Ich biete seit 2005 als Stadtgänger einmal im Monat einen Stadtspaziergang für Leser der Berliner Woche an. Als der Mann mit der Leiter, wie mich meine Fans mittlerweile nennen, besuche ich mit den Teilnehmern der Führungen interessante historische Orte in ganz Berlin. Ich bin studierter Kulturwissenschaftler. Zum Stadtgänger wurde ich im Jahre 2004. Wer mehr über mich und meine Führungen erfahren will, klickt hier.
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Bei meinem 172. monatlichen Spaziergang lade ich Sie zur Luiseninsel am Tiergarten-Südrand ein. Ganz in der Nähe habe ich neulich beim Spaziergang mehrere Jäger getroffen. Die lauerten am Wasser geduldig auf Fisch und Frosch, immer allein und still – Graureiher! Ein gutes Zeichen für intakten Naturraum. Vor 200 Jahren legte der noch junge Gärtner Peter Joseph Lenné erste Pläne für den englischen Landschaftspark vor, den er später als großen Volkspark gestalten durfte. Schon vorher gab es die...
Bei meinem 171. Spaziergang lade ich Sie zum Platz am Spreetunnel ein. Vor 99 Jahren lag er noch ein ganzes Ende vor Berlin. In jener Naherholungsgegend, wo zu Zeiten des alten Fritz sächsische Kolonisten angesiedelt worden waren. Eine der pfiffigen Siedlerinnen erfand ein Schild mit der Aufschrift „Hier können Familien Kaffee kochen“, pappte es ans Hoftor, verlieh für wenig Geld Porzellankannen und -tassen, reichte heißes Wasser, sparte so die Schanklizenz. Gastwirt Zenner, der Pächter des...
Bei meinem 169. Berliner-Woche-Spaziergang lade ich Sie an die alte Nordgrenze der Reichshauptstadt ein. Nach der Gründung Groß-Berlins 1920 mit der Gliederung in sechs „alte“ und 14 „neue" Bezirke war hier für 80 Jahre das Drei-Bezirke-Eck Pankow/Prenzlauer Berg/Weißensee. In der Grünanlage an der Prenzlauer fällt ein verschmitztes Lächeln auf: Ein Bronzekopf Erich Weinerts steht am Rand Prenzlauer Bergs. Der Dichter füllte in der ersten Republik kleine und große Säle mit seinem satirischen...
Bei meinem 167. Berliner-Woche-Spaziergang lade ich Sie in eine Gegend nördlich der Spree ein. Hier steht an der Friedrichstraße der Friedrichstadt-Palast, nur 200 Meter vom maroden Altbau entfernt. Er hieß wegen der kunterbunten Beton-Glas-Fassade bald spöttisch „Usbekischer Bahnhof“. Drinnen gibt es mit knapp 3000 Quadratmetern Fläche die größte Theaterbühne der Welt. Damals war der Bau die schnelle Antwort auf eine ausgebliebene Katastrophe, denn im Vorgänger-Palast zwischen der Straße Am...
Bei meinem 164. Woche-Spaziergang mit der Leiter lade ich Sie auf Schönebergs Rote Insel ein. Der Name findet sich, zu „Insel“ verkürzt, überall in der Alltagssprache des Viertels und bei der Benennung diverser Lokalitäten. Die dreieckige Insel ist von den Yorkbrücken im Norden bis zur Ringbahn im Süden komplett von Bahntrassen eingefasst. Mittendrin gibt es den Gustav-Müller-Platz. Das Viertel im Osten Schönebergs, wirkt hier fast wie eines der berüchtigten Mietskasernenviertel des Berliner...
Bei meinem 163. Berliner-Woche-Spaziergang lade ich Sie am Sonnabend, 18. August, auf die Höhen der Müggelberge ein. Es ist die bekannteste Berliner Stauchmoräne, ein wasserumflossenes Minigebirge aus Sand und Mergel mitten im breiten Urstromtal. 1920 wird Köpenicks Großer Müggelberg mit 114,7 Metern höchste natürliche Erhebung Groß-Berlins. Es waren Architekturstudenten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, die 1958 im Wettbewerb den schlanken Glas-Beton-Kubus als neuen Turm am 88 Meter hohen...
Bei meinem 162. Woche-Spaziergang lade ich Sie zu zwei Plätzen am Havelufer ein, gut zwei Kilometer Spazierweg voneinander entfernt. Der erste ist eine bescheidene Waldlichtung mit romantischem Denkmal zur Schildhorn-Sage um die Begründung der Mark Brandenburg. Der zweite ist der weitläufig angelegte Platz am Grunewaldturm. Erbaut wurde der 55-Meter-Turm zum Gedächtnis an König Wilhelm I. So liest man es an der Fassade; hinter geschmiedeten Toren steht der 1888 verstorbene Preußenkönig und...
Bei meinem 159. Woche-Stadtspaziergang lade ich Sie nach Alt-Biesdorf ein. Werner Siemens, Ingenieur und Unternehmer, kaufte 1887 das Biesdorfer Gut samt Ländereien samt Schlosspark mit dem spätklassizistischen Schloss, erbaut von den Architekten Gropius und Schwechten. Wussten Sie, dass genau hier eine Wiege der elektrischen Eisenbahn gewesen sein soll? Bis heute erzählt man sich, dass Siemens im Biesdorfer Schlosspark seine dynamoelektrischen Schienenfahrzeuge mit Stromzuleitung ausprobierte....
Adlershof. Ein riesiges stehendes Ei, eine ebenso gewaltige Röhre, die sich um ein Haus legt. Dazu noch zwei hohe Zylinder, die ein Zwischenbau verbindet. Mitten in der Wissenschaftsstadt Adlershof stößt man auf diese Ansammlung surreal wirkender Baukörper. Zwei elegante Werkstatt- und Laborgebäude am heutigen Forum Adlershof sind schon vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. Am Rande des ältesten deutschen Flughafens Johannisthal (seit 1909) wurde in den 30er-Jahren mit Trudelturm, Windkanal und...
Kreuzberg. Gleich am Kottbusser Damm kämpfen zwei bronzene Zicken in der Grünanlage. Noch vor eineinhalb Jahrhunderten soll hier eine Ziegenweide gewesen sein – weit vor der königlichen Akzisemauer, der alten Stadtgrenze. Die einstige Sumpfgegend um den alten Schafgraben, heute Landwehrkanal, war da längst trockengelegt. Ab 1861 gehörte alles westlich des Kottbusser Damms bis zur Hasenheide zum Berliner Stadtgebiet - als Tempelhofer Vorstadt. Aber es dauerte noch, bis im längst geplanten...
Tiergarten. Für Berlin-Kenner ist der große grüne Platz direkt am Landwehrkanal ein Muss, war er doch der westlichste des kaiserlichen Berlin: Schöneberger Vorstadt, Lützow-Viertel. Ein herkulischer Ort. 1891 kamen vom Abriss der Zwirngraben-Brücke am Hackeschen Markt die Herkulesstatuen nach Schadows Entwurf auf die neue Brücke am Platz. Spätere Kopien fielen mit Sprengung der Brücke 1945. Auch der Herkulesbrunnen von 1903 in Platzmitte war verloren, wie das 1934 eingelagerte Original des...
Friedrichshagen. Mitten im Getümmel des Friedrichshagener Markts zeigt sich der Alte Fritz auf hohem Sockel. Vom armenischen Künstler Spartak Babajan ist das Bronzestandbild dem nach dem Krieg eingeschmolzenen Vorgänger nachempfunden worden. Die Bildgießerei Seiler im nahen Schöneiche hat es gegossen, 2003 kam es auf den Platz. Das war zum 250. Jahrestag der königlichen Gründungsorder für die „Spinnerkolonie bei Cöpenick“ für Woll- und Seidenspinner, die zuerst Friedrichsgnade, bald...
Kaulsdorf. Die Wuhle hat es sogar ins Wappen des Bezirkes Marzahn-Hellerdorf geschafft, was man dem Flüßchen, das sich in natura schmal durchs breite grüne Wuhletal schlängelt, kaum glauben mag. Auf der Westseite des Tals steigt das Gelände hier, südlich der Station Wuhletal mit der Biesdorfer Höhe sogar bis auf 80 Meter an. Kaulsdorf liegt am östlichen Hang, überragt vom Turm der Dorfkirche, die mitten auf dem historischen Anger steht. Als vor 150 Jahren die Preußisch-Königliche Ostbahn...
Schöneberg. Der Kleistpark, grüne Oase um Schönebergs Potsdamer Straße, bekam seinen Namen 1911, 100 Jahre nach dem Freitod des Dichters Heinrich von Kleist. Schönebergs Stadtgartendirektor Brodersen baute den Platz des alten Botanischen Gartens zum Park des Kammergerichts um. Das Gericht hatte fast 200 Jahre im Collegiengebäude Lindenstraße residiert, nun saß es in einem Palast im Stile des Wilhelminischen Barock. Im Spätmittelalter in kurfürstlichen „Kammern“ gegründet, blieb das...
Rahnsdorf. Zum Ortsteil Rahnsdorf gehört auch Hessenwinkel, ein beliebtes Villenwohngebiet am Südostrand Berlins. Hier gibt es eine kleine Götterinsel, auf der die Straßen nach dem germanischen Wodan und seinem Sohn Baldur benannt sind. Und nach dem Slawengott Triglaw, der seinen Namen für die Insel-Zufahrtsstraße und auch für die Triglawbrücke gibt. Die Zwei-Kilometer-Wanderung beginnt an der Hessenwinkler Waldkapelle, einem Ziegelbau, der von den Architekten des Schöneberger Rathauses...
Mitte. Nördlich des Bahnhofs Friedrichstraße sieht man einen riesigen Stahlbetonrohbau, durch den der Wind bläst. Kein Neubau, kein Abriß. Nein, das 1982 mit 1000 Patientenbetten eingeweihte Charité-Hochhaus wird derzeit radikal modernisiert.Gut drei Jahrhunderte nach einem ersten Pesthausbau vor den Mauern Berlins soll das erneuerte Medizinzentrum in zwei Jahren für Patienten und Wissenschaftler den Standard des 21. Jahrhunderts bieten und so die Medizingeschichte der weltberühmten Charité...
Kreuzberg. Als die Amerika-Gedenkbibliothek öffnete, kamen täglich 500 Kunden. Inzwischen sind es fast zehnmal so viele. Rechtzeitig zu ihrem 60. Geburtstag wurde sie rundum erneuert und strahlt wieder als höchst lebendiges Denkmal am Blücherplatz.Der gehört mit dem Mehringplatz zu den berühmten Doppelplätzen Berlins, die auf die Stadterweiterung des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. vor genau 280 Jahren zurückgehen. Fast immer gab es einen Platz innerhalb der Zollmauer (Akzisemauer) und...
Reinickendorf. Für Pferdefuhrwerke gemacht scheint das historische Kopfsteinpflaster des Alt-Reinickendorfer Angers. Schon im 14. Jahrhundert gehörte die Ansiedlung mit ihren 40 Hufen als Kämmereidorf dem Berliner Magistrat.Der zog von den untertänigen Bauern den Zehnten ein. Überliefert ist, dass der Rat im Dreißigjährigen Krieg wegen akuter Geldnot das Dorf verkaufen musste. Erst Jahrzehnte später holte sich die Kämmerei diese Einnahmequelle zurück, behielt sie bis 1872 in Besitz. Endlich...
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