Abrechnung mit der CDU
Stadträtin Cornelia Flader tritt nach 15 Jahren aus der Partei aus und will nach der Legislaturperiode zurück in den Schuldienst

Seit 2016 ist Cornelia Flader Stadträtin für Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport in Treptow-Köpenick. Nach Ablauf der Legislaturperiode wird sie das Bezirksamt verlassen. | Foto: Philipp Hartmann
  • Seit 2016 ist Cornelia Flader Stadträtin für Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport in Treptow-Köpenick. Nach Ablauf der Legislaturperiode wird sie das Bezirksamt verlassen.
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Cornelia Flader (57), seit Oktober 2016 Stadträtin für Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport, ist mit sofortiger Wirkung aus der CDU ausgetreten.

„Dieser Schritt ist mir nach 15 Jahren Mitgliedschaft in der CDU nicht leichtgefallen. Er ist der Abschluss eines langen Weges des Auseinanderlebens auf allen Ebenen“, teilte sie mit. Ihre Erklärung am 16. Mai liest sich wie eine Abrechnung mit der Partei. „Das Fass zum Überlaufen gebracht hat die Nominierung des Kanzlerkandidaten ohne Beteiligung der Basis“, schreibt Flader. Sie kritisiert, dass leistungsstarke Fachpolitiker in der CDU und darüber hinaus kaum noch wahrgenommen würden. Aussichtsreiche Kandidaten aus dem Osten der Stadt würden gar nicht erst aufgestellt.

Mit dieser Meinung steht sie nicht allein da. Speziell Letzteres hatte auch der Abgeordnete Mario Czaja aus Marzahn-Hellersdorf vor wenigen Wochen moniert. Bei der Aufstellung der Landesliste der CDU für den nächsten Deutschen Bundestag hatte er sich um einen vorderen Listenplatz beworben, dann aber gegen Thomas Heilmann aus Steglitz-Zehlendorf den Wahlgang verloren. Czaja kritisierte danach, dass auch alle anderen sicheren Plätze an „Kandidaten aus Bezirken westlich des Brandenburger Tors“ gegangen sind. Kandidaten aus den östlichen Bezirken wie Lichtenberg, Pankow, Marzahn-Hellersdorf oder eben auch Treptow-Köpenick wiederum sind auf den ersten zehn Plätzen nicht zu finden.

Für Cornelia Flader ist das aber noch längst nicht alles. „Die Maskenaffäre und die orientierungslose Pandemiepolitik sowie eine fehlende bis unprofessionelle Kommunikation runden das Bild einer in sich zerrissenen Volkspartei ab, in der es nur noch um die Sicherung der eigenen Machtansprüche geht“, erklärt die Stadträtin. „Intransparente Hinterzimmerpolitik zieht sich bis in die bezirklichen Strukturen hinein und lässt mich bestürzt zurück. Es ist ein offenes Geheimnis, dass eine vertrauensvolle oder überhaupt eine Zusammenarbeit mit dem CDU-Kreisvorsitzenden (Maik Penn, der jetzt erneut fürs Abgeordnetenhaus kandidiert, Anm. d. Red.) nicht gelungen ist.“

Der CDU-Kreisverband bedauert die Entscheidung, "zumal Frau Flader zu keinem Zeitpunkt einen ihrer nunmehr angeführten Gründe innerhalb der Gremien der CDU angesprochen hat", heißt es in einer Presseerklärung. 

Nach dem Austritt aus der CDU wird Cornelia Flader dem Bezirksamt bis zum Ende der Legislaturperiode im September als parteiloses Mitglied angehören. Auf unsere Nachfrage hin erklärte sie, dass sie ihre Arbeit bis dahin weiter „mit höchstem Engagement“ fortführen wolle. Flader, die in Altglienicke wohnt, verheiratet ist und einen Sohn hat, war viele Jahre lang als Leiterin in verschiedenen Schulen tätig. Sie unterrichtete außerdem Deutsch in der Grundschule. Bis sie 2016 Stadträtin wurde, leitete sie die Schule am Buntzelberg in Bohnsdorf. In der Lokalpolitik ist sie seit ihrem Einitritt in die CDU 2005 aktiv. Von 2006 bis 2011 war sie Bürgerdeputierte im Schulausschuss, dann engagierte sie sich als Bezirksverordnete im Schul- und Jugendhilfeausschuss sowie in den Ausschüssen für Integration, Eingaben und Beschwerden.

Fünf Jahre pure Fortbildung

In den jetzt knapp fünf Jahren im Amt als Stadträtin habe sie viele tolle Menschen kennengelernt. Angetreten sei sie als Fachfrau für Schule. Die Arbeit im Bezirksamt, wo sie auch die Abteilungen Kultur und Sport leitet, habe ihren Horizont unheimlich erweitert. „Es waren fünf Jahre Fortbildung pur“, bilanziert Cornelia Flader.

Tolle Erfolge in dieser Zeit seien unter anderem gewesen, die Renovierung der Regattatribüne in Grünau, das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Union und den Mellowpark voranzubringen. „Was ich noch nicht erreicht habe, ist, einen Standort für die Erweiterung der Albatros-Schule zu finden. Das ärgert mich auch.“ Sie habe gemerkt, dass sie als Stadträtin nicht so viel gestalten könne wie als Schulleiterin. „Das hat mir wirklich gefehlt.“ Nach dem Ende der Legislaturperiode möchte Cornelia Flader in den Schuldienst zurückkehren. Als Beamtin stehen ihr mehrere Optionen offen. „Das ist gar nicht schlimm“, betont sie. Im Bezirksamt hätte sie durchaus gern weitergemacht, allerdings nur, wenn sie den Rückhalt ihrer Partei gehabt hätte.

Authentisch zu sein, sei ihr immer wichtig gewesen. „Ich kann mich nicht verbiegen.“ Ihr Austritt aus der CDU ist laut Flader nicht gleichbedeutend mit ihrem Ausscheiden aus der Politik. Ein Wechsel in eine andere Partei sei schwierig, aber nicht komplett auszuschließen. Sie habe sogar bereits entsprechende Anfragen bekommen. Darüber wolle sie nun in Ruhe nachdenken. Über Facebook sei ihr nach ihrer Ankündigung viel Respekt für ihre Arbeit gezollt worden. Darüber habe sie sich sehr gefreut.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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