Anders musizieren
Andreas Paolo Perger eröffnete an der Greifswalder Straße die KlanGalerie
Zeitgenössische Musik in einer Galerie präsentieren? Geht das? Andreas Paolo Perger tritt den Beweis an. Er eröffnete in der Greifswalder Straße 224 die KlanGalerie.
Sie befindet sich nur ein paar Schritte von der Straßenbahnhaltestelle Am Friedrichshain entfernt, zwischen Heinrich-Roller- und Immanuelkirchstraße. Im Erdgeschoss eines frisch sanierten Hauses befindet sich ein relativ schmaler Raum. „Dieser ist schallgedämmt und hat eine besondere Akustik“, erklärt Perger. „Deshalb habe ich mich auch für ihn entschieden, um die KlanGalerie einzurichten.“ Der Gitarrist, Improvisateur und Komponist stellte dort Stühle für bis zu 30 Zuhörer auf. Gleich neben der Eingangstür befindet sich der Platz, an dem die Musiker ihre Werke aufführen. Mehr braucht es nicht. Diese Art zeitgenössische Musik hat noch gar keinen richtigen Namen. „Hier treten Instrumentalisten auf, die aus der Tradition des Jazz, der Klassik und der experimentellen Musik kommen“, sagt Perger. „Sie präsentieren eine interdisziplinäre Musikauffassung, die traditionelle Instrumentalkultur an zeitgenössischen Formen spiegelt und weiterentwickelt.“
Immer mehr Musiker dieser neuen Richtung zieht es aus aller Welt nach Berlin. Der Grund sei, dass die Stadt sehr offen für Neues ist, so der KlanGalerist. Allerdings gibt es bisher kaum Raum für diese Art Musik. Sie ist nicht geeignet, um sie in irgendwelchen Klubs zu spielen, denn man muss schon genau zuhören. Als Ort wären zwar Konzerthäuser oder Philharmonien geeignet, aber noch hat diese Musikrichtung nicht so viele Freunde, dass zu Konzerten solche Häuser gefüllt werden könnten. Deshalb entwickelte Andreas Paolo Perger die Idee, sie in der KlanGalerie zu präsentieren.
„In diesem speziellen Raum kann jeder Bekanntschaft mit dieser Musik machen“, sagt er. „Man kann mit den Instrumentalisten darüber ins Gespräch kommen und einen Einstieg finden.“ Und wer diese neue Musik bereits für sich entdeckt hat, der kann jede Woche einen anderen Interpreten kennenlernen. Die KlanGalerie präsentiert nämlich bis Ende des Jahres eine Veranstaltungsreihe. In dieser ist bis Anfang Dezember ab 17 Uhr jede Woche ein anderer Künstler zu Gast, so im November Roy Carrol (Electroacustic media), Klaus Janek (Doublebass-Electronics), Chris Dahlgren (Viola da Gamba) und Mia Zabelka (Violine). Vom 29. Oktober bis 3. November spielt Andreas Paolo Perger allerdings selbst in der KlanGalerie. Der studierte klassische Gitarrist, beschäftigte sich in Amerika auch mit Jazz. Ihn begann die „Komposition aus dem Stehgreif“ zu faszinieren. Dabei handelt es sich um eine Verbindung von Interpretation, Improvisation und Komposition. Viele Jahrhunderte war sie ein zentraler Bestandteil der westlichen Musikkultur. Bach, Mozart und Liszt beherrschten sie in Vollendung. Aber Ende des 19. Jahrhunderts geriet sie in Vergessenheit.
Seit 2014 präsentiert Perger seine Variante dieser historischen und gleichermaßen aktuellen Kunstform in der Zionskirche. Seine Kompositionen „Gravur/Gravure 1-10“ sind inzwischen sogar im Musikverlag Edition Margaux veröffentlicht worden. Mit der KlanGalerie will der Gitarrist und Komponist diese fast vergessene Art des Musizierens und Komponierens wieder populär machen. „Und wer weiß, vielleicht findet diese Art Musik in nicht allzu ferner Zukunft ihren Weg auch in die Konzerthäuser“, sagt Perger.
Gefördert wird die erste Veranstaltungsreihe in der KlanGalerie vom Musikfonds der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Neben dem Werkstattkonzert ab 17 Uhr und dem Dialogkonzert ab 21 Uhr findet montags bis freitags von 14 bis 16 Uhr übrigens auch eine Mittagskultur in der KlanGalerie statt. Weitere Informationen finden sich im Internet auf klanggalerie.andreas-paolo-perger.at/berlin.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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