SPD-Politiker Swen Schulz fragt in Flüchtlingsunterkunft nach: Kommt die Hilfe an?

Die Schwestern Alia und Rana puzzeln am liebsten, Deutsch verstehen sie schon ein wenig, das Sprechen fällt noch schwer. | Foto: Berit Müller
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Spandau. 305 Flüchtlinge leben aktuell im AWO Refugium am Askanierring, fast die Hälfte sind Kinder. Die sollen wie alle Flüchtlingskinder schnell Deutsch lernen, was die Stiftung Lesen und das Bildungsministerium mit Lesestart-Sets befördern; das Familienministerium hat zudem den Bundesfreiwilligendienst aufgestockt. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz hat vor Ort nachgefragt, wie die Hilfen ankommen.

„Ohne Buftis geht’s nicht“, sagt Anke Küpschull, Leiterin der Erstaufnahmestelle. „Dass wir auf den Bundesfreiwilligendienst zählen können, ist Bestandteil unserer Arbeit.“ Was nach einem guten Projekt klingt, gerät in der Realität bisweilen an Grenzen. „Es ist gar nicht so einfach, motivierte junge Leute zu finden. Manche bleiben einen Tag, finden den Job anstrengend – und lassen sich nie wieder blicken.“ Mit Felix und Naemi hat das Team des AWO Refugiums aber Glück. Die beiden 19-Jährigen sind inzwischen schon seit Monaten am Askanierring im Einsatz. Beiden gefällt ihr Dienst, und sie finden ihn wichtig. „Ich wusste nach dem Abi nicht so richtig, was ich studieren soll“, erzählt Felix. „Also wollte ich unbedingt erst mal etwas Vernünftiges machen – und vor allem mit Menschen zu tun haben.“ Den Hilfsgedanken hatte auch Naemi im Kopf, als sie sich nach einem zweimonatigen Vietnamaufenthalt bei der AWO für den Bundesfreiwilligendienst bewarb. „Ich mag die Arbeit“, sagt die 19-jährige. „Allerdings ist der Personalschlüssel in den Unterkünften schon schwierig.“ 300 Euro im Monat bekommen die beiden Jugendlichen – und arbeiten dafür quasi Vollzeit, 39 Stunden in der Woche. „Ich könnte das nicht machen, wenn meine Eltern mir nicht finanziell unter die Arme greifen würden“, räumt Felix ein und fügt nach kurzem Zögern hinzu: „Viel Freizeit bleibt leider auch nicht“. Ein wenig Kritik klingt da schon durch – Swen Schulz, SPD-Bundestagsabgeordneter für Spandau, hört derlei nicht zum ersten Mal. Aber genau deshalb besucht er die Erstaufnahmestelle im Askanierring. „Ich will wissen, wie die Entscheidungen, die wir im Bundestag treffen, oder die die Bundesregierung fällt, vor Ort ankommen.“

Nicht nur den Buftis hört Schulz daher aufmerksam zu – ihn interessiert auch, ob die neuen Lesestart-Sets vom Refugium-Team für gut befunden werden. Die Medienboxen hat die Stiftung Lesen gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgelegt, der Bundestag hat Zuschüsse bewilligt. Randvoll gefüllt mit Büchern, CDs und Spielen sollen die Sets das Deutschlernen erleichtern: Drin sind unter anderem das Mitmach-Buch, „Meine schönsten Märchen“, der Grüffelo, das Willkommens-ABC und das Lexikon der Superhelden. Für eine Portion Spaß beim Lernen sorgt das Spiel Uno, ein Tierkinder-Memory oder die Sammlung „Die Maus“. Mindestens zweimal pro Woche arbeiten Felix, Naemi oder die Kollegen mit den Sets, ihr vorläufiges Fazit fällt positiv aus. „Die Bücher und Spiele kommen an“, sagt Anke Küpschull. „Die Kinder lernen nämlich gern und viele auch rasend schnell. Manche sprechen nach wenigen Wochen schon fast fließend.“

Mehrere hundert Einrichtungen der Flüchtlingshilfe bekommen in der nächsten Zeit das Lesestart-Paket. Für Mitarbeiter und Ehrenamtliche bietet die Stiftung Lesen zudem Seminare und Online-Tutorials zum Vorlesen mit Bilderbüchern oder zum Lernen mit nicht deutschsprachigen Gruppen an. Ferner liefert sie auf ihrer Website ab sofort thematische Lese- und Medienempfehlungen, die sich für Vorleseaktionen mit jungen Flüchtlingen eignen. bm

Alle Informationen gibt es unter www.stiftunglesen.de/fluechtlinge.
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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