Drogenmobil für den Akazienkiez
Speziell ausgerüstetes Fahrzeug steht voraussichtlich ab März an der Apostel-Paulus-Kirche
Nach sich häufenden Beschwerden über eine zunehmend bedrohliche Drogenszene und ihre Hinterlassenschaften im Schöneberger Norden hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im September ein ganzes Bündel an Maßnahmen beschlossen.
Die erste, die umgesetzt wird, ist ein Drogenkonsummobil. Es wird ab Ende Februar, Anfang März an der Apostel-Paulus-Kirche stehen. Für Abhängige bietet das Mobil einen kontrollierten Zugang zu medizinischer Unterstützung und anderen Angeboten des Berliner Suchthilfesystems. Das Drogenkonsummobil des Vereins Fixpunkt, das nun in den Akazienkiez kommt, war bisher in Neukölln im Einsatz. Dort wurden mittlerweile feste Räume für kontrollierten Drogenkonsum und Beratung gefunden.
Das Bezirksamt wolle den Bürgern das Gefühl der Sicherheit geben in einem Kiez, der sehr weiträumig mit dem Drogenproblem konfrontiert sei, sagt Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). Wie häufig das Mobil die Apostel-Paulus-Kirche anfahren wird und zu welcher Tageszeit, ist noch nicht ausgemacht. „Wir werden rechnen müssen“, sagt die Drogenbeauftragte des Landes Berlin, Christine Köhler-Azara. Astrid Leicht, Geschäftsführerin von Fixpunkt, nennt drei bis vier Tage in der Woche für drei bis vier Stunden.
Die Finanzierung des Mobils und eines Streetworkteams der Drogenhilfe sind für dieses Jahr gesichert. Das Abgeordnetenhaus sei hier inzwischen stärker „sensiblisiert“, um die entsprechenden Gelder freizugeben, so Köhler-Azara. Für die Finanzierung in den Folgejahren habe man bereits Anträge gestellt, erklärt Gesundheitsstadtrat Oliver Schworck (SPD). Christine Köhler-Azara ist überzeugt, dass ein Drogenkonsummobil die Bevölkerung entlaste, da der Konsum „kanalisiert“ werde. Eine Verdrängung der Abhängigen durch polizeiliche Maßnahmen helfe nicht.
Die Polizei habe „recht positive Erfahrungen“ mit Drogenkonsummobilen gemacht, äußert Dominique Freund vom Abschnitt 41. In deren Umfeld geschähen nicht etwa mehr Straftaten. Bei ihren Einsätzen, so Freund weiter, konzentriere sich die Polizei auf die Dealer. Die Fixpunkt-Mitarbeiter würden darauf achten, dass das Verbot eingehalten werde, Drogen zu verkaufen, und bei Missachtung die Polizei rufen, so Astrid Leicht.
Die Behälter für benutztes Spritzbesteck sind finanziert. Stadtrat Schworck hat in Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt die Standorte festgelegt. „Die Pfosten sind bereits gesetzt“, sagt Schworck; an der Zwölf-Apostel- und der Apostel-Paulus-Kirche, an den U-Bahnhöfen Yorck- und Bülowstraße, im Nelly-Sachs-Park sowie an der Ecke Goeben- und Bülowstraße. Am U-Bahnhof Alt-Tempelhof und am S-Bahnhof Tempelhof kommen die Behältnisse ebenso zum Einsatz. Geleert werden sie von der BSR. Auch im Kulmer Kiez sei die Stationierung eines Drogenkonsummobils wünschenswert, sagt Stadtrat Schworck. Es steht aber nur ein Fahrzeug zur Verfügung. Das Bezirksamt habe sich entscheiden müssen. Vielleicht helfe am „Hotspot“ Kulmer Kiez schon das Installieren von Spritzenabwurfbehältern und der Einsatz von Streetworkern.
Wie von der BVV gefordert, hat Schworcks Fachbereich auch mit der Kartierung von Orten begonnen, an denen besonders gehäuft Nadeln, Spritzen und anderes gefunden werden. Die Berliner Verkehrsbetriebe haben den besonders stark belasteten U-Bahnhof Eisenacher Straße in ihr Videokamera-Programm aufgenommen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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