Woltersdorf - das märkische Hollywood
Bereits um 1240 siedelten hier 14 Bauernfamilien. Erstmals 1319 wurde das Dorf als Waltersdorf slawika erwähnt, damalige Bewohner waren slawische Bauern und Schifferfamilien. Ein Dorf ist die Gemeinde noch heute, allerdings mit fast 8000 Einwohnern. Und Woltersdorf ist die kleinste deutsche Gemeinde mit eigener Straßenbahn. Die Elektrische - Linie 87 - verbindet seit 1913 den Ort mit Rahnsdorf im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Auf den knapp sechs Kilometern bis zur Woltersdorfer Schleuse verkehren rund 60 Jahre alte Trambahnen aus der DDR, quasi Nostalgie zum Normalpreis.
Wer aus der Straßenbahn steigt, landet gleich an der Schleuse, eine der Attraktionen des kleinen Ortes. Selbst wenn die Klappbrücke wegen einer Schleusung oben ist, können Fußgänger über einen Steg passieren und von Oben den Schleusenvorgang beobachten. Gleich hinter der Schleuse ist die historische Liebesquelle. Seit sie vor ein paar Jahren versiegt war, wird sie aus einer Trinkwasserleitung gespeist. Hier beginnt auch der Wanderpfad zum 1886 eingeweihten Aussichtsturm auf den Kranichbergen. Der bietet nicht nur einen schönen Ausblick über den Ort und zu den nahen Müggelbergen, sondern auch eine Geschichtsausstellung ganz besonderer Art. Vor über 100 Jahren war Woltersdorf als märkisches Hollywood Drehort vieler bekannter und unbekannter Filme. "Die Räuberbraut" (1916), "Das indische Grabmal" (1921), "Ohm Krüger" (1941) sind nur einige der Streifen, die rund um den Ort gedreht wurden. Und selbst für "Sonnenallee" (1998), "Duell - Enemy at the gate" (2000) und "Die letzte Schlacht" (2004) surrten rund um Woltersdorf die Filmkameras. Eine kleine Ausstellung im Treppenhaus des Aussichtsturms erinnert an die Woltersdorfer Filmgeschichte.
Nach Woltersdorf kommt man mit dem Auto über Rahnsdorf und Erkner oder über die B 1 und Vogelsdorf. Ganz besonders zu empfehlen ist die Anfahrt mit der bereits erwähnten nostalgischen Straßenbahn von Berlin-Rahnsdorf, Ticket ABC lösen. Rund um die Schleuse in Woltersdorf laden zahlreiche Gaststätten zu Mittags- oder Kaffeepause ein. Der Aussichtsturm ist montags bis freitags von 9.30 bis 15.30 Uhr geöffnet, am Wochenende sind Turmbesteigung und Ausstellungsbesuch von 10 bis 17 Uhr möglich. Der Eintritt kostet 1,50 Euro.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.