Vor einem Vierteljahrhundert gründete Gisela Höhne das RambaZamba-Theater
Prenzlauer Berg. Eines der ungewöhnlichsten Theater der Stadt feiert Geburtstag. RambaZamba kann dieser Tage auf 25 erlebnisreiche Jahre zurückblicken.
Gefeiert wurde mit einer Premiere. Gründerin und Regisseurin Gisela Höhne präsentierte am 19. November im Theater in der Kulturbrauerei die neue Revue „Dada-Diven“. Die Schauspieler mit und ohne Handicap sprechen unter anderem Texte von Heimrad Becker, Daniil Charms, Kurt Schwitters, Ernst Herbeck und Ernst Jandl. In Papier gehüllt, stotternd und hinkend, schreiend und hechelnd, verwirrt und verwirrend entwickeln die Ensemblemitglieder eine Revue ganz im Sinne der Dadaisten. Da wird auf der Bühne mit Silben, aber auch schon mal mit Schuhen jongliert. Auch musikalisch bleiben die Dada-Diven dem Moto der Revue treu.
Kostüme und Masken stammen, wie seit nunmehr 20 Jahren, von Beatrix Brandler. Sie hat damit die Ästhetik dieses Theaters maßgeblich mit geprägt. Ihr widmet RambaZamba deshalb auch seine Jubiläumsausstellung „Der Zauber liegt im Detail“. Dort sind Kostüme, Masken und Requisiten sowie Szenenfotos zu sehen. Bis zum 23. Dezember wird diese Ausstellung im Theater an der Schönhauser Allee 36-39 täglich von 16 bis 20 Uhr gezeigt.
Das Theater RambaZamba ist heute ein eingespieltes und erfolgreiches Ensemble mit 35 festangestellte Schauspielern – fast alle mit Handicap. Dass es dieses Theater gibt, ist Gisela Höhnes zu verdanken. Ihr Sohn Moritz wurde mit dem Downsyndrom geboren. Die turbulente Zeit Anfang der 90er-Jahre nutzte Höhne, um eine Theatergruppe aufzubauen, in der Menschen mit Downsyndrom mitspielen. Die noch vollkommen unbekannte Gruppe wurde 1991 zu einer Aufführung ins Deutsche Theater eingeladen. „Prinz Weichherz“ hieß das Stück, die Aufführung war ein riesiger Erfolg. Es gab stehende Ovationen vor ausverkauftem Haus, großes Medieninteresse und eine staunende Öffentlichkeit. Denn so etwas hatte es in Deutschland bis dato nicht gegeben.
Danach ging es richtig los. Das Theaterensemble wuchs. „1992 zogen wir auf das Gelände der Kulturbrauerei“, erinnert sich Gisela Höhne. „Über 30 Inszenierungen haben wir inzwischen auf unserer eigenen Theaterbühne gezeigt. Wir waren aber auch in ganz Europa unterwegs, von Rom bis Oslo, von Paris bis Warschau.“ Immer wieder gab es Auszeichnungen. Unter anderem erhielt Höhne den Berliner Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz sowie den renommierten Caroline-Neuber-Preis der Stadt Leipzig. Sie verstand diese Auszeichnungen immer als Anerkennung für die Leistung des gesamten Ensembles.
Inzwischen hat die langjährige Theaterleiterin dafür gesorgt, dass RambaZamba eine Perspektive hat. Seit dem Sommer wird das Theater nämlich von einer Dreierspitze geleitet. Neben ihr gehören Sohn Jacob Höhne sowie Ester Ningelgen zum Leitungsteam. „Die nächste Generation steht also in den Startlöchern“, sagt die 67-Jährige. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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