Bauen und leben mit Geflüchteten: Idee nimmt Gestalt an

Horst Renziehausen (2.v.l.) und Mitstreiter bei einer Kennenlern-Runde. | Foto: KEN
  • Horst Renziehausen (2.v.l.) und Mitstreiter bei einer Kennenlern-Runde.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Auf der Schöneberger Insel nimmt eine Idee Gestalt an, die zu einem wegweisenden Pilotprojekt werden könnte: „Bauen und Integrieren mit und für Geflüchtete“.

Die Idee stammt von syrischen Flüchtlingen selbst. Vor Ausbruch des Bürgerkriegs war bei Aleppo ein Berufsausbildungszentrum geplant. Federführend beteiligt war der Bauunternehmer Horst Renziehausen. Heute ist er im Ruhestand und lebt in Schöneberg. Gemeinsam mit zunächst wenigen Mitstreitern in der Initiative „50 plus kompakt“ entwickelte er ein Konzept für das besondere Dorf, das jetzt eben nicht bei Aleppo sondern in Berlin gebaut werden soll.

Es umfasst Werk- und Ausbildungsstätten, 218 Wohnungen für drei bis sechs Bewohner, Freizeiträume, 2500 Quadratmeter Dachfläche für Hochbeete zur Selbstversorgung; in der Mitte wäre ein Integrationscafé ein „preiswerter Veranstaltungsort“ . Mit dem Projekt würden viele Probleme gelöst, meinen die Akteure. Es entstünden würdige Unterkünfte. Die Geflüchteten erhielten eine Aus- und Weiterbildung, um nach Ende des Bürgerkriegs ihre Heimat wieder aufbauen zu können und vorher hierzulande den Fachkräftemangel abzufedern.

Aufgrund der modularen Bauweise verspricht Horst Renziehausen eine kurze Bauzeit und eine Kosteneinsparung von bis zu 20 Prozent. „Billiger bauen und dabei kostengünstiger integrieren in bisher einmaliger Form“, fasst er es zusammen.

Inzwischen hat das Projekt viele Anhänger gefunden. Sie kommen aus ganz Deutschland, in der Mehrzahl aber von der Schöneberger Insel: Pädagogen und Polizisten, Studenten und Elektriker, Architekten, Künstler, Maurermeister und Tischler. Der Kreis der aktiven Ehrenamtlichen hat sich erweitert. Kürzlich empfing sie Horst Renziehausen in seinem Büro in der Gotenstraße 76 zum Kennenlernen und Abstimmen der nächsten Schritte.

Während Raumausstatterin und Künstlerin Christine van Beveren sehr große Lust verspürt, mit Flüchtlingen ein Atelier aufzubauen, sagt Werbekaufmann Ulrich Esch, das Projekt sei genial, weil Flüchtlinge eine Aufgabe bekämen. „Die Akzeptanz von Flüchtlingen in Deutschland ist höher, wenn man weiß, dass sie gut ausgebildet in ihre Heimat zurückkehren“, sagt Esch.

Für geflüchtete Menschen sei es in der derzeitigen Situation in Berlin schwierig, Arbeit und eine Wohnung zu finden, weiß Stephanie Siegmund. Die Berufsschullehrerin für kaufmännische Fächer hat eine Willkommensklasse unterrichtet und erfahren, wie motiviert ihre Schüler sind. „Sie wollten gleich parallel zur Schule arbeiten gehen.“

„Total motivierte und engagierte“ Flüchtlingen, „die etwas erreichen wollen“, hat auch Parastoo Taghizadieh getroffen. Die gebürtige Iranerin hat sich in den vergangenen zwei Jahren um unbegleitete Minderjährige gekümmert. Über „Bauen und Integrieren“ sagt Taghizadieh: „Ein phantastisches Projekt.“

Davon müssen nun auch die mit der Integration beschäftigten Senatsverwaltungen überzeugt werden. Hoffnungsfrohe informelle Kontakte unter anderem zur Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) gab es bereits. KEN

Infos:  65 00 22 91 oder www.50-plus-kompakt.de.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 710× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 756× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 437× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 893× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.824× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.