Untrennbau verwunden
Zum 100-jährigen Jubiläum des Bauhauses erinnert eine Ausstellung an die „Steglitz-Episode“

In der ehemaligen Siemens-Villa ist die kleine Bauhaus-Ausstellung zu sehen. Die sonst unzugängliche Villa kann bei dieser Gelegenheit auch besichtigt werden.  | Foto: K. Rabe
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  • In der ehemaligen Siemens-Villa ist die kleine Bauhaus-Ausstellung zu sehen. Die sonst unzugängliche Villa kann bei dieser Gelegenheit auch besichtigt werden.
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Zum 100-jährigen Jubiläum des Bauhauses erinnert eine kleine Ausstellung an den letzten Standort des Bauhauses in der Birkbuschstraße. Dabei werden sowohl die Personen und ihr Wirken, das heute nicht mehr existierende Bauhaus-Gebäude und die gesellschaftlichen Umbrüche 1933 gezeigt.

Als das Bauhaus am 30. September 1932 in Dessau aufgelöst wurde, zogen Direktor Ludwig Mies van der Rohe und seine Schüler in eine leerstehende Telefonfabrik nach Steglitz und arbeiteten dort weiter. Nach sieben Monaten, am 11. April 1933, wurde das Gebäude von Polizei und SA geschlossen. Am 20. Juli löste sich das Bauhaus Berlin selbst auf. Viele Lehrende und Studierende emigrierten und trugen so zur weltweiten Verbreitung des Bauhauses bei.

Obwohl das Bauhaus nur eine kurze Zeit seinen letzten Standort in Steglitz hatte, sei es Wert zumindest symbolisch daran zu erinnern, sagte Andreas Jüttemann, Initiator und Kurator der kleinen Ausstellung. Der Dozent an der MSB Medical School Berlin sorgte auch dafür, dass die Ausstellung in der ehemaligen Siemens-Villa, in der heute die Medical School Berlin ihr Domizil hat, einen würdigen Platz bekam.

Jüttemann beschäftigt sich intensiv mit dem letzten Bauhaus-Jahr in Berlin und mit der Steglitzer Geschichte. Ihm ist es im Rahmen des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums 2019 wichtig, „dass der Standort Steglitz nicht vergessen wird“. Auch Kulturstadtrat Frank Mückisch machte zur Eröffnung der Ausstellung deutlich, dass die Steglitzer Zeit der Kunstschule untrennbar zum Bauhaus mit dazu gehöre.

Das 1919 gegründete Bauhaus wurde dreimal in seiner kurzen Geschichte geschlossen – immer aus politischen Gründen. 1925 musste das in Weimar gegründete Bauhaus nach Dessau umziehen, weil der progressiven Hochschule jegliche Unterstützung versagt wurde. Auch den Nazis war die Einrichtung ein Dorn im Auge. Etwa ein Zehntel der Bauhaus-Schüler war Mitglied der KPD, ein Viertel sympathisierte mit den Kommunisten. „Das waren untragbare Zustände für die Nazis“, schreibt Jüttemann in seiner Broschüre, die zur Ausstellung herausgegeben wurde, das Ende in Dessau.

Der neue Standort in Steglitz wurde von Mies van der Rohe gefunden: Das Gebäude einer früheren Telefonfabrik auf einem Gelände zwischen Birkbuschstraße, Siemensstraße und Nicolaistraße. Dort, wo sich heute in etwa der Lidl-Parkplatz befindet. Im Januar 1933 begann der Unterricht unter anderem mit einem Kurs von Wassily Kandinsky zum Thema künstlerische Gestaltung.

Die Ausstellung zeigt auf drei Tafeln die wechselvolle Geschichte des Bauhauses. Für den Steglitzer Standort hat er bislang unbekanntes Textmaterial zu Tage befördert. Zu sehen sind Fotos von dem ehemaligen Gebäude, Zitate von Professoren und Studenten und auch Zeitungsartikel zum Beispiel über die Razzia im Bauhaus.

Begleitend zur Ausstellung erscheint sein kleines Buch mit dem gleichnamigen Titel der Ausstellung, das vor Ort und im Buchhandel für drei Euro verkauft wird.

Die Ausstellung „100 Jahre Bauhaus - Der Standort Steglitz 1932-1933“ wurde mit Sondermitteln der Bezirksverordnetenversammlung gefördert und vom Regionalmanagement Berlin Südwest unterstützt.

Zu sehen ist sie in der MSB Medical School Berlin, Calandrellistraße 1-9, Mo bis Fr, 9-17 Uhr. Die Siemens-Villa und der Park sind während der Ausstellung bis 20. Dezember öffentlich zugänglich.

In der ehemaligen Siemens-Villa ist die kleine Bauhaus-Ausstellung zu sehen. Die sonst unzugängliche Villa kann bei dieser Gelegenheit auch besichtigt werden.  | Foto: K. Rabe
Kurator Andreas Jüttemann (links) begrüßte zur Ausstellungseröffnung  Professor Arnold Kört, einen ehemaligen Schüler des ersten Bauhaus-Direktors Walter Gropius. | Foto: K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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