Denkort am ehemaligen Stasigelände
Skulptur aufgestellt-Initiative des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15. Januar e.V.

Skulptur zum Gedenken an die Betroffenen der sowjetischen Militärjustiz und der Stasi am ehemaligen Stasigelände in Berlin

In den kommenden Tagen des Jahres 2023 wird der Denkort zur Erinnerung an die Betroffenen der sowjetischen Militärjustiz und der Stasi-ermittelten politischen Justiz fertig gestellt. Am Roedeliusplatz in Berlin Lichtenberg, wo seit 1950 das Ministerium für Staatssicherheit seinen Hauptsitz hatte und sich schon 1945 in den letzten Kriegstagen sowjetische Verfolgungsorgane etabliert hatten, wird auf Initiative des Vereins Bürgerkomitee 15. Januar e.V. die Skulptur „EINSCHLÜSSE“ errichtet.

„Damit wird endlich ein Vorschlag des Aufarbeitungsvereines Bürgerkomitee 15. Januar e.V. umgesetzt, den wir vor Jahren in die Diskussion gebracht hatten, um daran zu erinnern, wohin es führt, wenn Menschenrechte und der Rechtsstaat mit Füßen getreten werden“, so der Vereinsvorstand. „Es war uns auch wichtig, dass nicht nur auf dem Stasi-Gelände, am Ort der Repressionsbürokratie, Aufarbeitung betrieben wird, sondern dort, wo Menschen zu unrecht gelitten haben und wo ihre Menschenwürde verletzt wurde.“

Um den Vorschlag, der vom Verein Bürgerkomitee 15. Januar e.V. im Jahr 2017 gemacht wurde, gab und gibt es zum Teil bis heute noch kontroverse Diskussionen. Die Idee waurder jedoch schließlich vom Bezirksamt Lichtenberg aufgegriffen. Mit sog. PMO-Mitteln (d.h. rückgeführten, von der SED veruntreuten Finanzmitteln) wurden Gutachten, die das Bürgerkomitee erstellte, und ein Runder Tisch finanziert, der sich nach mehreren Monaten Diskussion auf einen Kompromiss einigte. Danach fand ein künstlerischer Wettbewerb statt, eine Jury wählte den jetzigen Vorschlag von Roland Fuhrmann aus. Er stellt vier Zellentüren dar, in die ca. 50 Biographien von Repressionsopfern eingelassen sind. Diese sollen nach dem Willen des Runden Tisches die sehr unterschiedlichen Formen der rechtsstaatswidrigen Repression von 1945- 1989 repräsentieren und zur Auseinandersetzung anregen.

„Von denen, die nach 1945 verurteilt wurden, waren sicher manche nicht unschuldig, weil in NS-Verbrechen verstrickt. Aber die Methoden zur Zeit des Stalinismus waren von vornherein roh und -wie auch später unter der Regie des MfS- diente die Haftanstalt in der Alfred/Magdalenenstraße zunehmend der strafrechtlichen Verfolgung von Kritikern des nach dem Krieg etablierten undemokratischen Systems.“ so Dr. Christian Booß vom Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.., Bedauerlicher Weise war der Künstler in der Schlussphase nicht mehr bereit, uns, wie verabredet, die Auswahl an Repressionsbiographien offen zu legen, die in der Skulptur dargestellt werden sollen, so dass im Moment nicht klar ist, ob die Ursprungsintention, die Vielfalt der Repression von 1945-89 dort zu repräsentieren, wirklich getroffen wurde.

Neben dem Gefängnis befand sich auch der erste Sitz der Stadtkommandantur in der Schottstraße 6, in deren Keller sich Haftzellen befunden hatten. In der Haftanstalt Magdalenen/Alfredstraße tagten ab 1945 sowjetische Militärtribunale. Allein hier wurden ca. 200 Menschen zum Tode verurteilt. Dass dortige Gericht war ab 1950 auch für die anderen SMT-Todesurteile in der ganzen DDR zuständig, wie auch die die im Zusammenhang mit dem Volksaufstand vom 17. Juni ausgesprochen wurden. In Stasi-Regie diente die Haftanstalt als zweite Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums. Während der Haftkomplex in Hohenschönhausen abgeschottet war, wurde in dieser Haftanstalt Anwaltsgespräche, Besuche von diplomatischen Vertretungen und Verwandten abgewickelt. Sie diente auch als erster „Zuführungspunkt“ bei Massenverhaftungen im Herbst 1989.

Zu Repressionsorganen am Roedelius Platz und der Diskussionen zu Gedenkort. mehr zum Thema
Vorstand

Dr. Christian Booß
Dr. Stefan Wolle.

Verantwortlich
Bürgerkomitee 15. Januar e.V.
Bueko_1501_berlin@web.de
Haus 1 Ruschestr. 103
10365 Berlin

Foto: Entwurf von Roland Fuhrmann

Autor:

Buergerkomitee 15. Januar e.V. aus Lichtenberg

Haus 1 Ruschestr. 103, 10365 Berlin
bueko_1501_berlin@web.de
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 990× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.