Mit Matthias Steuckardt, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der BVV, im Gespräch
Von schönen Orten und wüsten Ecken
Wir treffen Matthias Steuckardt am Viktoria-Luise-Platz. Das Gespräch mit dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung dreht sich um seinen Lieblingsort – und natürlich um Bezirkspolitik.
Er verrät, dass er sich zum Entspannen früher gerne auf dem Rasen des Platzes niedergelassen hat. „Obwohl man das eigentlich nicht darf“, sagt Steuckardt. Der „Vicky“ ist ein geschütztes Gartendenkmal. „Der Ort ist wunderschön“, schwärmt der 38-Jährige; wegen seiner Gesamtatmosphäre mit der Fontäne, des „jetzt wieder ansehnlichen Grüns“ und seines „gediegenen, alters- und herkunftsgemischten Publikums“, erklärt der gebürtige Thüringer.
Drumherum gebe es noch alte stilvolle Häuser, betont Steuckardt. Viele Gebäude rund um den Viktoria-Luise-Platz und ihre Besonderheiten konnte er beim Haustürwahlkampf zur Bundestagswahl 2017 kennenlernen. Fasziniert ist der Büroleiter des Tempelhof-Schöneberger CDU-Bundestagsabgeordneten Jan-Marco Luczak von einem historischen Aufzug. Er funktioniert bis heute über eine Umlenkrolle mit Gegengewicht an der Außenwand des Innenhofs.
Ein solches Gegengewicht will der junge CDU-Fraktionschef Matthias Steuckardt in der Bezirkspolitik sein – zur rot-grünen Zählgemeinschaft und zu Angelika Schöttler. Die SPD-Bürgermeisterin kennt er seit sieben Jahren. Solange ist Matthias Steuckardt Bezirksverordneter und Angelika Schöttler im Amt. „Aber die Bürgermeisterin hat noch immer kein anderes Thema gefunden, als sich um gesellschaftliche Randgruppen zu kümmern“, kritisiert er.
Themen, die für alle Tempelhof-Schöneberger wichtig seien, gebe es viele, sagt Steuckardt. „Dreckecken“ beispielsweise wie am Crellemarkt, die weiter bestehen, weil das Ordnungsamt sie nicht säubern lasse mit dem Verweis, dieses oder jenes Grundstück gehöre nicht dem Bezirk. „Man kann doch in Vorleistung gehen und die Rechnung dann an die Deutsche Bahn schicken“, sagt Matthias Steuckardt. „Das Argument ,Das gehört uns nicht' interessiert die betroffenen Menschen doch nicht.“
Ein sauberes Erscheinungsbild gehe Hand in Hand mit Sicherheit und Ordnung, so der Christdemokrat. Das betreffe auch den wachsenden Drogenhandel im Schöneberger Norden. Vom Bezirksamt fordert Matthias Steuckardt, (Spiel-)Plätze, die beliebte Treffpunkte von Dealern und Konsumenten sind, besser auszuleuchten, zu reinigen und Platzverweise auszusprechen. Das Bezirksamt sieht Steuckardt nicht als Gestalter sondern als Verwalter – des Mangels.
Er und seine Fraktion würden daher weiter „den Finger in die Wunde legen“, sei es bei der Spreewald-Grundschule, die wegen anhaltender baulicher Mängel und Gewaltvorfällen in die Schlagzeilen lokaler Berichterstattung geraten ist, oder beim „Haus der Jugend“.
Die Idee für eine solche Einrichtung führt der CDU-Fraktionsvorsitzende auf die prekäre Raumsituation der selbstverwalteten Jugendzentren Potse und Drugstore zurück. „Für das Haus der Jugend wollte die SPD einen Teil des Nelly-Sachs-Parks abzwacken und das Areal einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft als günstiges Bauland überlassen“, so Steuckardt.
Der Plan sei nicht aufgegangen und die rot-grüne Zählgemeinschaft in einer Zwickmühle. Denn es habe 2016 eine Nebenabsprache mit der Linkspartei gegeben, weiß er: die Stimmen der Linken für eine Bürgermeisterin Angelika Schöttler gegen die Zusage, Potse und Drugstore in der Potsdamer Straße 180 zu halten. Auch daraus wird nichts, mutmaßt er und prophezeit: „Am 31. Dezember gehen bei Potse und Drugstore die Lichter aus und die Punks auf die Straße. Sie sind an der Nase herumgeführt worden.“
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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