Jung und anders
Im Umspannwerk an der Sonnenburger Straße richtete Lambda Berlins erstes queeres Jugendzentrum ein

Kay-Alexander Zepp und Senatorin Sandra Scheeres eröffneten das queere Jugendzentrum. | Foto: Bernd Wähner
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Man merkt Kay-Alexander Zepp die Erleichterung an. Sein Verein hat einen nächsten Meilenstein erreicht. Gemeinsam mit Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) konnten er und sein Team endlich das erste queere Jugendzentrum des Landes Berlin eröffnen.

Träger dieser Einrichtung ist das Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg, dessen Geschäftsführer Zepp ist. Dieses spezielle Netzwerk wurde 1990 gegründet. Zu dieser Zeit gab es weder in Ost, noch in West einen speziellen Jugendverband, der die Interessen schwuler, lesbischer, bisexueller oder transsexueller Jugendlicher vertrat. Seit seiner Gründung übernahm Lambda diese Aufgabe. Das Netzwerk baute aber auch eine schwul-lesbische Bibliothek auf, organisiert Veranstaltungen und initiiert Gruppentreffen.

Doch eine richtige feste Heimat hatte Lambda viele Jahre lang nicht. „Wir sind bereits achtmal umgezogen“, sagt Kay-Alexander Zepp. Vorerst letzte Station ist das queere Jugendhaus in der Sonnenburger Straße 69. Das konnte im April 2014 bezogen werden. Und „queer“ steht in diesem Fall für alle nicht heterosexuellen Orientierungen und Identitäten.

Das Gebäude war ursprünglich 1957 als Teil des Umspannwerks „Humboldt“ errichtet worden. Seit Anfang der 90er-Jahre stand es leer. Das damalige Quartiersmanagement Falkplatz hatte die Idee, dort einen Jugendklub einzurichten. 2002 konnte dieser zunächst in Trägerschaft des Kulturvereins Prenzlauer Berg eröffnet werden. Später ging er an die gemeinnützige Gesellschaft Pfefferwerk. Danach betrieb das Bezirksamt die Einrichtung unter dem Namen „Friteim“ weiter. Wegen Personaleinsparungen musste sich aber auch das Bezirksamt 2014 zurückziehen. Weil in Pankow keine Kinder- und Jugendfreizeitstätten mehr geschlossen werden sollten, dachten die Bezirkspolitiker über Alternativen nach. Da kam die Anfrage des Vereins Lambda gerade recht, ob es in Pankow nicht freie Räume für Jugendarbeit gebe.

Inzwischen fühlt sich das Lambda-Team in diesem zweigeschossigen Gebäude sehr wohl. Im Souterrain befinden sich Büros und ein Beratungsraum. Gleich nebenan eine Freifläche mit Bühne. Die wird vor allem für Konzerte und Karaoke-Partys genutzt. Im Obergeschoss gelangt man zur Küche und Bar, und von dort in einen großen Gruppenraum. In diesem treffen sich regelmäßig Gruppen. Eine davon nennt sich „Young*“. „Bei uns treffen sich Lesben, Schwule, Bisexuelle, Pansexuelle, Trans-, Inter-, Asexuelle und anderen Interessierte im Alter von 14 bis 19 Jahren“, sagt Gina, die die Gruppe leitet. Gerade in dieser Altersgruppe suchen viele den Austausch mit anderen, wenn sie merken, dass sie nicht heterosexuell sind. „Miteinander reden hilft vielen, das Selbstvertrauen zu stärken“, sagt Gina. „Wir haben vor einiger Zeit gemerkt, dass unsere Besucher immer jünger werden“, meint Kay-Alexander Zepp. „Deshalb machten wir uns dafür stark, dass ein landesweites queeres Jugendzentrum eröffnet wird.“

„Diesen Bedarf haben wird erkannt“, sagt Sandra Scheeres. „Er wird auch durch Studien belegt.“ Deshalb werden im Landeshaushalt 2018/2019 pro Jahr 175 000 Euro für dieses neue Jugendzentrum zur Verfügung gestellt. Mit dessen Eröffnung starte man zugleich neue Projekte, so Kay-Alexander Zepp. So beginnt Lambda jetzt zum Beispiel mit einer Elternberatung. Außerdem kann eine neue Gruppe für transsexuelle Jugendliche unter 16 Jahren gegründet werden. Und eine zweite neue Gruppe bietet ein Dach für queere Jugendliche, die Lernschwierigkeiten haben.

Noch ist die Wunschliste des Jugendnetzwerks jedoch lang. Kay-Alexander Zepp: „Im Haus an der Sonnenburger Straße platzen wir aus allen Nähten, vor allem wenn wir jetzt noch unser Angebot erweitern. Deshalb sind wir bereits auf der Suchen nach weiteren Räumen.“

Weitere Informationen gibt es auch im Internet auf www.lambda-bb.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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