Neuer Schulbau auf Friedhof geplant
Evangelische Schule will Gebäude für die Oberstufe errichten lassen
Die Evangelische Schule Neukölln braucht mehr Platz und möchte bauen. Ein Grundstück scheint gefunden, der heutige Werkhof auf dem Alten St.-Jacobi-Friedhof. Anfang Juni wurden die Planungen der Öffentlichkeit vorgestellt.
In der Schule lernen rund 900 Kinder und Jugendliche von der ersten Klasse bis zum Abitur. Doch die räumliche Situation ist unbefriedigend. Das Hauptgebäude steht in der Mainzer Straße 47. Dahinter wurde 2008 ein Erweiterungsbau an der Reuterstraße für die ersten bis dritten Klassen und den Hort fertiggestellt.
Die rund 190 Jugendlichen der Oberstufe sind jedoch an einem anderen Ort untergebracht, nämlich im Gebäude in der Schillerpromenade 16. Weil es dort weder eine Sporthalle noch genügend Fachräume gibt, müssen sie durchschnittlich einmal am Tag pendeln, die Lehrer sogar zwei- bis dreimal. Das bedeutet einen Fußweg von immerhin 15 bis 20 Minuten. „Diesen Zustand haben wir nur deshalb hingenommen, weil wir vor 20 Jahren eine gymnasiale Oberstufe eröffnen wollten, das war ganz, ganz wichtig für uns“, so Schulleiter Thorsten Knauer-Huckauf.
Nach langer Suche ist nun ein Areal gefunden, das wesentlich näher am Mutterhaus liegt. Es ist rund 1200 Quadratmeter groß und liegt, vom Eingang an der Karl-Marx-Straße aus gesehen, im hinteren Teil des Alten St.-Jacobi-Friedhofs. Der Neubau samt Pausenhof soll direkt an das Gebäude Hermannstraße 233 angrenzen. Etwas mehr Luft wird zu den Seitenflügeln der Häuser Biebricher Straße 14 und 15 gelassen. Bei einigen Bewohnern, die zur Veranstaltung gekommen waren, stieß das Vorhaben auf generelle Ablehnung. Sie befürchten vor allem Lärmbelästigungen. Einzelne fanden zudem, eine Schule passe grundsätzlich nicht auf einen Friedhof.
Dem widerspricht Tillmann Wagner, Geschäftsführer vom evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte, dem das Areal gehört. Es gebe in der Stadt mehrere Beispiele für derartige Nachbarschaften, die gut funktionierten. Zudem seien auf dem Gelände nie Menschen bestattet worden, sodass auch von „Störung der Totenruhe“ keine Rede sein könne. „Für uns wäre diese Lösung ein Segen“, sagte Schulleiter Thorsten Knauer-Huckauf. „Wir suchen schon so lange nach einem Baugrundstück.“ Zudem könne im neuen Gebäude die Zahl der Oberstufenschüler auf 250 erhöht werden, und die Nachfrage sei groß. Die Schule, die in Neukölln einen guten Ruf genießt, finanziert sich übrigens zu zwei Dritteln aus staatlichen Zuschüssen, der Rest muss durch Elternbeiträge aufgebracht werden. Die betragen zurzeit je nach Einkommen zwischen 30 und 360 Euro im Monat. Wer Transferleistungen bezieht, kann sich von der Zahlung befreien lassen. „Wir sind in keiner Weise elitär, sondern offen für alle“, betonte Frank Olie von der Schulstiftung. Knauer-Huckauf ergänzte, seit einigen Jahren werde auch streng darauf geachtet, dass sämtliche Erstklässler aus dem Norden Neuköllns stammten.
Wie genau der Neubau aussehen wird, steht noch nicht fest. Sicher sei jedoch, dass der Zugang ausschließlich über die Hermannstraße möglich sei und keine weiteren Eingriffe auf dem Friedhofsgelände erfolgten, so Olaf Gersmeier vom Stadtplanungsbüro PFB. Schon bald wird Näheres zu erfahren sein. Ein Workshop-Verfahren mit fünf Architektenbüros läuft. Die Entwürfe werden am 23. Juni um 17 Uhr in der Turnhalle in der Mainzer Straße 47 präsentiert. Interessierte sind dazu eingeladen.
Läuft alles nach Plan, soll nächstes Jahr der Bauantrag gestellt und ein Jahr später mit der Errichtung des Gebäudes begonnen werden. Frühestens zum Schuljahrwechsel 2027/2028 könnte der Betrieb dann aufgenommen werden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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