Die „Johanna“ hat viel vor
Leiter Engin Çatık möchte seine Schule an der Ringstraße zur Gemeinschaftsschule entwickeln

Der 35-Jährige Schulleiter Engin Çatık vor dem neuen Mehrzweckgebäude. | Foto:  Schilp
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„Den Kindern und Jugendlichen wird nicht immer viel zugetraut, dabei haben sie großes Potenzial“, sagt Engin Çatık. Er leitet seit zwei Jahren die Johanna-Eck-Schule. Ihm ist es wichtig, Schüler in die Verantwortung zu bringen, sie zu beteiligen. Am Sonnabend, 11. Dezember, können sich Interessierte in der Bildungseinrichtung in der Ringstraße 103 umsehen.

Die Sache mit der Beteiligung scheint gut zu klappen. So wählte das bezirkliche Kinder- und Jugendparlament, in das alle Schulen Vertreter entsenden, kürzlich Nora aus der „Johanna“ zur Vorsitzenden und Marie zu einer ihrer Vertreterinnen. Beide sind erst 13 Jahre alt. „Zwei Siebtklässlerinnen in diesen Funktionen, das war eine Überraschung“, so Çatık. Den Mädchen macht es Spaß, sich für andere einzusetzen und eigene Ideen einzubringen, egal ob es sich um den sichereren Schulweg oder saubere Sanitärräume handelt. Auch die 15-jährige Schülersprecherin Elif ist voll bei der Sache. „Sie geht sogar freiwillig mit mir zu stundenlangen Bezirksverordnetenversammlungen“, sagt Çatık.

Marie und Nora wurden zu Vorsitzenden des Kinder- und Jugendparlaments gewählt, Elif ist Schulsprecherin. | Foto: Schilp
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Apropos Politik: Vor den großen Wahlen im September traten auch die 450 Kinder und Jugendlichen der Schule bei Juniorwahlen an die Urne und stimmten ab. Bei einem Fest grillten sie nicht nur Würstchen, sondern auch Mitglieder des Bezirksamts mit ihren Fragen. Abgesprochen wurde vorher nichts. So erkundigte sich ein Junge interessiert beim designierten Bürgermeister Jörn Oltmann (Grüne): „Lügen Sie eigentlich oft?“ Ein anderer Baustein für die Demokratiebildung, den Engin Çatık, von Hause aus Ethiklehrer, ins Spiel gebracht hat: In jeder Klassenstufe steht an zwei Wochenstunden ein besonderes unbenotetes Fach auf dem Lehrplan. In der Siebten ist es Glück, in der Achten Verantwortung, gefolgt von Zukunft und Haltung.

Entstanden ist die Integrierte Sekundarschule 2010 aus der Fusion der Werner-Stephan-Hauptschule mit der Dag-Hammarsjköld-Realschule. Zu diesem Zeitpunkt durfte sich die Werner-Stephan-Schule bereits seit zehn Jahren „Schule ohne Rassismus“ nennen, als erste in ganz Berlin. Auch die heutige Namensgeberin verweist auf Menschlichkeit und Solidarität: Johanna Eck (1888-1979) versteckte während der Nazizeit unter Einsatz ihres Lebens vier Menschen. Begraben ist sie ganz in der Nähe, auf dem St.-Matthias-Friedhof an der Röblingstraße.

An der Schule gibt es große Zukunftspläne. Im Bau befindet sich ein Mehrzweckgebäude für die teilgebundene Ganztagsschule. Dort finden die dringend gebrauchte Mensa, eine Cafeteria und ein Freizeitbereich Platz. Nächstes Jahr wird das Haus – nach einigen Verzögerungen – fertig sein. Es soll nicht nur den Schülern offenstehen, sondern auch der Nachbarschaft.

Das zweite Vorhaben: Die „Johanna“ will Gemeinschaftsschule werden, in der Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur 13. Klasse gemeinsam lernen und alle Abschlüsse machen können. Bisher gibt es im Bezirk nur eine Einrichtung dieser Art, die Friedenauer Gemeinschaftsschule. Engin Çatık ist wie etliche seiner Kollegen ein großer Freund dieser Schulform. „Bildungseinbrüche und zu frühe Auslese nach sechs Jahren können verhindert werden. Besonders Willkommensschüler, die noch nicht lange in Deutschland sind, brauchen einen geschützten Sozialraum“, sagt er.

Um die Idee zu verwirklichen, ist ein neues Gebäude auf dem Grundstück in Planung. Das 55-Millionen-Euro-Projekt ist Teil der Berliner Schulbauoffensive. Auch der Bezirk unterstützt es. Erstens will die Zählgemeinschaft aus SPD und Grünen mehr Gemeinschaftsschulen, zweitens sind die Grundschulplätze knapp. Eine Weile wird es aber noch dauern, noch ist der Grundstein nicht gelegt. Frühestens in zweieinhalb Jahren könnten die ersten Erstklässler eingeschult werden, meint Çatık.

Wer mehr wissen möchte, ist am 11. Dezember von 10 bis 13 Uhr zum Tag der offenen Tür willkommen. Besonders an Sechstklässler und ihre Eltern wendet sich das Angebot. Die Corona-Regeln sind relativ streng. Kommen können Genesene und Geimpfte, zusätzlich muss ein aktueller Test vorgelegt und eine Maske getragen werden. „Ich habe die Verantwortung für die Schüler und alle Mitarbeiter, das muss ich ernst nehmen“, so Çatık.

Weitere Infos unter Tel. 902 77 26 76 und im Internet auf johanna-eck-schule.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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