Mario Landsmann ist Drehscheibe und Anlaufstelle im Kiez
Neukölln. Mario Landsmann, seit 2013 mit seinem Geschäft am Herrfurthplatz ansässig, hat weit mehr mit dem Schillerkiez zu tun, als auf den ersten Blick erkennbar. Warum er mit diesem Quartier so verbunden ist, verrät er im vierten Teil der Serie der Berliner Woche „Unser Kiez – Rund um die Schillerpromenade“.
Wer das Spirituosen- und Weingeschäft am Herrfurthplatz 11 betritt, fühlt sich hier auf Anhieb wohl. Anders, als in vielen anderen Geschäften dieser Sparte, stehen hier nicht massenweise Kartons herum, keine Angestellten laufen hektisch umher. Nichts ist zugestellt, jedes Detail der Einrichtung passt in diese beiden Räume. Sortiert nach Sorten, stehen hier Weine und Sektflaschen in den Regalen, immer nur in kleinen Mengen. Im Nebenraum findet man zudem eine ganze Reihe von Spirituosen, von Tequila über Brandy, Whisky und Absinth bis hin zu Rum.
„Ich habe eine Weinaffinität, betrachte mich im Handel aber in erster Linie als Dienstleister“, sagt Mario Landsmann. Für den 55-jährigen Ladeninhaber ist es immer wichtig, zu wissen, welchen Ursprung ein Whisky hat und wo er produziert wird. „Das baut auch Neugierde bei den Kunden auf. Weil ich möglichst nachhaltig arbeiten möchte, habe ich nur Produkte, die nicht im Massenbereich stehen“, sagt er. Vor knapp drei Jahren eröffnete Mario Landsmann sein Geschäft im Schillerkiez und das geschah, wenn man seine Geschichte kennt, keineswegs zufällig.
In Neukölln geboren, verbrachte Landsmann seine Kindheit in der Gegend um die Kirchhof- und Weserstraße, ging in der Karl-Marx-Straße zum Albert-Schweitzer-Gymnasium. „Viele meiner Schulfreunde kamen aus dem Schillerkiez“, erzählt er. So verbrachte er viel Zeit hier, kannte den Kiez schon in den 70er Jahren. „Damals war das noch eine bürgerliche Gegend hier und der Schillermarkt war eine Institution“, erinnert er sich. Irgendwann verlor er diese Anbindung, machte nach seiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann ein Weinhandels- und Spirituosengeschäft in Schöneberg auf.
Dann erfuhr er, dass jemand wieder einen Wochenmarkt nach vielen Jahren auf dem Herrfurthplatz initiiert hatte. Fortan war Mario Landsmann jede Woche mit einem eigenen Stand dabei. „Dieser Markt hat bis heute seinen ganz eigenen Charakter. Er ist kein Marktschreier-Markt, sondern durch die Händler und Kunden sozial geprägt worden“, findet er. Als sein Geschäft in Schöneberg durch den aufkommenden Internet-Handel an Kunden verlor und dann auch noch direkt hinter seinem Stand am Herrfurthplatz ein Laden frei wurde, griff Landsmann zu. Nie hat er den Wechsel in den Schillerkiez bereut. „Ich bin ein Teil der Nachbarschaft und immer direkt am Menschen dran“, sagt der Geschäftsmann.
Viele Nachbarn schauen regelmäßig herein. Ab und zu gibt es eine Veranstaltung, wie Lesungen. Manchmal macht er auch noch einen Marktstand. Vor allem sonnabends trifft man sich zum Plausch im Laden. So manches Problem im Kiez wird hier besprochen. Das bringt Mario Landsmann auch mit in den Quartiersrat (QR), dem er seit einiger Zeit angehört. Zum Beispiel das Müllproblem, zu dem er gerade in einer Arbeitsgruppe ein Konzept erarbeitet. Mario Landsmann möchte sich weiter engagieren und sieht die Zukunft des Kiezes positiv. Seine Vorstellung: „Es wäre schön, wenn sich hier noch mehr kleinere Geschäfte ansiedeln und der Schillerkiez teilweise zur Fußgängerzone werden würde.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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