Autobahnen unter Solardächern
Berliner CDU fordert Pilotprojekt auf der Avus

So könnte die Symbiose aus Photovoltaik und Autobahn aussehen. | Foto: LABOR3 Architektur GmbH
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  • So könnte die Symbiose aus Photovoltaik und Autobahn aussehen.
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Die CDU positioniert sich für die Wahlen im kommenden Jahr nicht nur mit Law-and-Order-Kampagnen, sondern will sich auch als moderne und innovative Hauptstadtpartei in Stellung bringen.

Oliver Friederici kommt mit einer spannenden Klimaschutzidee um die Ecke. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion will, dass Berlin einen Pilotversuch für Solarstraßen startet. Mit Solarmodulen überdachte Autobahnen könnten flächenschonend Ökostrom liefern und bieten weitere Vorteile wie Lärmschutz und Verkehrssicherheit durch trockene und vor Frost und Hitze geschützte Fahrspuren. Die CDU will den Senat auffordern, sich für eine Teststrecke auf der Avus starkzumachen. Für das Pilotvorhaben geeignet wären auf den 77 Kilometer langen Stadtautobahnen auch das Autobahndreieck Funkturm oder die A110 am Bundesplatz. „Mit dem Thema wollen wir den Anspruch Berlins für Innovationen beim Klimaschutz unterstreichen“, sagt Friederici.

Harry Wirth freut sich über das Interesse an der neuen Technologie. „Berlin wäre bestens dafür geeignet, weil es wahnsinnig viel Strom verbraucht“, sagt der Wissenschaftler vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Wirth ist Bereichsleiter „Photovoltaik / Module und Kraftwerke“ und erarbeitet derzeit gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) eine Konzeptstudie zur Überdachung von Autobahnen mit Solardächern. Bisher gibt es so etwas noch nicht. Photovoltaikanlagen (PV) wurden nur neben Autobahnen oder an Lärmschutzwänden installiert. In dem Projekt „PV-Süd“ erforschen seit Sommer das Fraunhofer ISE und österreichische AIT, wie man Straßenflächen besser nutzen kann. Um die Energiewende zu schaffen, braucht man allein beim Solarstrom um das Zehnfache der derzeit in Deutschland installierten Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 52 Gigawatt. Zum Vergleich: Würde man alle 13 000 Autobahnkilometer in Deutschland mit PV-Anlagen überdachen, hätte man ein theoretisches Potenzial von 27 Gigawatt.

Beispiel aus einem anderen Projekt zu einen möglichen PV-Überdachung. Fotos vom Projekt "PV-SÜD" gibt es noch nicht. Der Demonstrator wird voraussichtlich nächstes Jahr gebaut. | Foto: SONNENKRAFT/HSH
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Um nicht wie bisher riesige Freiflächen mit Solarparks vollzustellen, suchen Forscher nach Synergieeffekten. Die Experten vom Fraunhofer ISE erproben zum Beispiel im Bodenseekreis in einer Versuchsanlage die PV-Überdachung von Landwirtschaftsflächen. Agriphotovoltaik (APV) setzt wie die Solarstraßen auf Flächenoptimierung und Mehrfachnutzen. Der Ausbau von überdachten Straßen mit Solardächern ist zwar kostspieliger, hat aber weitere positive Effekte. Die Straßen werden vor Wetterschäden durch Hitze und Frost geschützt und halten dadurch länger. Außerdem bringen die Solardächer durch geeignete Konstruktionen zusätzlichen Lärmschutz. Bei geschlossener Ausführung halten sie die Straßen sogar trocken.

Fraunhofer ISE und AIT wollen spätestens in zwei Jahren einen „Demonstrator zur Überdachung von Autobahnen mit Photovoltaik-anlagen“ aufbauen. Viele Fragen sind zu klären – etwa zu Wind- und Schneelasten, Standsicherheit und Wartungsmöglichkeiten. Es geht auch um Verkehrssicherheit und was passiert, wenn ein Fahrzeug mit der Tragkonstruktion kollidiert. Es dürfen keine Gefahren zum Beispiel durch umherfliegende Solarmodule entstehen. Das Forschungsprojekt „PV-Süd“ wird in Kooperation von Deutschland, Österreich und der Schweiz finanziert. Noch ist unklar, wo die Teststrecke für Solarautobahnen errichtet wird. „Wenn der Senat uns fragt, machen wir das gern in Berlin“, sagt Ingenieur Dr. Harry Wirth.

Bundesverkehrsministerium zuständig

Derweil übt sich der Berliner Senat in Zurückhaltung gegenüber dem CDU-Vorstoß zu Solarautobahnen. Um einen Kommentar gebeten, verweist Dorothee Winden, Sprecherin der Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne), lediglich auf die Zuständigkeit des Verkehrsministeriums „als Straßenbaulastträger für die Bundesautobahnen“. Dort sei man mit dem Vorschlag an der richtigen Adresse. Die für Energie zuständige Senatorin Ramona Pop (Grüne) lässt über ihren Sprecher ausrichten: „Gut, dass auch die CDU sich endlich zu mehr Solarenergie bekennt. Je mehr Solarpanels desto besser, daher gerne auch auf überdachte Autobahnen“, so Pop. Naheliegender sei jedoch „zunächst mehr Dächer Berlins mit Solar auszustatten“.

So könnte die Symbiose aus Photovoltaik und Autobahn aussehen. | Foto: LABOR3 Architektur GmbH
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Dirk Jericho aus Mitte

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