckstraße 89. Es heißt so, weil die Räume der benachbarten katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius gehören. Die Engel verweisen auf den neuen Nutzer, den Verein "Be an Angel". Er wurde im August 2015 zwecks Unterstützung für Flüchtlinge gegründet. Der Verein mietete Wohnungen an und vermittelte Arbeitsplätze.
Um letzteres geht es auch im Himmel, der am 14. Februar seine offizielle Wiedereröffnung feierte. Rund ein Dutzend Geflüchtete haben dort einen Job bekommen. In der Küche, als Bedienung oder hinter dem Tresen. Sie sollen aber mit dem Projekt nicht nur ihr eigenes Aus- und Fortkommen sichern, sondern auch das von "Be an Angel". "Denn wir sind damit ein ziemliches Risiko eingegangen", sagt Gründer Andreas Tölke. Das Lokal müsse sich deshalb zumindest mittelfristig rechnen.
Die Crew will dazu ihren Beitrag leisten. Und zumindest einige von ihnen sind auch nicht ganz unerfahren, sondern haben bereits in ihren Heimatländern in der Gastronomie gearbeitet. Trotzdem ist das hier ein Neubeginn.
Rund die Hälfte des Personals stammt aus Syrien. Aber auch Afghanen, Pakistani oder ein Ägypter sind vertreten. Ihre Herkunft zeigt sich natürlich auch auf der Speisekarte. Hummus, orientalische Salate, Zander in Koriander oder Gemüse-Dattel-Variationen, Vegetarisches, Huhn oder Lamm. Bei den Getränken findet sich unter anderem ein Weißwein aus dem Libanon, die Flasche für 38 Euro. Aber auch Andechser Bier vom Fass.
Das Gebraute aus Bayern erinnert gleichzeitig an die Vorgeschichte des Himmels. Er wurde zunächst ab 2013 durch einen Verein der Bonifatius-Gemeinde direkt betrieben. Die Mischung aus Gastronomie und Glauben stieß zwar auf ziemliches Interesse, trotzdem ging die Rechnung nicht auf. Was wahrscheinlich dran lag, dass die meisten Gerichte ziemlich preiswert waren. 2016 gab es dann einen neuen Pächter. Der hielt sich aber nur einige Monate. Das Besondere am Himmel war verschwunden. Er war zu einem x-beliebigen Lokal geworden.
Das soll sich jetzt wieder ändern und die Flüchtlinge das Restaurant erneut flott machen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Zwar gibt es genügend kulinarische Angebote in der Gegend, sie ist aber gleichzeitig stark frequentiert. Und schon der Hintergrund dieses Betriebs bedeutet ein Alleinstellungsmerkmal.
Allerdings bisher mit einem Manko. Montags und dienstags soll der Himmel geschlossen bleiben. Vielleicht wäre das ein Tag zu viel, um im Konkurrenzkampf bestehen zu können, meinte bereits ein Gast bei der Eröffnung. Mittwochs bis sonntags ist dagegen jeweils ab 17 Uhr geöffnet.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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