Altstadthausmeister im Einsatz: Immobilien- und Standortgemeinschaft gegründet
Spandau. Ein „Altstadthausmeister“ ist seit Oktober in Spandaus Zentrum unterwegs. Möglich macht das Berlins erste „Immobilien- und Standortgemeinschaft“ – eine private Initiative von Eigentümern in der Altstadt.
Schmuddelecken, Graffiti, Zigarettenkippen, zerfetzte Plakate, kaputte Gehwege, beschädigte Bänke, mangelnder Winterdienst, fehlende Straßenbeleuchtung und vermüllte Baumscheiben: Die Altstadt glänzt längst nicht überall. Da mag der Spandauer zu Recht mehr Einsatz fordern.
Den garantiert Berlins erste „Immobilien- und Standortgemeinschaft“ (ISG), die sich in Spandau für die Altstadt gegründet hat. „Damit sind wir wieder weit vorne, denn Spandau ist Vorreiter mit diesem Projekt“, sagt Gerhard Hanke (CDU). Der Wirtschaftsstadtrat hatte die ISG kürzlich gemeinsam mit der Partner für Spandau GmbH als Aufgabenträger, dem Wirtschaftshof Spandau, dem Altstadtmanagement, der Niederberger Gruppe, dem Leiter der Wirtschaftsförderung, Patrick Sellerie, sowie weiteren Akteuren vorgestellt.
Abwärtsspirale in der Altstadt
Hinter der ISG verbirgt sich eine rein private Initiative aus 159 engagierten Unternehmern und lokalen Immobilienbesitzern in der Altstadt. Sie alle haben sich finanziell verpflichtet, für die kommenden fünf Jahre – das ist die Laufzeit der ISG – knapp 1,1 Millionen Euro in ein Maßnahmepaket zu stecken, das die Altstadt als Berlins größte Fußgängerzone für Anwohner, Einzelhandel und Touristen attraktiver machen soll. Denn die Altstadt bewege sich in einer „Abwärtsspirale, warnt Stadtentwickler Andreas Wunderlich vom Altstadtmanagement. „Ursachen sind die Schließung zahlreicher alteingesessener Geschäfte, der Wegzug höherwertigen Einzelhandels, hoher Leerstand und der Einzug von Billigläden.“ Dem müsse mit Sauberkeit, Sicherheit und Service begegnet werden. Darin waren sich alle einig.
Um das Maßnahmepaket umzusetzen, wurde zunächst eine ISG-Fläche festgesetzt. Sie umfasst in der Altstadt 84.522 Quadratmeter und 174 private Grundstücke. „Darin enthalten sind alle im Gebiet liegenden Straßen und Plätze. Dazu zählen beispielsweise die Carl-Schurz-Straße, der Rathausvorplatz, der Brückenkopf der Charlottenbrücke sowie sämtliche Eingänge zur Altstadt“, erklärt Sven-Uwe Dettmann, Geschäftsführer von Partner für Spandau. Von der Initiativgruppe beauftragt, fungiert Partner für Spandau als aktive Schnittstelle zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand.
Die konkreten Maßnahmen wiederum soll ein „Altstadthausmeister“ durchsetzen. Dahinter verbirgt sich allerdings nicht eine einzelne Person, sondern eine mit entsprechender Technik und Know-how ausgerüstete „schnelle Eingreifgruppe“ für die vielen Problemfälle in der Altstadt. „Wir haben im Auftrag der Initiativgruppe das Projekt ausgeschrieben und nach Prüfung der eingereichten Angebote die Niederberger Gruppe ausgewählt“, informiert Dettmann. Das „Hausmeisterteam“ besteht aus zwei bis drei Mitarbeitern der Niederberger Gruppe, allesamt mit handwerklicher Berufsausbildung, die montags bis sonnabends von 6 bis mindestens 18 Uhr im ISG-Gebiet unterwegs sind. Sie beseitigen wilde Plakate, Dreckecken, Unkraut, Müll, dokumentieren Schäden auf Straßen und Gehwegen, die dann dem Bezirksamt gemeldet werden. Sie ergänzen den Winterdienst der BSR, überprüfen Laternen, halten Drainagen offen, unterstützen die Grünflächenpflege, beseitigen Graffiti und vieles mehr. „Die Erwartungen an uns sind hoch. Aber wir sind wild entschlossen, beste Ergebnisse zu liefern“, sagt Peter Hollmann von der Niederberger Gruppe.
Website und Hotline sollen folgen
Unternehmer der Spandauer Altstadt hatten sich bereits 2014 in Anlehnung an die BID (Business Improvement District) – Idee aus den USA regelmäßig getroffen, um zu beraten, wie das im gleichen Jahr dazu verabschiedete „Berliner Immobilien- und Standortgemeinschafts-Gesetz“ (BIG) genutzt werden kann. Das Ziel: Aus einem mehrheitsfähigen Engagement der Initiatoren soll eine Verpflichtung aller Eigentümer im jeweiligen Gebiet werden. Denn jene Geschäftsleute und Eigentümer, die sich um ihre Häuser, Grundstücke und das Umfeld in der Altstadt schon vorher gekümmert hatten, blieben mit ihren Initiativen allein. „Mit der jetzt vom Senat beschlossenen Rechtsverordnung kann diese private Initiative endlich an den Start gehen“, so Dettmann. Damit auch alle Spandauer davon erfahren, will die Eigentümer-Initiativgruppe zügig eine eigene Website schalten, eine Telefonhotline einrichten und eine WhatsApp-Gruppe gründen. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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