Walter Ulbrichts nie erhaltenes Geschenk: DDR-Museum bekommt nach Aufruf tausende Spenden

Jörn Kleinhardt kennt die Geschichten hinter den Exponaten. Im 2016 eröffneten Wohnzimmer des DDR-Museums zeigt er seine Lieblingsstücke aus dem Spendenfundus. | Foto: Philipp Hartmann
  • Jörn Kleinhardt kennt die Geschichten hinter den Exponaten. Im 2016 eröffneten Wohnzimmer des DDR-Museums zeigt er seine Lieblingsstücke aus dem Spendenfundus.
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Mitte.

Er hat sie für den Transport sorgsam in einem Karton verpackt und nimmt sie mit weißen Stoffhandschuhen ganz vorsichtig heraus. Zum Termin hat Sammlungsleiter Jörn Kleinhardt fünf Gegenstände mitgebracht, die ihn besonders begeistern. Es sind nur einige der rund 3000 Objekte, die dem Museum seit einem Aufruf Mitte Januar gespendet wurden.

Darunter ist auch ein absolut einmaliges Stück: eine Schatulle, die das Wirtschaftsministerium 1961 als Geschenk für DDR-Staatsoberhaupt Walter Ulbricht bei einem Buchbinder anfertigen ließ. „Da Ulbricht letztlich aber ein Gewehr geschenkt wurde, blieb die Schatulle stattdessen im Besitz des Buchbinders. Der hat sie uns jetzt gespendet“, erzählt Jörn Kleinhardt. Gefreut hat er sich auch über eine Originalpackung „Kaffee-Mix“ und einen Zahlteller mit DDR-Flagge und rumänischer Schrift. Ebenfalls unter den Spenden waren ein Cognac-Schwenker aus Erich Honeckers Bar im Jagdschloss Hubertusstock und ein Ehrendolch für einen General der NVA-Landstreitkräfte. Highlights wie diese sollen schon bald fester Bestandteil der Ausstellung werden. „Wir haben Spenden aus ganz Deutschland bekommen und sogar aus Schweden, Dänemark und Holland“, so Kleinhardt.

Wochenlang hätte nach dem Aufruf das Telefon kaum stillgestanden. Einmal sei sogar die Telefonanlage zusammengebrochen. Mit so vielen Spenden hatte niemand gerechnet. Doch warum tauchen auch heute noch immer wieder solch spezielle Objekte aus der DDR-Zeit auf? „Das ist eine Jäger-und-Sammler-Generation. Da wurde damals alles gehortet – und heute haben die Leute die Sachen immer noch.“

Als das Museum 2006 eröffnet wurde, wurde noch vor allem Massenware gesammelt, um die Ausstellungsräume mit Inventar füllen zu können. Inzwischen werden nur noch besondere Stücke aufgenommen, da sich bis heute mehr als 300 000 Exponate angesammelt haben. Von denen ist nur ein Bruchteil im Museum zu sehen. Der Rest lagert in einem großen Depot in Spandau. Das DDR-Museum kann auch nicht mehr vergrößert werden. Wenn neue Exponate in die Ausstellung kommen, müssen dafür andere weichen.

Besonders gesucht sind weiterhin Unikate, die bekannten Persönlichkeiten gehörten, zum Beispiel aus dem Privatbesitz Erich Honeckers stammen. Außerdem fehlen dem Museum noch zahlreiche Original-Dokumente über Bürgerbeschwerden an den Staat. Auch für Gegenstände aus dem Schulsport wie Medizinbälle, Trainingsmatten oder Stufenbarren interessiert sich das Museum. Wer diese oder andere besondere DDR-Objekte noch besitzt und diese dem DDR-Museum spenden möchte, kann dies telefonisch unter  847 12 37 35 oder per Mail an sammlung@ddr-museum.de anmelden. Danach wird geprüft, ob sie in den Museumsbestand aufgenommen werden.

Wer ein bisschen stöbern möchte, findet unter www.ddr-museum.de/de/objects die täglich wachsende Online-Datenbank des Museums mit rund 7 500 gelisteten Objekten. ph

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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