Hunderte Schwarzfahrer im Knast
BVG erwischte 2021 mehr Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein als im Vorjahr

Die BVG-Kontrolleure haben 2021 knapp 300 000 Schwarzfahrer erwischt. | Foto:  Dirk Jericho
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Die Kontrolleure der BVG und der S-Bahn erwischen immer mehr Schwarzfahrer. Die BVG hat im vergangenen Jahr allerdings nur halb so viele Strafanzeigen gegen sogenannte Mehrfachtäter gestellt wie 2020.

Wer innerhalb von zwei Jahren mindestens drei Mal ohne Ticket erwischt wird, bekommt von der BVG eine Strafanzeige. Wegen „Erschleichen von Leistungen“, so der seit 1935 geltende Straftatbestand im Strafgesetzbuch, wurden im vergangenen Jahr 3235 Schwarzfahrer angezeigt. 2020 mussten sich noch 6385 sogenannte Mehrfachtäter verantworten. Die S-Bahn meldet, dass sie im vergangenen Jahr 11.319 Strafanzeigen gestellt hat. Das geht aus der Antwort von Verbraucherschutzstaatssekretär Markus Kamrad auf eine Anfrage des Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg (Die Linke) zum Thema Schwarzfahren hervor.

Die S-Bahn-Kontrolleure haben 2021 über 9,3 Millionen Fahrscheinkontrollen durchgeführt. Die BVG-Kontrolleure wollten 2021 knapp 6,9 Millionen Tickets sehen. Bei den Kontrollen in der S-Bahn wurden 2021 rund 302.000 Fahrgäste ohne Fahrschein erwischt. Die Schwarzfahrerquote hat sich von 3,1 Prozent aller kontrollierten Fahrgäste (2020) leicht auf 3,2 Prozent erhöht. Bei der BVG ging es um 15 Prozent nach oben. Waren es 2020 noch 249 120 „Fälle von erhöhtem Beförderungsentgelt“, hat sich die Zahl 2021 auf 286.598 erhöht.

Die BVG hat 2021 insgesamt 7,2 Millionen Euro durch die Strafzahlungen von jeweils 60 Euro eingenommen. Die S-Bahn meldet, dass 2021 rund 37 Prozent der offenen Forderungen beglichen wurden. Wer nicht bezahlt, kann zu Ersatzhaft verurteilt werden. Von den 2021 insgesamt 2454 erhobenen Anklagen wurden 1616 Beschuldigte wegen einer Straftat nach Paragraf 265a verurteilt. Im vergangenen Jahr saßen in den Berliner Gefängnissen insgesamt 367 Häftlinge wegen Schwarzfahrens ein. Die meisten „Ersatzfreiheitstrafen“ werden in der JVA Plötzensee vollstreckt. Im vergangenen Jahr mussten in der Plötze, wie der historische Knast im Volksmund heißt, 238 Gefangene brummen.

„Ersatzstrafler“ werden auch immer wieder durch die Initiative „Freiheitsfonds“ ausgelöst, die Geld sammelt. Wie viele das waren, kann Markus Kamrad nicht sagen, weil „keine systematischen Daten darüber erhoben werden, wer Geldstrafen begleicht, die zur Ablösung einer Ersatzfreiheitsstrafe führen“. Lediglich „erinnerlich“ sei, dass in der JVA Plötzensee 41 Gefangene durch die Initiative Freiheitsfonds ausgelöst wurden. Dadurch wurden insgesamt 2175 Hafttage eingespart. In der JVA Tegel hat „ein Verein“ den offenen Geldbetrag für lediglich einen Gefangenen beglichen, so Kamrad. Dadurch wurden acht Hafttage abgewendet. In der JVA für Frauen konnten durch die Initiative Freiheitsfonds neun Frauen aus der Ersatzfreiheitsstrafe ausgelöst werden. Dies habe den Steuerzahler die Kosten für insgesamt 727 Hafttage eingespart.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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