Posten im Auftrag der Polizei

Benjamin Raschke, Monique Pilgrimm und Fabian Geske in ihrem Büro im Polizeipräsidium. | Foto: Philipp Hartmann
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Überdurchschnittliche kommunikative Fähigkeiten, große Flexibilität, eine hohe Frustrationstoleranz, Kreativität, eine Prise Mut und vor allem Liebe zum Beruf. Diese Voraussetzungen sind erforderlich, um beim Social-Media-Team der Berliner Polizei arbeiten zu können. Der Berliner Woche gaben die Beamten interessante Einblicke in ihre Arbeit.

Vor vier Jahren startete die Polizei Berlin einen Twitter- und einen Facebook-Account. Seit Juni 2016 ist die Behörde auch bei Snapchat aktiv. Für die Inhalte zuständig ist das Social-Media-Team, das in einem kleinen, gemütlichen Büro im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke arbeitet und aus sechs Personen besteht. Sie alle sind Polizeibeamte – und das aus einem ganz bestimmten Grund. „Der Ansatz der Polizei ist, dass nur diejenigen eine authentische Öffentlichkeitsarbeit leisten können, die auch den Job, die Behörde und verschiedene Dienststellen kennen“, sagt Monique Pilgrimm (40). Bevor sie selbst 2015 in die Social-Media-Abteilung gewechselt ist, hat sie im LKA zehn Jahre lang Sexualdelikte bearbeitet. „Ich dachte mir: Wenn unsere Behörde so etwas Modernes macht, dann muss ich dabei sein“, erzählt sie. Ihr Kollege Fabian Geske (30) hat zuvor ebenfalls beim LKA gearbeitet. Nach Abschluss seines Bachelor-Studiums „Gehobener Polizeivollzugsdienst“ war er als Brandermittler tätig. Benjamin Raschke (34) hingegen absolvierte eine Ausbildung zum Polizeimeister und war in einer Hundertschaft im Einsatz, bevor er studierte.

Als die Social-Media-Abteilung gegründet wurde, gab es behördenintern ein umfangreiches Personalgewinnungs- und Auswahlverfahren. Monique Pilgrimm, Fabian Geske und Benjamin Raschke konnten sich neben zwei weiteren Kollegen für ihre neue Tätigkeit qualifizieren. Nun sitzen sie Seite an Seite an Computern und Smartphones, lesen und beantworten Userkommentare und informieren die Öffentlichkeit über die aktuelle Polizeiarbeit.

186 000 Menschen folgen der Polizei Berlin bei Facebook, gar 412 000 sind es bei Twitter. Die Botschaften der Beamten haben nicht nur eine entsprechend große Reichweite. Die Community erweist sich für die Behörde auch als äußerst nützlich. Wenn Ermittlungen ins Leere laufen, helfen Öffentlichkeitsfahndungen über die sozialen Medien, nachträglich doch noch die fehlenden Hinweise zu erhalten. Doch das sind nicht die einzigen Gründe, weshalb die Polizei Social Media für sich entdeckt hat. „Wir sehen uns als Fahne gegen Fake News, Hassbotschaften und Panikmache“, sagt Monique Pilgrimm. Man wolle ein verlässlicher Ansprechpartner für die Bürger sein und ausschließlich geprüfte Informationen herausgeben. Dies sei besonders wichtig, da sich heute Falschinformationen schnell verselbstständigen würden.

Einen ärgerlichen Fall habe es erst vor wenigen Wochen gegeben. „Da hat ein junger Mann mit Migrationshintergrund bei Facebook behauptet, Mitglied bei der Polizei zu sein. Dafür hat er auf einem Foto mit dem Polizeistern posiert. Viele haben das sofort geglaubt“, erzählt Pilgrimm. Weil sich seit einem Jahr hartnäckig das Gerücht hält, die Polizei werde von kriminellen Clans unterwandert, musste das Team schnell reagieren und die Falschmeldung auflösen. Imageschaden zu vermeiden, ist eine wichtige Aufgabe der Social-Media-Abteilung. Über ihren erst 2016 gegründeten Snapchat-Account versucht sie zudem, junges Publikum zu erreichen und Nachwuchs zu gewinnen. Die in verschiedenen Medien geäußerte Kritik, die Polizei würde dabei in ihrer Ansprache „zu kumpelhaft“ auftreten, nehmen sich die Mitarbeiter nicht zu Herzen. „Wir wollen eben bürgernah sein und keine staubige Behörde“, sagt Benjamin Raschke.

Nach anfänglicher Skepsis wird das Social-Media-Team inzwischen auch unter den Kollegen wertgeschätzt. Dies sei vor allem auf viele Gespräche bei den gelegentlichen Außeneinsätzen zurückzuführen. „Anfangs haben sich noch viele Kollegen schnell weggedreht, wenn sie uns gesehen haben. Jetzt ist es so, dass viele bei ihren Einsätzen gleich mitdenken, das könnte etwas für Social Media sein, und dann informieren sie uns und schicken Fotos“, berichtet Monique Pilgrimm. Sie alle, das ist im Gespräch deutlich zu spüren, lieben ihre Arbeit, die jeden Tag neue Überraschungen und Herausforderungen bereithält. Nur eine Sache, gibt Fabian Geske zu, sei nicht so schön. „Die Work-Life-Balance ist doch ziemlich unausgewogen. Wir sind fast immer irgendwie online. Das führt dazu, dass man sich im Urlaub fast dazu zwingen muss, wirklich mal abzuschalten.“

Einige besonders witzige und reichenweitenstarke Beiträge des Social-Media-Teams finden Sie hier:

Zum geretteten Hamster „Sir Henry“:
https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/photos/pcb.685307204986720/685304788320295/?type=3&theater

Zur ausgelassenen Party Berliner Polizisten im Vorfeld des G20-Gipfels:
https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/photos/a.253825908134854.1073741828.167233600127419/713496452167795/?type=3&permPage=1

Zum Wilden Westen in Schöneberg County:
https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/videos/642917885892319/

Zum schönsten Strafzettel der Welt:
https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/photos/a.253825908134854.1073741828.167233600127419/635756143275160/?type=3&theater

Zu einer Verkehrskontrolle in Charlottenburg:
https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/photos/pcb.706855522831888/706855399498567/?type=3&theater

Benjamin Raschke, Monique Pilgrimm und Fabian Geske in ihrem Büro im Polizeipräsidium. | Foto: Philipp Hartmann
Der "Sir Henry" getaufte Hamster, den Polizeibeamte in der Walpurgisnacht 2017 aus einem Park retteten und auf dem Amaturenbrett mitfahren ließen, wurde zum Social-Media-Hit. Selbst Medien in den USA berichteten. | Foto: Polizei Berlin
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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