Ich bin stolz auf einen ausgeglichenen Haushalt: Interview mit Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU)

Cerstin Richter-Kotowski (54) hat am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Zehlendorf ihr Abitur abgelegt und an der FU Berlin Rechtswissenschaft studiert. Seit 2006 gehört die CDU-Politikerin dem Bezirksamt an und ist seit den Berlin-Wahlen 2016 Bürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf. | Foto: Laurence Chaperon
  • Cerstin Richter-Kotowski (54) hat am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Zehlendorf ihr Abitur abgelegt und an der FU Berlin Rechtswissenschaft studiert. Seit 2006 gehört die CDU-Politikerin dem Bezirksamt an und ist seit den Berlin-Wahlen 2016 Bürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf.
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Wohnungsbau, Schulsanierung, Wissenschaft und natürlich die Zukunft der Museen in Dahlem – das alles sind Schwerpunkte, die Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski  auf ihrer Agenda 2018 hat. Die Berliner-Woche Reporterinnen Karla Rabe und Ulrike Martin sprachen mit ihr über diese wichtigen Themen.

Seit November 2016 sind Sie Bürgermeisterin. Was konnten Sie von Ihren dringlichsten Vorhaben bereits umsetzen, was steht weiterhin ganz oben auf Ihrer Wunschliste?

Cerstin Richter-Kotowski: Die wohl größte Herausforderung für mich war es, den Haushalt für die Jahre 2018/2019 aufzustellen. Und das ist gelungen: für beide Jahre gibt es einen ausgeglichenen Haushalt. Darauf bin ich stolz.

Die Personalsituation in der Verwaltung wollten Sie 2017 verbessern. Das war schon im Wahlkampf eines Ihrer zentralen Themen. Was haben Sie in dieser Hinsicht unternommen?

Cerstin Richter-Kotowski: Die Personalsituation, genauer gesagt die Personalknappheit, in der Bezirksverwaltung begleitet mich dauerhaft. In den kommenden Jahren werden allein 25 Prozent der aktuellen Belegschaft altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden. Stellen neu zu besetzen wird immer schwerer. Das bedeutet, Verantwortung als Arbeitgeber zu übernehmen, selbst stark in die Ausbildung zu gehen und gut ausgebildete Mitarbeiter im Bezirk zu halten und zu motivieren.

Schon im vergangenen Jahr war die Sanierung von Schulen eines Ihrer dringendsten Anliegen. Was ist 2017 gelungen?

Cerstin Richter-Kotowski: Hier hat sich bereits einiges getan. So ist die Max-von-Laue-Schule erweitert und zum Teil saniert worden, das Arndt-Gymnasium hat im Oktober 2017 seinen Anbau in Benutzung genommen, mit dem Ergänzungsbau der Kopernikus-Oberschule ist am Standort Lepsiusstraße eine moderne sechszügige integrierte Sekundarschule entstanden und im Beethoven-Gymnasium sind die Baumaßnahmen angelaufen.

Die Umgestaltung von Zehlendorf Mitte ist seit Jahren ein Thema in der BVV und der Öffentlichkeit. Was steht 2018 konkret an, was soll umgesetzt werden?

Cerstin Richter-Kotowski: Das Bezirksamt hat dazu eine Arbeitsgruppe gebildet und im September ein erstes Konzept vorgestellt. Anregungen, Wünsche und Ideen werden nun weiter geprüft und eingearbeitet. Hinsichtlich des Kulturkioskes haben inzwischen zehn Interessierte ihre Konzepte eingereicht. Der neue Betreiber wird den Kiosk zum 1. April 2018 übernehmen. Und an der Zehlendorfer Eiche feiert die Dorfkirche 2018 ihr 250-jähriges Bestehen und wird aus diesem Anlass saniert.

Vor Kurzem startete die Ideenwerkstatt zur Nachnutzung der Museen Dahlem. Gibt es bereits Konzepte, die umsetzbar sind?

Cerstin Richter-Kotowski: Wir sind dabei, in engem Kontakt mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der zuständigen Senatsverwaltung, dem Bund und der Freien Universität Berlin, Visionen zu entwickeln, um ein tragfähiges, zukunftsweisendes Nachnutzungskonzept zu entwickeln. Bezüglich einer musealen Nachnutzung stellt sich zum Beispiel die Frage, wie ein Museum der Zukunft überhaupt aussehen soll, um Besucherströme nach Dahlem zu bringen. Als Bürgermeisterin ist es mir wichtig, dass diese Räume schnell wieder mit Leben gefüllt werden und nicht einfach ungenutzt leer stehen. Ich plädiere auf jeden Fall für eine kulturelle Nachnutzung.

Das Rathaus Zehlendorf ist ein Sorgenkind, der Abriss des maroden Bauteils E stand schon zur Debatte. Wie ist der Sachstand?

Cerstin Richter-Kotowski: Für die Sanierung des Rathauses wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ergebnisse liegen uns noch nicht vor.

Im vergangenen Jahr war die Entwicklung des Technologie- und Gründungszentrums Fubic ein großes Thema. Wie geht es in diesem Jahr weiter?

Cerstin Richter-Kotowski: Die Wista Management GmbH, will 2018 das ehemalige US-Hospital in der Fabeckstraße 62, auf dessen Areal das FUBIC entsteht, entkernen und 2019 mit den Bauarbeiten beginnen. Geplant ist die Ansiedlung vor allem von technologieorientierten Start-ups und jungen Unternehmen mit Fokus auf den Bereichen Life-Sciences, Gesundheitswirtschaft sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Bis zu 1000 Arbeitsplätze sollen entstehen. 2021 soll das FUBIC eröffnen.

Berlin braucht Wohnungen. Auch in Steglitz-Zehlendorf entstehen neue Wohngebiete. Wo sind 2018 neue Wohnanlagen im Bezirk geplant?

Cerstin Richter-Kotowski: Am bedeutendsten ist die Entstehung des neuen Wohnprojekts in Lichterfelde Süd. Geplant sind etwa 2500 Wohneinheiten. Ein weithin sichtbares Zeichen in Sachen Wohnungsbau ist der Umbau des Kreisels in einen Wohnturm mit rund 300 Wohneinheiten in verschiedenen Größen. Geplant ist eine Bauzeit bis etwa Ende des Jahres 2020. Und auch auf dem Gelände der ehemaligen Bezirksgärtnerei zwischen Fischerhüttenstraße und Sven-Hedin-Straße ist ein neues Wohngebiet geplant.

Der Bierpinsel steht seit inzwischen über zehn Jahren leer. Die Zukunft ist ungewiss. Gibt es Gespräche seitens des Bezirksamtes mit dem Eigentümer?

Cerstin Richter-Kotowski: Ich bedaure den Leerstand des Bierpinsels sehr. Das Grundstück, auf dem er steht, gehört dem Bezirk. Der Turm, der inzwischen unter Denkmalschutz steht, befindet sich im Eigentum der Schlossturm GmbH. Die Gesellschaft ist im Besitz eines Erbbaurechtsvertrages, der noch bis zum 30. November 2041 gilt. Im Vertrag ist eine gastronomische Nutzung des Bierpinsels festgeschrieben.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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