Kosmetik statt Lösung?
Lichtenberger Bezirksamt kritisiert Senatspläne für die Bürgerämter

Wer einen Termin im Bürgeramt braucht, muss sich noch immer in Geduld üben oder bei einem Spontanbesuch Glück haben. Die Senatsverwaltung für Inneres will mit einer kürzeren Termindauer Abhilfe schaffen, hat sich damit aber heftige Kritik eingehandelt.

Die Senatsverwaltung verkauft es quasi als Schachzug zugunsten der Kundenfreundlichkeit. Um eine höhere Terminverfügbarkeit zu gewährleisten, sollen die Gesprächszeiten in den Bürgerämtern verkürzt werden. Heißt: Die Angestellten, die eine Ummeldung, einen Personalausweisantrag oder ein sonstiges Anliegen bearbeiten, sollen dies in Zukunft innerhalb von zehn Minuten pro Termin erledigen. Bislang waren dafür zwölf Minuten vorgesehen. Die Servicequalität werde unter der geplanten neuen Taktung nicht leiden, verspricht die Behörde. Die Mitarbeiter der Bürgerämter würden sich nach wie vor für jeden Kunden die notwendige Zeit nehmen.

Das sehen Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) und die für die Bürgerämter zuständige Stadträtin Katrin Framke (parteilos für Die Linke) ganz anders. „Wir waren schon mal einige Schritte weiter“, wettert Grunst. „Aus unserer Sicht bedeutet das, dass die Kundenberatung eben nicht mehr in der bisherigen Qualität erfolgen kann. Bürgerämter sind keine Fließbänder, und eine solche Taktverschärfung ist keine Lösung, sondern Scheinkosmetik.“

Wenig sinnvoller Druckaufbau

Die Amtsleiter der Berliner Bürgerdienste hatten vor nicht allzu langer Zeit erst von einer Terminverkürzung abgeraten. Dass sie dennoch kommen soll, ärgert Bürgermeister und Stadträtin. Im April vorigen Jahres trat eine neue Verwaltungsvorschrift zur Einführung eines gesamtstädtischen Monitorings und Steuerungsverfahrens für die Bürgerämter in Kraft. Die Vereinbarung zwischen Senat und Bezirken wird zurzeit evaluiert. Es sei bereits abzusehen, dass im Zuge dieses Verfahrens mehr Termine angeboten würden, so Grunst. Er will die Ergebnisse der Evaluierung abwarten.

Katrin Framke betont, dass die Bürgerämter ohnehin schon angehalten seien, innerhalb der vorgegebenen zwölf Minuten mehrere Dienstleistungen anzubieten oder nachfolgende Kunden früher zu bedienen. „Mit dieser Entscheidung schafft der Senat Frust bei den Beschäftigten und hilft den Bürgern kein Stück weiter.“

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 239× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.001× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 653× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.033× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.