Geflüchtete Kinder trainieren bei „Cabuwazi Beyond Borders“

Pauline ist erst zehn Jahre alt, hat die Ballerina-Figur am Vertikaltuch jedoch schon gut im Griff. Trainerin Lilien Böhl sichert ab. | Foto: Philipp Hartmann
5Bilder
  • Pauline ist erst zehn Jahre alt, hat die Ballerina-Figur am Vertikaltuch jedoch schon gut im Griff. Trainerin Lilien Böhl sichert ab.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Die gelb-roten Zelte leuchten schon von Weitem. Selbst von der Ringbahn aus sind sie über das Tempelhofer Feld hinweg gut zu sehen. Seit einem Jahr hat der Kinder- und Jugendzirkus „Cabuwazi Beyond Borders“ dort seinen festen Standort.

In drei großen Zelten wird unter Anleitung erfahrener Artisten und Sozialpädagogen täglich trainiert. Es gibt Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse in Jonglage, Trampolinspringen, am Trapez, auf dem Einrad, mit der Kugel, dem Tuch, in Akrobatik, Tanz und Theater. Die Kleinsten fangen schon mit vier Jahren an. „Wer nicht gerne auf der Bühne steht, kann auch Licht- und Tontechnik oder Regie bei uns lernen“, erzählt Ylva Queisser. Cabuwazi gibt es in Berlin auf insgesamt fünf Plätzen, neben dem Tempelhofer Feld auch in Altglienicke, Alt-Treptow, Marzahn und Kreuzberg. Träger ist die „GrenzKultur gGmbH“. Die Finanzierung wird durch den Senat, den Bund, Stiftungen und Spenden ermöglicht.

Das Besondere am Tempelhofer Standort ist die Nähe zur Gemeinschaftsunterkunft Columbiadamm. Von dort kommen regelmäßig geflüchtete Kinder und Jugendliche zum Training. Das Projekt „Cabuwazi Beyond Borders“ ermöglicht ihnen, Einblicke in den Zirkus zu bekommen und dabei gleichzeitig Deutsch zu lernen. So wie die zehnjährige Rima und ihre ein Jahr jüngere Schwester Login. Die beiden Mädchen sind 2015 mit ihren Eltern aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Schon jetzt sprechen sie so gut Deutsch, dass nicht mal der geringste Akzent herauszuhören ist. Weil in gemischten Gruppen mit deutschen Kindern trainiert wird, verbessern sich die Sprachkenntnisse ungeheuer schnell. „Viele der Kinder befinden sich noch in den Willkommensklassen. Die wichtigste Aufgabe hier und jetzt ist die Begegnung, ein Ort zum Treffen“, sagt Ylva Queisser. Sie leitet den Standort auf dem Tempelhofer Feld und arbeitet in einem alten Bauwagen, der mit eingebauten Holzspanplatten zu einem Büro umfunktioniert wurde.

Von ihrem ungewöhnlichen Arbeitsplatz aus führt sie über das Cabuwazi-Gelände, das wie ein kleines Dorf angeordnet ist. Neben den drei Trainingszelten gibt es verschiedene Container, in denen zehn Angestellte und 40 Honorarkräfte für den Zirkus tätig sind. Einige der Mitarbeiter haben selbst einen Fluchthintergrund und sind damit wichtige Bezugspersonen. In einer eigenen Metall- und Holzwerkstatt bauen Handwerker Requisiten, Podeste und andere Elemente für die Zirkusshows. Nebenan befindet sich der Kostümfundus inklusive einer kleinen Näherei.

Das Wichtigste aber sind die jungen Artisten selbst – wie Yuna (9), Pauline (10) oder Marie (11). „Ich will mal in die Staatliche Artistenschule“, lautet der Plan von Yuna. Marie möchte erst die Ballerina perfekt hinbekommen. Das ist eine Figur, die am sogenannten Vertikaltuch in luftiger Höhe kopfüber und mit gestreckten Beinen vollführt wird. Angst vor der Höhe haben sie nicht – und auch kein Lampenfieber, wenn man ihren Aussagen Glauben schenken darf. Stattdessen haben die Kinder Spaß daran, die Tricks einzuüben und diese in Shows auch vor Publikum zu zeigen.

Der „Tag der offenen Zelte“ am 27. Mai bietet die Chance, die jungen Talente live zu erleben (Zugang am Columbiadamm 84). Von 13 bis 17 Uhr gibt es einen Mitmachzirkus, Kinderschminken und um 15 Uhr eine Zirkusshow. Für diese ist aufgrund der begrenzten Platzzahl in der Manege eine Anmeldung unter tempelhof@cabuwazi.de erforderlich. Weitere Infos über „Cabuwazi Beyond Borders“ mit allen Angeboten unter http://www.cabuwazi.de/Projekte/cabuwazi-beyond-borders.php.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 112× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 230× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 213× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 67× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 276× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 629× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.