Für die Ärmsten der Armen: Vor 130 Jahren kaufte der Orden der Alexianer einen Bauernhof

Dieses imposante Gebäudeensemble der Alexianer prägte vor etwa 100 Jahren Neu-Weißensee. | Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
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  • Dieses imposante Gebäudeensemble der Alexianer prägte vor etwa 100 Jahren Neu-Weißensee.
  • Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
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Das St. Joseph-Krankenhaus an der Gartenstraße ist heute ein fester Bestandteil der Berliner Krankenhauslandschaft.

In ihm werden vor allem psychisch kranke und suchtkranke Menschen behandelt. Begonnen hat alles vor 130 Jahren. Am 13. Februar 1888 kaufte die Kongregation der Alexianerbrüder für 135 000 Mark einen Bauernhof in Weißensee. Das Haus an der heutigen Gartenstraße war zwar leer geräumt, aber immerhin übernahmen die Ordensbrüder noch acht Pferde und vier Kühe. Als dann die ersten drei Brüder das Haus bezogen, mussten sie feststellen, dass die Pferde sehr klapprig und darum schnellstens zu verkaufen waren.

Von dem Erlös konnten sie zumindest eine Zeit lang ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die ambulante Krankenpflege, der sie sich von Anfang an verschrieben hatten, brachte kaum Einnahmen. Die Brüder halfen vor allem den Ärmsten der Armen. Es dauerte noch bis November 1888, bis es neben der kirchlichen auch die staatliche Genehmigung für die Errichtung dieser neuen Niederlassung der Alexianerbrüder gab. Gleich darauf begannen die Planungen für das neue Krankenhaus. Am 17. Juli 1889 konnte der Grundstein gelegt werden und am 1. Dezember 1892 erfolgte die Einweihung.

Im Juli 1893 folgte die staatliche Genehmigung zum Betrieb einer Pflegeanstalt für psychisch Kranke. Von da an lebten die Alexianerbrüder Tag und Nacht mit den Patienten zusammen und verbrachten viel Zeit mit ihnen. Bei kirchlichen Visiten wurde stets bemängelt, dass bei dieser Arbeitsbelastung für die Brüder das kirchliche Leben zu kurz komme. Darum wurde 1908 die Planung einer Kapelle auf dem Krankenhausgelände in Angriff genommen, die zwei Jahre später geweiht werden konnte.

Nach arbeitsreichen Jahren brach mit der NS-Zeit für das psychiatrische Krankenhaus eine schwere Zeit an. Es hatte sich immer wieder gegen Hetzkampagnen zu wehren. Später wurde ein Teil des Krankenhauses beschlagnahmt und in ein Nothospital umgewandelt. Zunehmend ließ das NS-Regime Lungenkranke einweisen.

Nach dem Krieg musste auf Beschluss der Alliierten diese Lungenabteilung wieder aufgelöst werden. 18 Alexianerbrüder nahmen ihre Arbeit mit psychisch kranken Menschen wieder auf. Aber ab 1953 wurde es aufgrund der politischen Verhältnisse in der DDR für das Krankenhaus erneut immer schwieriger, Unterstützung aus dem Mutterhaus in Neuss zu bekommen. Der damalige Bischof von Berlin setzte sich aber vehement für den Erhalt dieser einzigen katholischen Psychiatrie in der DDR ein.

1968 übernahm schließlich die Diözese Berlin das Krankenhaus. Erst im Jahre 1990 konnten die Alexianer nach dem Mauerfall wieder voll die Verantwortung für das St. Joseph-Krankenhaus übernehmen. Vor 20 Jahren begannen dann Umgestaltungsarbeiten auf dem Krankenhausgelände. Es wurden neue Pavillonbauten errichtet, die heute zum Krankenhausensemble gehören.

Die heutige Versorgungsregion des Krankenhauses umfasst den gesamten Bezirk Pankow mit all seinen Ortsteilen und rund 400 000 Einwohnern. Das St. Joseph-Krankenhaus ist heute ein Zentrum für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Es bietet auf diesen Gebieten eine individuelle Diagnostik und Therapie auf dem aktuellsten Stand der medizinischen Wissenschaft an. Außerdem befinden sich unter seinem Dach Tageskliniken und ambulante Versorgungseinrichtungen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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