Betreuung der Kinder verbessern
Der Kitaplatzmangel im Bezirk gehört zu den Topthemen der Fraktionen

In Friedrichshain-Kreuzberg sollen Plätze in den Kita-Eigenbetrieben künftig fast nur noch an Kinder vergeben werden, die im Bezirk gemeldet sind. Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) sieht darin keine Option für Lichtenberg und keine sinnvolle Strategie für eine Stadt mit fließenden Bezirksgrenzen.

Lichtenberg ist in der Altersgruppe der unter Siebenjährigen der am schnellsten wachsende Bezirk der Stadt und stellt mittlerweile Bevölkerungsprognosen nach einem eigenen Verfahren an. Beim bisherigen Verfahren, das für jeden Bezirk angestellt wird und berlinweit eine gute Voraussage liefern soll, lag Lichtenberg über den Bevölkerungsprognosen.

Laut der für Familie, Jugend, Gesundheit und Bürgerdienste zuständigen Stadträtin Katrin Framke (parteilos für Die Linke) fehlt derzeit für 980 Kinder ein Kitaplatz.

Das Lichtenberger Jugendamt hat eine andere Zahl veröffentlicht. 400 Namen von Eltern, die keinen Betreuungsplatz haben, stehen auf der behördlichen Warteliste. Allerdings wissen viele gar nicht, dass es diese Liste gibt. Zudem besteht ein prognostizierter Mangel von 2000 Plätzen, „wenn man davon ausgeht, dass 80 Prozent der hier lebenden Kinder im Kita-Alter einen Platz brauchen“, sagt Kevin Hönicke, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Diese unterschiedlichen Zahlen zeigen, dass es schwierig ist, Aussagen darüber zu treffen, wie viele Plätze tatsächlich fehlen. Der Grund dafür ist: „mangelnde Transparenz“, erklärt Katrin Framke. Es existiert keine zentrale Datenbank, in der verfügbare Kitaplätze verzeichnet sind. Das soll sich ändern. Die Schaffung eines solchen Systems wird in der BVV bereits seit längerer Zeit diskutiert und sei, so die Stadträtin, bereits in Entwicklung. Das Ziel sei, die Datenbank Anfang des nächsten Jahres zugänglich zu machen. Damit hätten Eltern einen Überblick über verfügbare und frei werdende Kitaplätze, und das Bezirksamt hätte eine Steuerungsmöglichkeit.

15 202 Kitaplätze gibt es in Lichtenberg. 20 Prozent davon in den Eigenbetrieben, das heißt in kommunaler Hand. Der Rest wird durch freie Träger betrieben. Das größte Problem bei der Schaffung neuer Kitaplätze ist nicht, dass es schwieriger wird Grundstücke zu finden, sondern der Fachkräftemangel. Ungefähr 800 Plätze, für die eine Betriebserlaubnis vorliege, könnten wegen des Fachkräftemangels nicht besetzt werden, erklärt Katrin Framke. Viele ausgebildete Erzieher – besonders im Norden des Bezirks – entscheiden sich, in Brandenburg zu arbeiten, weil sie dort knapp 400 Euro mehr verdienen. Weil der Bezirk den wachsenden Ansprüchen ohne weitere Kitas nicht gerecht würde, wird im Moment daran gearbeitet, ungefähr 3500 neue Plätze zu schaffen.

Der Fachkräftemangel soll im Bezirk zukünftig aus unterschiedlichen Richtungen angegangen werden. Beispielsweise fordert die Fraktion der Linken in der BVV zum einen die Weiterzahlung des Aufwendungsersatzes, der zum 31. Juli ausgelaufen ist und bisher Klagen von Eltern um Plätze vermeiden konnte, und zum anderen eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher durch eine Arbeitsmarktzulage nach Münchener Vorbild. Die Höhe der Arbeitsmarktzulage in München beträgt 200 Euro pro Monat, unabhängig von der konkreten Einstufung.

Aber auch über die Abschaffung der sachgrundlosen Befristungen im Kitabereich, die Beschäftigung von Kita-Helferinnen und -Helfern, eine Lockerung des Beschäftigungsverbots für schwangere Erzieherinnen sowie eine Stärkung der Eigenbetriebe durch finanzielle Sonderzuweisungen werden in der BVV diskutiert. Zumindest über den Mangel an Betreuungsplätzen herrscht Einigkeit.

Autor:

Paul Stein aus Pankow

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