Geplatzte Anmietung des Hertie-Hauses bringt Ärger

Die Bezirkspolitik hat den Aufwand für die Anmietung des früheren Hertie-Kaufhauses unterschätzt. | Foto: KEN
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Schöneberg. Auf die geplatzte Anmietung des ehemaligen Hertie-Kaufhauses für die Theodor-Heuss-Bibliothek haben die Bezirksverordneten mit Enttäuschung, Bedauern und Ernüchterung reagiert.

Freilich blieben auch Schuldzuweisungen nicht aus, wer für das Debakel die Verantwortung trage. Pirat Michael Ickes warf der SPD vor, sie habe mit einem "Wust von Prüfungen und Debatten" die Verhandlungen für den Investor unnötig in die Länge gezogen. Ickes plädierte dafür, zur Zeitersparnis die geleistete Vorarbeit zu "recyclen" und, so wörtlich, "keinen blöden Unterausschuss mehr aufzumachen". Vielmehr sollte das Thema Bibliotheken vom Bildungsausschuss behandelt werden. Sein Vorschlag, in einem neuen Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung Hertie einfach gegen das Rathaus Friedenau auszutauschen und rasch in Verhandlungen mit der Berliner Immobilienmanagementgesellschaft (BIM) zu treten, wurden von den Grünen als realitätsfremd zurückgewiesen. Jan Rauchfuß sprach von einer "äußerst misslichen Situation", in der sich der Bezirk befinde. Der Sozialdemokrat will zunächst die Gründe für das Scheitern analysieren. "Wir haben den Zeit- und Arbeitsaufwand für das Vorhaben unterschätzt", sagte er in einer Sitzung des Hauptausschusses. Danach sollen rasch die verbliebenen Varianten für die Modernisierung der Tempelhof-Schöneberger Bibliotheken angegangen werden. Dazu gehöre auch die "Qualifizierung" der Theodor-Heuss-Bibliothek in der Hauptstraße 40, also: mehr Fläche, mehr Medien, kundenfreundliche Öffnungszeiten. Damit Ausleihe- und Besucherzahlen steigen und damit die Attraktivität der Bibliotheken im Bezirk. Wie das finanziell gestemmt werden kann, ist bislang ungeklärt. Tempelhof-Schöneberg habe seit Jahren kein Geld, um die maroden Bibliotheken zu sanieren. Es hätten nur notdürftige Reparaturen wie das Flicken eines undichten Daches ausgeführt werden können, so die CDU-Verordneten Monika Waldt und Christian Zander.

Alle Standorte müssten nun "in den Fokus genommen werden", so Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz (CDU). Davon dürften weder die Theodor-Heuss-Bibliothek noch die Bezirkszentralbibliothek in Tempelhof ausgenommen sein. Zum Glück gebe es für die Gerhart-Hauptmann-Bibliothek im Rathaus Friedenau eine Galgenfrist bis Ende 2015. In dieser Zeit könne nach einem neuen Standort gesucht werden, sagte Kaddatz. Eine Möglichkeit eröffnet unter Umständen das Nachbarschaftsheim Schöneberg. "Es wird nicht weniger Arbeit", stellt Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) nüchtern fest.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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