Die Galerie C/O verlässt das Postfuhramt

Sieben Jahre Fotokunst im Postfuhramt. Jetzt muss Berlins berühmteste Fotogalerie raus. | Foto: C/O Berlin
  • Sieben Jahre Fotokunst im Postfuhramt. Jetzt muss Berlins berühmteste Fotogalerie raus.
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Mitte. Knapp sieben Jahre nach Eröffnung zieht die renommierte Fotogalerie C/O Berlin aus dem Alten Postfuhramt aus. Unter dem Motto "Bye Bye, Mitte..." gibt es am 9. März in den leeren Ausstellungsräumen eine große Abschiedsparty.

Plötzlich ging doch alles ganz schnell. Wie die Fotogalerie mitteilt, habe man sich "nach langen Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer auf einen Auszugstermin geeinigt." Wir müssen die Räume am 15. März übergeben", sagt C/O-Sprecher Mirko Nowak. Die aktuellen Ausstellungen von Christer Strömholm und Ulrich Seidl werden um eine Woche verkürzt und enden am 8. März. Dann ist vorerst Schluss mit der kulturellen Nutzung des Kaiserlichen Postfuhramtes (PFA) in der Oranienburger Straße. Hier gab es auch die erste Berlin Biennale und 2001 die spektakuläre Kunstaktion Love Letters. Der Objektkünstler HA Schult errichtete im Postfuhramt aus 50 000 Liebesbriefen eine Rauminstallation und verhüllte das gesamte Gebäude in Christo-Manier von außen mit 5000 auf Spezialfolie vergrößerten Exemplaren. Der Partyclub Department ist bereits im Januar ausgezogen. Die Galerie C/O Berlin sucht seit zwei Jahren ein neues Domizil, weil sie aus dem PFA raus muss. Der Mietvertrag war bereits Ende 2012 ausgelaufen. Der neue Eigentümer Biotronik will hier seine Konzernrepräsentanz eröffnen. Firmengründer Max Schaldach hat 1963 den ersten deutschen Herzschrittmacher entwickelt. Zu seinen Plänen äußert sich der Medizintechnikhersteller mit Sitz im Neuköllner Gewerbegebiet an der Woermannkehre nicht. "Kein Kommentar", wiederholte dann auch Biotronik-Sprecherin Manuela Schildwächter.

Seit Jahren gibt es Streit um die Zukunft des historischen Postfuhramtes. Der israelische Investor Elad, der das Postfuhramt im vergangenen Jahr an Biotronik weiterverkauft hat, konnte einen gültigen Bauvorbescheid übergeben. Demnach müssen 15 Prozent aller Flächen für Kultur genutzt werden. 60 Prozent sind für Wohnungen und 25 Prozent für Hotels reserviert. Umstritten ist vor allem der Bau von zwei Gebäuden für Hotel und Wohnungen samt Tiefgarage im historischen Hof.

Die Initiative "Rette lebenswerte Mitte" protestiert seit zwei Jahren gegen "die geplante Zerstörung eines der schönsten Baudenkmäler Berlins". Sie will die Innenhofbebauung und den Abriss der alten Garagen verhindern und das Postfuhramt "als Kunst- und Kulturstandort erhalten".

C/O Berlin wird im Herbst im Amerika Haus am Bahnhof Zoo eröffnen. Derzeit wird das einstige Veranstaltungs- und Informationszentrum der USA mit Kino, Bibliothek und Ausstellungsflächen durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) denkmalgerecht saniert. C/O wollte unbedingt im Bezirk Mitte bleiben und hatte insgesamt 70 alternative Gebäude für einen neuen Standort geprüft. Die letzten Hoffnungen lagen auf den Ausbau der maroden und leerstehenden Atelierhäuser im Monbijoupark. Die Pläne scheiterten am bestehenden Planungsrecht. Die Atelierhäuser werden für die Parkerweiterung abgerissen.

Kultur unterm Kuppeldach

Das Kaiserliche Postfuhramt (PFA) wurde zwischen 1875 und 1881 nach einem Entwurf von Carl Schwatlo von Postbaurat Wilhelm Tuckermann errichtet. Das imposante dreigeschossige Eckgebäude hat wie die Neue Synagoge eine Kuppel. Neben dem PFA beherbergte das Gebäude eine Rohrpostmaschinenstelle, Unterrichtsräume der Post- und Telegrafenschule sowie mehrere Dienstwohnungen. Im Erdgeschoss befinden sich zwischen den Rundbögen 25 Porträts von Post-Persönlichkeiten. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Haus wurde zu DDR-Zeiten teilweise renoviert und bis 1995 von der Post genutzt. Bis 2001 fanden wechselnde Ausstellungen in der denkmalgeschützten Immobilie statt. 2005 hatte die Deutsche Post das Haus an eine israelische Investorengruppe verkauft. Seitdem gibt es Pläne für Hotel und Luxuswohnungen. Allen Mietern war klar, dass es sich um eine Zwischennutzung handelt.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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