In allen Systemen für die Patienten da gewesen
Vor 125 Jahren eröffneten die Alexianer ihr Krankenhaus

Blick vom Innenhof auf das Hauptgebäude des St. Joseph-Krankenhauses und die Kirche. | Foto: Bernd Wähner
7Bilder
  • Blick vom Innenhof auf das Hauptgebäude des St. Joseph-Krankenhauses und die Kirche.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Das St. Joseph-Krankenhaus an der Gartenstraße ist heute ein fester Bestandteil der Berliner Kliniklandschaft. Dieser Tage können seine Mitarbeiter und Patienten den 125. Geburtstag des Krankenhauses feiern.

Im St. Joseph werden vor allem psychisch kranke sowie suchtkranke Menschen behandelt. Vom Kaiserreich bis in die Jetztzeit durchlebte das Krankenhaus zahlreiche Höhen und Tiefen. Stets wurde es dabei von christlichen Werten getragen, mit denen sich die Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder als Gründer und Träger des Krankenhauses für notleidende Menschen einsetzte.

Alles begann bereits vor 130 Jahren. 1888 kaufte die Kongregation der Alexianerbrüder zunächst einen Bauernhof in Weißensee. Das Haus an der heutigen Gartenstraße war zwar leer geräumt, aber immerhin übernahmen die seinerzeit drei Ordensbrüder acht Pferde und vier Kühe. Von der Landwirtschaft konnten sie zumindest eine Zeitlang ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die ambulante Krankenpflege, der sie sich von Anfang an verschrieben hatten, brachte kaum Einkommen. Die Brüder halfen vor allem den Ärmsten der Armen.

Schon 1888 begannen die Planungen für die Errichtung eines neuen Krankenhauses. Im folgenden Jahr konnte der Grundstein gelegt werden. Im Juli 1893, also vor 125 Jahren, folgte die staatliche Genehmigung zum Betrieb einer Pflegeanstalt für psychisch Kranke. Von da an lebten die Alexianerbrüder Tag und Nacht mit den Patienten zusammen und verbrachten viel Zeit mit ihnen. Bei kirchlichen Visiten wurde stets bemängelt, dass bei dieser Arbeitsbelastung für die Brüder das kirchliche Leben zu kurz komme. Deshalb wurde 1908 die Planung einer Kapelle auf dem Krankenhausgelände in Angriff genommen, die zwei Jahre später geweiht werden konnte.

In dieser Kirche fand nun auch zum Jubiläum der Festgottesdienst unter Leitung von Domprobst Tobias Przytarski statt. Als Ehrengast beim anschließenden Festakt konnten die Klinik-Mitarbeiter und Patienten die Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Dilek Kolat (SPD), begrüßen. Sie würdigte die Einrichtung als festen Bestandteil psychiatrischer Versorgung in der Region, denn die Patienten kommen aus dem gesamten Bezirk Pankow, aber auch aus umliegenden Ortsteilen.

Kolat hob hervor, dass angesichts steigender Patientenzahlen in ganz Berlin die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, aber auch die Prävention zunehmend in den Fokus rücke. Sie selbst plane für Berlin ein Projekt zur Prävention von psychischen Erkrankungen.

Dr. Hartmut Beiker, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung der Alexianerbrüder, blickte in seiner Festrede detaillierter auf die 125-jährige Geschichte des Krankenhauses zurück. Die Stiftung ist heute Träger des Krankenhauses. Beiker erinnerte an die Verbrechen an psychisch Kranken im Rahmen der sogenannten T4-Aktion in der NS-Zeit, in der sie deportiert und ermordet wurden. Trotz des Widerstandes der Alexianerbrüder wurden aus dem St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee 280 Patienten verschleppt.

Während der DDR-Zeit war das Krankenhaus als einziges katholisches Fachkrankenhaus zahlreichen Repressalien unterworfen. Vor der endgültigen Schließung bewahrte es der damalige Erzbischof Kardinal Bengsch. Er sorgte dafür, dass die Leitung vom bischöflichen Ordinariat übernommen wurde. Erst im Jahre 1990 konnten die Alexianerbrüder wieder voll die Verantwortung für das St. Joseph-Krankenhaus übernehmen.

Vor zwanzig Jahren begannen dann Umgestaltungsarbeiten auf dem Krankenhausgelände. Es wurden neue Pavillonbauten errichtet, die inzwischen zum Krankenhausensemble gehören.

Das St. Joseph-Krankenhaus ist heute ein Zentrum für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Es bietet auf diesen Gebieten eine individuelle Diagnostik und Therapie auf dem aktuellsten Stand der medizinischen Wissenschaft an. Außerdem befinden sich unter seinem Dach Tageskliniken und ambulante Versorgungseinrichtungen.

Hartmut Beiker hob hervor, dass das St. Joseph-Krankenhaus sich damals wie heute nicht nur durch seine fachliche, sondern besonders durch seine menschliche Atmosphäre und das Engagement seiner Mitarbeiter auszeichne. Basis seien dabei die christlichen Werte und das verantwortungs- und vertrauensvolle Miteinander. Die Devise sei dabei: „So viel Einheit wie nötig und so viel Freiheit wie möglich“

Weitere Informationen auf www.alexianer-berlin-weissensee.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 420× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 404× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 351× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 388× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.705× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.