Ein Jahr früher in Rente
Innenministerin will ehrenamtlich Engagierte besonders privilegieren

Tun Sie in Ihrer Freizeit etwas Gutes für die Gesellschaft? Meinen Sie, dass Ihr Engagement genügend gewürdigt wird? Um diese Würdigung scheint es der Bundesinnenministerin gegangen zu sein, als sie kürzlich einen früheren Renteneintritt für Ehrenamtler vorschlug.

Nancy Faeser (SPD) hatte wohl in erster Linie all jene Katastrophenhelfer im Sinn, die freiwillig in den vergangenen Wochen und Monaten gegen die Folgen von Überschwemmungen, Bränden und anderen Naturkatastrophen ankämpften. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland äußerte sie die Idee, dass man jene privilegieren könnte, die über Jahre "Dienst an der Bevölkerung" geleistet haben, zum Beispiel indem man sie ein Jahr früher in Rente schickt. Die Ministerin hat damit dankenswerterweise die Frage aufgeworfen, wie Ehrenamt angemessen gewürdigt werden kann. Denn hier herrscht durchaus ein Defizit.

Ein früherer Renteneintritt ist jedoch eine Art von Entlohnung. Und die Frage ist berechtigt, ob dann Ehrenamt noch Ehrenamt ist. Und was ist mit jenen, die selbst für ihr Alter vorsorgen müssen, wie Selbstständige? Zudem zielt der Vorschlag stark auf das institutionalisierte Engagement, also auf Engagierte in Freiwilligen Feuerwehren und Technischen Hilfswerken, bei denen der geleistete Einsatz eher "abrechenbar" ist. Menschen, die sich zwar lebenslang freiwillig engagieren, aber nicht immer im selben Bereich, werden es schwer haben, einen Anspruch geltend zu machen. Und dann, fürchte ich, wird auch eine Debatte über die Vergleichbarkeit der Ehrenämter nicht ausbleiben. Leistet eine Vorleserin in einer Kita so viel wie ein Sanitäter? Ja, meine ich. Beiden gebührt unsere höchste Wertschätzung. Die ist aber weniger eine Frage der Sozialversicherung.

Sollte jahrelanges Ehrenamt durch einen früheren Renteneintritt belohnt werden?
Autor:

Hendrik Stein aus Weißensee

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