Bei berühmten Bühnen
Stadtführung durch die alte Friedrich-Wilhelm-Stadt

Bei meinem 167. Berliner-Woche-Spaziergang lade ich Sie in eine Gegend nördlich der Spree ein.

Hier steht an der Friedrichstraße der Friedrichstadt-Palast, nur 200 Meter vom maroden Altbau entfernt. Er hieß wegen der kunterbunten Beton-Glas-Fassade bald spöttisch „Usbekischer Bahnhof“. Drinnen gibt es mit knapp 3000 Quadratmetern Fläche die größte Theaterbühne der Welt. Damals war der Bau die schnelle Antwort auf eine ausgebliebene Katastrophe, denn im Vorgänger-Palast zwischen der Straße Am Zirkus und Schiffbauerdamm war am 29. Februar 1980 während der Vorstellung plötzlich eine Säule abgesackt. Nach der Revue verließen alle Besucher unbeschadet den Saal. Es war die letzte Vorstellung. Bald nach Fertigstellung des neuen ist das alte Haus 1985 abgerissen worden. Vor über 150 Jahren war dort auf Hunderten Eichenpfählen und vier Betonplatten die erste Berliner Markthalle gebaut worden, bald Arsenal, später Zirkus.

Wussten Sie, dass vor 99 Jahren, im November 1919, Max Reinhardt, Chef des Deutschen Theaters, hier sein Großes Schauspielhaus eröffnete? Später liefen Ausstattungsrevuen von Eric Charell, auch Claire Waldoff hatte gefeierte Auftritte mit ihren frechen Liedern. Auch die kurze Straße an der Dreispitz-Passage heißt nach Claire. Die Häuserzeile führt in die Tiefen der alten Friedrich-Wilhelm-Stadt. Das Viertel hatte der umtriebige Unternehmer Johann Schumann angelegt, der in den Befreiungskriegen ab 1813 als Heereslieferant reich wurde.

Die wohl bekannteste Adresse des Viertels ist – nach der Charité – das Deutsche Theater in der Schumannstraße 13a. Inmitten klassizistischer Häuserzeilen 1850 als Friedrich-Wilhelmstädtisches-Theater eröffnet, bot es volkstümliche Stücke, später unter neuem Namen auch Klassik, dann zeitkritische Moderne. Vier der wichtigsten Theaterleiter stehen als Bronzeköpfe auf dem Ehrenhof vor dem Haus, auch Heinz Hilpert, in der NS-Zeit direkter Nachfolger des vertriebenen Max Reinhardt. Er bewahrte im Repertoire humanistische Haltungen, bekam später dafür Anerkennung in Ost und West. Bald nach dem Krieg war von 1948 bis 1954 das Berliner Ensemble von Brecht/Weigel Gast im Haus.

Ganz nah am Deutschen Theater ist im Gelände der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität das Flussbett des Panke-Unterlaufs zu besichtigen. Gleich daneben geht es um Ökologie der Fische, um nachhaltiges Fischereimanagement. Ecke Albrechtstraße steht ein Bunker von 1943. Lange Jahre lagerte man dort Orangen und Bananen, heute ist er Kunstort.

Am Freitag anmelden

Der Spaziergang beginnt am Sonnabend, 15. Dezember, 11 Uhr. Treff ist Friedrichstraße 107, rechts vor dem Eingang des Quatsch Comedy Clubs.

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 14. Dezember, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter der Nummer 887 27 74 14.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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