Werkstatt der Kulturen war mal
Trägerwechsel in der Wissmannstraße 32

Das neue Team mit Senator Klaus Lederer: Louna Sbou, Saskia Köbschall, Nina Martin, Nathalie Mba Bikoro und Tmnit Zere (v.l.). | Foto: Schilp
3Bilder
  • Das neue Team mit Senator Klaus Lederer: Louna Sbou, Saskia Köbschall, Nina Martin, Nathalie Mba Bikoro und Tmnit Zere (v.l.).
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Die gemeinnützige Unternehmergesellschaft KulturNeuDenken (KND) übernimmt am 1. Januar die Regie in der Wissmannstraße 32. Das fünfköpfige Frauenkollektiv hat nach einer Ausschreibung den Zuschlag für den landeseigenen Standort bekommen.

Sechs Bewerber gab es. „Das Konzept von KND hat uns die Entscheidung leicht gemacht, es hat sich deutlich von allen anderen abgesetzt“, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Es verbinde „künstlerische Exzellenz mit Kiez und Nachbarschaft“. Außerdem werde Barrierefreiheit sehr wichtig genommen, sodass jeder, der wolle, die Angebote wahrnehmen könne. Im nächsten Berliner Doppelhaushalt seien 940 000 Euro pro Jahr für das Haus eingestellt.

Alle fünf Frauen haben Erfahrungen mit kulturellen Projekten und punkten mit mit Qualifikationen wie Wirtschaftsrecht, bildender Kunst, Politikwissenschaft und Kuratieren. Ihre Perspektive beschreiben sie selbst als dekolonial, queer/feministisch, klassenkritisch und diasporisch. Unter „Diaspora“ ist die Existenz von religiösen, nationalen, kulturellen oder ethnischen Gemeinschaften in der Fremde, nach Verlassen der Heimat, zu verstehen.

Klar ist, dass das Team an die bisherige Arbeit der Werkstatt der Kulturen anknüpfen will. Es wird weiterhin trans- und international zugehen, mit Konzerten, Ausstellungen, Tanz, Theater, Diskussionen, Performances, Filmen und anderen Veranstaltungen. „Das Haus soll natürlich ein Treffpunkt für Migranten und unterschiedliche Organisationen bleiben“, so Tmnit Zere von KND. Aber es will sich stärker nach außen öffnen, wie ihre Kollegin Nina Martin betont: „Die Anwohner sollen sich einbringen. Was wir uns vorstellen können: ein jährliches Straßenfest, Gemeinschaftsgarten und -räume, ein Nachbarschaftsmarkt, Co-Working-Spaces mit Kinderbetreuung, ein Café und andere kulinarische Angebote.“

Warum eine Neuausschreibung?

Warum aber kommt es überhaupt zu einem Trägerwechsel? Einige würden es nämlich gerne sehen, wenn der Verein Brauerei Wissmannstraße, seit 2008 mit Geschäftsführerin Philippa Ebéné an der Spitze, seine Arbeit einfach weiterführen könnte. Der Hintergrund ist ein politischer: Im Koalitionsvertrag Ende 2016 wurden neue Zuständigkeiten festgelegt. Nicht mehr die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales sollte für die Werkstatt verantwortlich sein, sondern die Senatsverwaltung für Kultur. „Bei der Kultur ist jedoch eine dauerhafte Förderung eines Trägers unüblich. Etwa alle fünf Jahre muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht Platz für neue Ideen gibt“, begründet Senator Lederer die Ausschreibung. Dass sie zu Frustration bei der heutigen Belegschaft geführt habe, tue ihm leid. Ob Philippa Ebéné und die knapp 20 Mitarbeiter bleiben könnten, liege in den Händen von KND. Das Frauenkollektiv versichert, sich möglichst schnell mit den Beschäftigten zusammenzusetzen.

Übrigens steht der erste thematische Schwerpunkt von KND bereits fest: eine Ausstellung und andere Veranstaltungen rund um den „Freistaat Barackia“. Der gründete sich 1870, als sich rund 1000 Menschen in selbstgebauten Hütten zwischen Kottbusser Tor und Hasenheide ansiedelten – damals noch vor den Toren Berlins. Grund war die katastrophale Wohnungsnot und das Spekulantentum. Die Parallelen zu heute seien nicht zu übersehen, meint das Frauenteam.

Wer mehr über das Kollektiv wissen möchte, wird auf der Seite www.kulturneudenken.de fündig. Hier kann auch jeder seine Ideen und Wünsche für die zukünftige Nutzung des Kulturstandorts loswerden. Auch Vorschläge für einen neuen Namen sind erwünscht.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 992× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.