Der Kitt der Gesellschaft
Freiwilligenagenturen und Senatskanzlei wollen ehrenamtliches Engagement sichtbarer machen

Im Rahmen der #freiwilligInBerlin-Kampagne haben die Freiwilligenagenturen und Staatssekretärin Sawsan Chebli vor dem Brandenburger Tor mit einem Konfettiregen das freiwillige Engagement gefeiert.  | Foto: Jakob Göbel
2Bilder
  • Im Rahmen der #freiwilligInBerlin-Kampagne haben die Freiwilligenagenturen und Staatssekretärin Sawsan Chebli vor dem Brandenburger Tor mit einem Konfettiregen das freiwillige Engagement gefeiert.
  • Foto: Jakob Göbel
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Fast jeder dritte Berliner engagiert sich in seiner Freizeit freiwillig, geht mit Senioren spazieren oder hilft zum Beispiel bei Flüchtlings- oder Umweltprojekten. Mit der Kampagne #freiwilligInBerlin wollen die zwölf Freiwilligenagenturen und die Senatskanzlei das große Engagement jetzt noch sichtbarer machen.

Gerade in den Corona-Zeiten sind die Helfer richtige Engel, die Senioren den Einkauf bringen oder mit ihrem Hund Gassi gehen. Die Freiwilligenagentur Mitte in der Fabrik Osloer Straße hat sogar extra eine „Hilf Jetzt“-Hotline eingerichtet, bei der sich Engagierte, die Zeit für andere haben, melden konnten. 900 Helfer hat Agenturleiter Benjamin Vrucak registriert. Hilfe vor allem für Senioren, die wegen Corona nicht rauskonnten, konnte so vermittelt werden.

Wie dicht Helfer und Hilfesuchende manchmal zusammen sind, zeigt folgendes Beispiel. „Eine ältere Dame hat unser Plakat gesehen und angerufen. Sie hat sich aus Angst vor Ansteckung nicht getraut, ihre Medikamente abzuholen“, so Vrucak. Bei seiner Recherche in der Ehrenamtsdatenbank fand er einen registrierten Freiwilligen, der nur drei Etagen drüber im selben Hochhaus auf der Fischerinsel wohnte. Der Student kümmert sich nun weiter um seine vorher unbekannte Nachbarin.

Für die Imagekampagne wurden bunte Freiwilligenbären aus abwaschbarer Kreide gesprüht und Plakate aufgehängt. | Foto: Jakob Göbel
  • Für die Imagekampagne wurden bunte Freiwilligenbären aus abwaschbarer Kreide gesprüht und Plakate aufgehängt.
  • Foto: Jakob Göbel
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Es sind vor allem junge Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. 60 Prozent der Helfer, die sich in der Freiwilligenagentur Mitte beraten und vermitteln lassen, sind Frauen, sagt Benjamin Vrucak. Über 200 Partner wie Projekte, Vereine oder Einrichtungen stehen in seiner Datenbank – von der Krippe bis zum Hospiz. Die Freiwilligenagenturen beraten und vermitteln und bringen die zusammen, die zusammenpassen. Denn nicht jeder, der etwas ehrenamtlich machen möchte, ist für jedes Projekt geeignet. Manche Projekte suchen Betreuer für die Hausaufgabenhilfe, andere wie Sportvereine zum Beispiel ehrenamtliche Co-Trainer. Besuchsdienste für Senioren sind immer gefragt, und bei jungen Leuten stehen auch Flüchtlingsinitiativen hoch im Kurs.

Gut für die Bewerbung

Es sieht natürlich auch gut aus, wenn man bei Bewerbungen in seinem Lebenslauf durch ein Ehrenamt auf sein soziales Engagement verweisen kann. Auch ein Motiv der hohen Nachfrage nach Ehrenamtsjobs. Die zweite große Gruppe der Freiwilligen sind Menschen über 60, die sich nach dem Berufsleben nützlich machen möchten und zum Beispiel Nachhilfe in Nachbarschaftszentren geben.

Feier mit Konfettiregen

Wie groß das Engagement der Berliner ist, darauf haben die Freiwilligenagenturen am Sonntag, 4. Juli, mit einer Aktion vor dem Brandenburger Tor aufmerksam gemacht. Laut einer repräsentativen Befragung engagiert sich nämlich jeder dritte Berliner. 2014 waren es fast 38 Prozent der über 14-Jährigen. Das sind 1,1 Millionen Menschen. Berlin habe mehr Freiwillige als Wohngebäude, Straßenlaternen oder BVG-Abonnenten, wie es in der neuen Kampagne der Senatskanzlei heißt. Mit dem Hashtag #freiwilligInBerlin machen die Freiwilligenagenturen in den Sozialen Medien auf die „kuriosen und bemerkenswerten Zahlen“ aufmerksam. „Dieses Engagement hält unsere Gesellschaft zusammen. Aber es ist nicht immer sichtbar“, heißt es.

„Nachdem die schwersten Monate der Pandemie nun hoffentlich hinter uns liegen, haben wir im Jahr 2021 als Europäische Freiwilligenhauptstadt allen Grund, hoffnungsvoll und zuversichtlich nach vorn zu schauen. Lasst uns bereits jetzt die Zukunft Berlins nach der Pandemie mit ganz viel Engagement gemeinsam gestalten“, sagte Sawsan Chebli, Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement, zum Kampagnenstart.

Der Bezirk Mitte spendiert Freiwilligen ab September sogar als Belohnung für ihr Engagement kostenlose Zeitmanagement-, Yoga- oder Antistresskurse an der Volkshochschule. Denn helfen kann auch anstrengend sein.

Eine Übersicht über alle Freiwilligenagenturen sowie weitere Informationen zum Ehrenamt gibt es auf www.berlin.de/buergeraktiv/freiwilligenagenturen.

Im Rahmen der #freiwilligInBerlin-Kampagne haben die Freiwilligenagenturen und Staatssekretärin Sawsan Chebli vor dem Brandenburger Tor mit einem Konfettiregen das freiwillige Engagement gefeiert.  | Foto: Jakob Göbel
Für die Imagekampagne wurden bunte Freiwilligenbären aus abwaschbarer Kreide gesprüht und Plakate aufgehängt. | Foto: Jakob Göbel
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 452× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 422× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 372× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 408× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.725× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.