Martin Federlein war fast 20 Jahre lang Stadtrat in Pankow

Martin Federlein war fast 20 Jahre Stadtrat im Bezirk. | Foto: BW
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Pankow. Am 9. November 1989 wurde die Berliner Mauer geöffnet. Seitdem entwickelte sich nicht nur Berlin rasant, in den vergangenen 25 Jahren veränderte sich auch das Leben vieler Menschen. Mit einem Artikel über Martin Federlein beendet die Berliner Woche ihre kleine Porträtserie zum Mauerfall.

Dass er einmal fast zwei Jahrzehnte lang Stadtrat in seinem Heimatbezirk sein würde, hat Martin Federlein vor 25 Jahren noch nicht geahnt. Er leitete seinerzeit ein Softwareentwicklerkollektiv im Zentrum für Organisation im Bauwesen. Dass er 1989 begann, sich politisch zu engagieren, ist vor allem seiner Frau und seinen Söhnen zu verdanken, sagt er heute. Die beiden älteren Söhne waren nicht in der FDJ. Als einer von ihnen als 14-Jähriger auf dem Schulhof mal laut "Scheiß FDJ" sagte, wurde er von einer Lehrerin verpfiffen und von der Stasi abgeholt, ohne dass die Eltern informiert wurden. Später stellte der Sohn einen Ausreiseantrag, und auch der zweite Sohn wollte über die Prager Botschaft ausreisen. "Meine Frau sagte dann: Unsere beiden Kinder wollen hier raus, und du tust nichts. Das hat mich motiviert, politisch aktiv zu werden."

Federlein hörte vom Neuen Forum. Er rief Bärbel Bohley an, sagte, dass er mitmachen wolle. Sie riet ihm, sich in der Pankower Gruppe zu engagieren. "Wir trafen uns in einer Wohnung in der Kavalierstraße und gründeten das Pankower Neue Forum", erinnert sich Federlein. Wie sich später herausstellte, waren auch einige Stasileute dabei. Am Abend des 9. November kam Martin Federlein spätabends nach Hause und bekam in der Tagesschau mit, dass die Mauer geöffnet war. "Weil wir aber noch einen sechsjährigen Sohn zu Hause hatten, knobelten wir, wer an diesem Abend über die Bornholmer Brücke gehen konnte. Meine Frau hatte das Glück und machte sich mit Bekannten auf den Weg", so Federlein. "Am nächsten Morgen ging ich wieder arbeiten und bin dann später am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße mit meinem Chef rüber. Am Ku’damm haben wir dann für je zwei D-Mark ein Büchsenbier getrunken."

In der Wendezeit begann Martin Federlein, sich in der Pankower CDU zu engagieren. Nach den Kommunalwahlen im Mai 1990 kam es in Pankow zu Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, SPD und Neuem Forum. Vor allem das Neue Forum stieß sich daran, dass die CDU jemanden als Stadtrat vorschlug, der schon zu DDR-Zeiten Stadtbezirksrat für Finanzen war. Martin Federlein war da eine Alternative. "So rief mich der damalige Pankower CDU-Vorsitzende Ulrich Eichler an und fragte, ob ich Stadtrat werden will." So wurde Martin Federlein zum Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wohnungswesen in Pankow gewählt. Bis zur Bezirksfusion blieb er das. 2002 ist Martin Federlein dann erneut ins Bezirksamt gewählt worden. Er war für Stadtentwicklung und Verkehr, zuletzt für Bürgerdienste zuständig.

Bis 2011 blieb Martin Federlein Stadtrat. In dem Jahr standen erneut Kommunalwahlen an. Als Stadtrat für Bürgerdienste bereitete er diese zwar noch vor, aber danach verabschiedete er sich mit 65 Jahren in den Ruhestand. Noch heute ist der ehemalige Stadtrat aber sehr aktiv. Seit Ende 2008 steht er zum Beispiel als Präsident der SG Bergmann Borsig vor, einem der größten Sportvereine im Bezirk. Rückblickend sagt Martin Federlein: "Der Mauerfall war für mich auch privat ein Glücksfall. Ich habe sieben Geschwister. Vier davon lebten in der Bundesrepublik, die anderen in der DDR. Wir konnten uns nach 1989 endlich wieder problemlos treffen und meine Familie blieb zusammen."

Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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