Michael Grunst ist der neue Kandidat der Linken für das Bürgermeisteramt
Lichtenberg. Die Partei Die Linke kehrt auf ihrer Hauptversammlung die Scherben des Wahldebakels zusammen: Michael Grunst kandidiert nun für das Bürgermeisteramt, Katrin Framke soll Stadträtin werden. Gesine Lötzsch wird neue Bezirksvorsitzende.
Schon William Shakespeare wusste: Für ein Komplott braucht es Schurken, keine Edelmänner. Und auch für viele Mitglieder der Linkspartei steht offenbar fest, welche Art von Parteigenossen es waren, die Evrim Sommer als Spitzenkandidatin für das Bürgermeisteramt am 17. November so tragisch zu Fall brachten. Sie fiel in zwei Wahlgängen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) durch. "Mittäter", "Heckenschützen" und "Strippenzieher" werden in den eigenen Reihen vermutet, hieß es auf der Hauptversammlung der Lichtenberger Linken am 26. November.
Ein schneller Neuanfang soll die Scherben des Wahldebakels zusammenkehren. Und so suchte eine Kommission einen neuen Spitzenkandidaten für die Linke. "Michael Grunst hat natürlich lange gezögert. Er wollte nicht als Königinnenmörder gelten", erklärte die Bundestagsabgeordnete und Kommissionsmitglied Gesine Lötzsch auf der Hauptversammlung, bei der sie am Ende als neue Bezirksvorsitzende gewählt wurde. Das Amt der Vorsitzenden hatte zuletzt Evrim Sommer gemeinsam mit Michael Grunst inne. Ob Sommer den Bezirksvorsitz selbst bei geglückter Kandidatur behalten hätte, ließ sie auf Anfrage der Berliner Woche noch kurz vor der Wahl am 17. November offen. Es ist kein Geheimnis, dass Sommer und Grunst zuletzt nur noch formal miteinander gearbeitet hatten.
So sprach Michael Grunst auf der Hauptversammlung auch lediglich von einem bedauerlichen "Rückzugs" Sommers, was andere in der Partei als "unfassbar tragischen Ausgang" sehen – wie etwa der Fraktionschef Daniel Tietze. Grunst indes hob noch hervor, dass er Evrim Sommer "intensiv unterstützt" hätte bei der Herausforderung, "in Lichtenberg Fuß zu fassen". Offenbar eine Anspielung auf die politische Laufbahn Sommers, die sie Ende der 1990er-Jahre nicht in Lichtenberg, sondern in Neukölln begann.
Tatsächlich bringt der 46-jährige Grunst mehr Lichtenberger Stallgeruch mit: Er engagierte sich viele Jahre lang in der BVV Lichtenberg und war dort zuletzt Fraktionsvorsitzender, bevor er im Januar 2015 – im zweiten Wahlgang – zum Stadtrat für Ordnungsaufgaben und Jugend im Nachbarbezirk Treptow-Köpenick gewählt wurde. Ein Lückenfüller, nachdem die vorherige Stadträtin Ines Feierabend ins thüringische Sozialministerium berufen wurde.
Jetzt kehrt er in seine politische Heimat als Spitzenkandidat zurück. 86 Prozent der Delegierten ließen den vormals Zweitplatzierten nun auf den ersten Platz aufrücken. Ursprünglich sollte Michael Grunst in Lichtenberg einen Stadtratsposten übernehmen. Für den bewirbt sich nun Katrin Framke. Die 56-Jährige war zwischen 2007 und 2011 Lichtenberger Kulturstadträtin. Sie wurde von den Delegierten mit 85 Prozent der Stimmen gewählt. Beide wurden am 26. November von der eigenen Fraktion als Kandidaten bestätigt. Die Bezirksverordnetenversammlung wird voraussichtlich am 15. Dezember ihre Wahl treffen. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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