Ruhe im „Söten Länneken“: Winterliche Auszeit auf der Insel Hiddensee
Erholung hat mit Ruhe zu tun. Und die nimmt auf Hiddensee die Besucher sofort gefangen, denn bis heute ist die Insel westlich von Rügen frei von privatem Autoverkehr.
Die bevorzugten Fortbewegungsmittel sind hier neben Schusters Rappen Fahrräder und Pferdefuhrwerke. Und die bemerkenswerte Abwesenheit von großen Wellnesshotels, Seebrücken und Promenaden verstärkt das Bild eines aus der Zeit gefallenen Sehnsuchtsortes. Dessen Zauber entfaltet sich auch im Winter, wenn Höckerschwäne und Wildgänse die letzten Touristen ablösen. Dann hängen Nebelschwaden an den Hängen des Dornbuschs, jener bewaldeten Moränenscholle im Norden, die von ihrem 70 Meter hohen Kliff aus betörende Ausblicke über die ganze Insel und hinüber nach Dänemark bietet.
In der kalten Jahreszeit gibt es sich spröde, das „Söte Länneken“ (süßes Ländchen), wie die Bewohner ihr Eiland liebevoll nennen. Seine reizvolle Natur hat schon früh Künstler und Intellektuelle angezogen. Schon Albert Einstein, Sigmund Freud, Gret Palucca und allen voran Gerhart Hauptmann genossen hier die Sommerfrische. Auch Stummfilmstar Asta Nielsen war vernarrt in Hiddensee, nannte die Insel ihre „Oase in der Ostsee“. Fasziniert von einem „unfassbar hohen und blauen Himmel, in Licht und Farben getaucht“, kaufte sie 1927 ein Sommerhaus in Vitte, das sie wegen seines runden Daches „Karusel“ nannte. Im letzten Jahr originalgetreu restauriert, steht es heute ebenso wie das Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster kulturinteressierten Besuchern zur Besichtigung offen (Führungen ab Mai).
Anreise: Im Winter empfiehlt sich der ICE von Berlin nach Bergen auf Rügen, von dort weiter mit dem Bus 35 nach Schaprode, wo die Fähre nach Hiddensee startet. Per Pkw geht’s über die A19 Richtung Rostock, dann auf der A20 bis zum Abzweig Stralsund. Auf der B96 gelangt man über die Rügenbrücke nach Samtens. Dort links abbiegen und über Gingst und Trent nach Schaprode fahren. mv
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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