Islamisches Museum zeigt Kostbarkeiten der Residenz Samarra
Der Titel "Samarra - Zentrum der Welt. 100 und 1 Jahr archäologische Forschung am Tigris" deutet an, dass kurz vor dem Ersten Weltkrieg nicht irgendeinen Stadt aus der Versenkung geholt wurde, sondern das prächtig ausgestattete Zentrum eines Staates von gewaltiger Ausdehnung. Von 836 bis 892 als Regierungssitz abbasidischer Kalifen genutzt und reich mit Palästen, Moscheen, Wohnhäusern, Sportstätten und weiteren Bauten in einer Ausdehnung von 50 Kilometern ausgestattet, habe sich Samarra mit Konstantinopel, Rom und anderen Metropolen messen können, erklärt Stefan Weber, der Direktor des Islamischen Museums. Allein die Große Moschee habe Platz für 100 000 Gläubige gehabt und ihr spiralförmig gebautes Minarett diente in der christlichen Kunst als Vorbild für Darstellungen des biblischen Turmbaus zu Babel. Samarras Herrlichkeit dauerte nur wenige Jahrzehnte, denn die Kalifen wandten sich im ausgehenden 9. Jahrhundert von ihrer Hauptstadt ab und suchten sich eine andere. Bei ihrem Fortgang nahmen die Bewohner alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Doch blieb manches von den Bauten und ihren Ausstattungen erhalten, was ein Jahrtausend später tiefe Einblicke in das Leben in einer solchen Metropole gewährte. Bei den Ausgrabungen fanden Herzfeld und seine Kollegen Gegenstände aus Glas und Keramik, von denen jetzt eine Auswahl gezeigt wird. Aus China importiertes Porzellan deutet auf weitreichende Handelsbeziehungen des Kalifats, das sich in der Zeit seiner größten Ausdehnung von Spanien bis zum Indus und an die Grenzen von China erstreckte.
Autor:Helmut Caspar aus Mitte |
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