Fluchen, schimpfen und mogeln verboten: Bridge lernen in der Weserstraße

Konzentration ist das A und O beim Kartenspiel. Foto: Schilp | Foto: Schilp
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Omar Sharif hat es mit großem Erfolg gespielt und nannte es die zweitschönste Sache der Welt. Bill Gates tut es auch, aber weniger gut. Und Neuköllner können es im „Club Gegenspiel“ an der Weserstraße 50 lernen. Die Rede ist vom Bridge. Ein neuer Kurs beginnt am 8. Januar.

In der zur Bar umfunktionierten Ex-Fleischerei geht es locker zu, es gibt Kaffee und Bier, gemütliche Sofas und 70er-Jahre-Stehlampen. „Wir haben es vor allem auf jüngere Mitspieler abgesehen, denn für sie gibt es keine Plattform in Berlin, und wir sind mit Abstand der netteste Club in Berlin“, sagt Mieke, die Mitte 30 ist, seit einem runden Jahrzehnt dem Bridge frönt und schon manchen Preis gewonnen hat. Aber auch Menschen im mittleren Alter und „coole Senioren“ seien durchaus willkommen.

Warum hierzulande das Durchschnittsalter der Bridgespieler bei über 70 Jahren liegt – Spitzensportler ausgenommen – und jeder sofort an vornehme britische Damenkränzchen denkt, ist Mieke und ihrem Mitstreiter Wolf ein Rätsel. In der Türkei beispielsweise ist Bridge ein ausgesprochenes Männerspiel, in Polen greifen Bauarbeiter in der Pause gerne zu den Karten.

Regeln sind unbedingt einzuhalten

Schimpfen, fluchen und mogeln ist allerdings tabu. Es gibt ein dickes Regelwerk und üblicherweise achtet ein Turnierleiter darauf, dass jeder während der Runden die Contenance bewahrt. „Alles, was dem anderen die Freude am Spiel nehmen könnte, ist verboten“, bringt es Wolf auf den Punkt. Beim Bridge zählt weniger das Glück, sondern gefragt sind logisches Denken, Kombinationsgabe, Konzentration und Psychologie. Gezockt wird zu viert. Zwei feste Paare spielen zusammen. Jeder hat 13 Karten auf der Hand.

Das Schwierigste kommt zuerst – das Reizen. Hier gibt es sehr viele Varianten. Der Spieler, der am höchsten gereizt hat, sagt dann an, welche Farbe Trumpf ist und wie viele Stiche er voraussichtlich bekommt. Sein Partner legt die Karten offen auf den Tisch. So hat jeder viele Informationen zur Verfügung. Jetzt heißt es nur noch besser nachdenken als die anderen.

Im „Club Gegenspiel“ werden in aller Regel Turniere ausgetragen. Das Besondere daran: Jede Partie wird, mit identischer Kartenverteilung, von verschiedenen Paaren gespielt. Für die Endabrechnung werden die Ergebnisse der einzelnen Paare untereinander verglichen.

Im Schnitt dauert ein Spiel sieben Minuten. „Anfänger brauchen aber auch schon mal eine halbe Stunde“, so Mieke, „aber wir sind sehr gut darin, neue Leute zu integrieren. Und bei uns spielen tolle Menschen zusammen, die sonst nirgends aufeinandertreffen würden.“

Es sei gut, relativ früh mit Bridge anzufangen. Wer älter sei, müsse zu Beginn auf jeden Fall mehr üben und nach dem Kurs noch „Hausaufgaben“ machen. Manchmal gebe es echte Überraschungen. Mieke erzählt von einem jungen Mann, der seinen Eltern einen Kurs zu Weihnachten geschenkt hatte. „Dann war er selbst Feuer und Flamme, ein Supertalent und unser ganzer Stolz. Inzwischen ist er Vize-Europameister.“

Wer neugierig geworden ist, kann einfach montags ab 19.30 Uhr vorbeischauen. Der neue Kurs beginnt am 8. Januar, ebenfalls um 19.30 Uhr. Für zehn bis zwölf Abende sind, nach eigenem Ermessen, 25 oder 50 Euro zu bezahlen, ein Schnupperabend ist umsonst. „Wenn Bedarf besteht, richten wir auch einen Kurs ein, bei dem es ein bisschen langsamer vorangeht und der länger dauert“, so Mieke.

Weitere Infos unter bridge@gelegenheiten-berlin.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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