Gemeinde setzt Sanierung der Gethsemanekirche fort
Für viele ist sie im Wendejahr 1989 zum Zeichen des Widerstandes in der DDR geworden: die Gethsemanekirche an der Stargarder Straße.
Vor 125 Jahren wurde sie eingeweiht. Aber derzeit ist ein Teil der Kirche, vor allem der Turm, eingerüstet. Die evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord setzt die Sanierung des Gotteshauses in einem zweiten Bauabschnitt fort. Der erste Bauabschnitt in den Jahren 2015/16 umfasste den Chorbereich der Kirche und den größten Teil der Südfassade in Richtung Stargarder Straße. Die Baukosten für die nötigen Arbeiten beliefen sich auf 1,180 Millionen Euro.
„Der zweite Bauabschnitt umfasst den Bereich der Nordfassade und den Turm“, berichtet Frank Esch, Geschäftsführer der Gemeinde. Eigentlich hatte die Gemeinde nur eine Sanierung bis zur Höhe der Dachtraufe geplant. Geschätzte Kosten: etwa eine Millionen Euro. Der Turm selbst war bereits 1987 saniert worden. Im Zuge der Bauarbeiten kamen die Baufachleute aber sehr nahe an den Turm heran, berichtet der Gemeinde-Geschäftsführer. „Wir mussten feststellen, dass die gleiche Problematik wie bei der Traufe im Bereich der Fassade auch beim Turm besteht.“ Durch unsachgemäß vor vielen Jahren angebrachte Fugen und bedingt durch Witterungseinflüsse sind auch beim Turm viele Stellen dringend sanierungsbedürftig. Man könne aber den zu DDR-Zeiten für die Kirche Verantwortlichen keinen Vorwurf machen, so Esch. „Es gab damals kein besseres Material“, erklärt er. Die Arbeiten im zweiten Bauabschnitt mussten daher um den Turm ergänzt werden. Dessen Sanierung kostet noch einmal etwa 350.000 Euro zusätzlich.
Nachdem die Sanierung des größten Teils der Nordfassade zeitlich und von den Kosten her planmäßig abgeschlossen werden konnte, wurden kürzlich die Gerüste umgesetzt und der Turm eingerüstet. Im Frühjahr, sobald das Wetter es zulässt, sollen die Baumaßnahmen beginnen. „Wir planen, mit der gesamten Sanierung der Kirche bis zum Jahresende 2018 fertig zu werden“, erklärt Frank Esch.
75.000 Euro fehlen noch
Dankbar ist die Gemeinde, dass die Sanierung der Gethsemanekirche mit Mitteln des Städtebaulichen Denkmalschutzes vom Senat stark unterstützt wird. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Becksche Stiftung beteiligen sich mit Förderungen. Weiterhin erhält die Gemeinde Mittel vom Kirchenkreis und von der Landeskirche. Trotz allem reicht das Geld noch nicht. „Zirka 75.000 Euro brauchen wir noch“, erklärt der Gemeindegeschäftsführer. Deshalb läuft auch die „Aktion Gethsemane stützen“ weiter. In deren Rahmen sind bisher für beide Bauabschnitte etwa 200.000 Euro gesammelt worden. Nun sollen auch die noch fehlenden Mittel über diese Aktion zusammenkommen.
Errichtet wurde die Gethsemanekirche von 1891 bis 1893 unter der Leitung des Königlichen Baurats August Friedrich Wilhelm Orth. Dass die Kirche überhaupt gebaut wurde, hängt mit dem Wachstum der Berliner Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts zusammen. Die Mutterkirche Zion platzte bei Gottesdiensten an Fest- und Feiertagen aus allen Nähten. So fasste man den Beschluss, ein zweites Gotteshaus für den nördlicher wohnenden Teil der Gemeindeglieder zu bauen.
Weltweit bekannt wurde die Gethsemane-Kirche 1989. Am 1. Oktober begannen Mahnwachen an der Kirche. Mit ihnen sollte zunächst die Freilassung von vier in Leipzig inhaftierten Jugendlichen erzwungen werden. Anfang Oktober fanden dann allabendlich Fürbitt-Gottesdienste statt. Bis zu 3000 Menschen kamen an diesen Abenden in die Kirche. In den Tagen 7. bis 9. Oktober, als Demonstrationszüge vom Alexanderplatz Richtung Schönhauser Allee zogen, wurde die Kirche zum Schutzraum vor Gewalt. Die Kirche wurde so zum Ort der friedlichen Revolution.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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