„Wir brauchen überall Kultur“: Interview mit Senator Klaus Lederer (Die Linke)

Kultursenator Dr. Klaus Lederer (Die Linke) besuchte vor Kurzem Schloss Biesdorf. | Foto: Klaus Teßmann
  • Kultursenator Dr. Klaus Lederer (Die Linke) besuchte vor Kurzem Schloss Biesdorf.
  • Foto: Klaus Teßmann
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Marzahn-Hellersdorf. Kultursenator Dr. Klaus Lederer (Die Linke) predigt, dass Kultur nicht nur in Berlin-Mitte, sondern auch in den Außenbezirken stattfinden soll. Wie weit der Senator selbst Kenntnisse von Kunst und Kultur in Marzahn-Hellersdorf hat, wollte Berliner Woche-Reporter Klaus Tessmann im Interview mit dem Senator wissen.

Herr Lederer: Welche Kultureinrichtungen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf fallen Ihnen sofort ein, welche haben Ausstrahlung für die ganze Stadt Berlin?

Klaus Lederer: Sofort fällt mir das Freizeitforum oder die Galerie M ein, natürlich auch Schloss Biesdorf, dem ich berlinweite Beachtung wünsche. Ein Kleinod mit großem Anspruch. Weit über den Bezirk bekannt ist schon lange das Gutshaus Mahlsdorf. Und ich zähle auch das ORWO-Haus und die Alte Börse dazu, hier wird Kunst produziert, das weiß auch ganz Berlin. Bezirkliche Kultur, das ist aber eben vor allem das, was vor Ort das Leben prägt: Bibliotheken, Musikschule, Jugendkunstschule, Galerien, gern auch in der Mischung mit sozialen Angeboten von Vereinen.

Welche Einrichtungen haben Sie schon besucht?

Klaus Lederer: Über die Jahre war ich irgendwie schon überall in Marzahn und Hellersdorf – leider selten in Sachen Kultur, eher als Vorsitzender der Berliner Linken zu Veranstaltungen.

Kulturstadträtin Juliane Witt hat angekündigt dass sie die Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Bezirksamt und Kultursenat verbessern möchte. Welche Sicht hat der Berliner Kultursenator darauf?

Klaus Lederer: Mein Credo ist, Kunst und Kultur darf nicht etwas sein, das nur in Berlin-Mitte stattfindet. Wir wollen die kulturelle Basis stärken, da ist die Verdopplung des Bezirkskulturfonds ein erster Schritt. Ich will den Stellenwert der Kulturpolitik in der bezirklichen Auseinandersetzung um Ressourcen stärken. Deshalb organisieren wir keine „Bezirksbesuche“, sondern einen Kulturdialog vor Ort, bei dem wir gemeinsam Punkte zur Stärkung von Kulturpolitik in den Bezirken finden wollen. Da bin ich sicher mit Juliane Witt mehr als einig.

Sie haben darauf hingewiesen, dass die Stadt eine Verantwortung für die Künstler in Häusern hat, die auch der Stadt Berlin und den Bezirken gehören. So ein Beispiel ist das Gebäude Theater am Park. Der Bezirk will es verkaufen, die Künstler wollen es als Kulturstandort erhalten.

Klaus Lederer: Was mit dem TaP werden soll, muss zuerst aber vor Ort entschieden werden: langfristige Verträge, Selbstverwaltung des Hauses, Realisierung eigener Konzepte halte ich nicht für Zauberwerk. Ich vermute nur, es geht eben dann doch um Geld – darüber muss gesprochen werden. Schloss Biesdorf zeigt was möglich ist.

Kultureinrichtungen beklagen, dass sie zu wenig bekannt sind. In anderen Bezirken gibt es ein sehr gutes Wegeleitsystem – Pfeile mit Entfernungsangaben zu verschiedenen Einrichtungen. Im Bezirk sucht man diese Pfeile vergeblich.

Klaus Lederer: Berlin hat ein einheitliches touristisches Leitsystem – blaue Schilder mit weißer Schrift, die auch auf Kultureinrichtungen hinweisen. Und anbringen kann diese Schilder jeder Bezirkt. Bisschen Geld braucht man natürlich auch. Daran kann es nicht scheitern.

Was würden Sie Kultureinrichtungen raten, um bekannter zu werden, um im Bezirk als auch im Stadtzentrum wahrgenommen zu werden?

Klaus Lederer: Es gibt gerade in Zeiten von Internet und sozialen Medien so viele Wege. Besondere Angebote wirken auch: wie das der Musikbibliothek in Marzahn. Sie hat Bestände, wie keine andere. Da kommen Besucher auch aus Mariendorf. Andererseits sollte man sich auch nicht falsche Ziele setzen. Kultur vor Ort ist eben auch vor allem hier wirksam.

Von Berlinern hört man oft den Satz, 40 Minuten Fahrzeit nach Marzahn-Hellersdorf sind mir zu viel. Muss sich auch der Berliner daran gewöhnen, dass wir eine Millionenstadt sind und Wege von 80-90 Minuten normal sein können?

Klaus Lederer: Ja, so ist das. Es ist aber auch keine Pflicht, weit zu fahren, deshalb brauchen wir überall Kultur.

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 209× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 236× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.569× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.